BGH prüft §129-Verfahren gegen sächsische Nazis

Vor ziemlich genau einem Jahr beschloss das Landgericht Dresden, dass die sächsische Neonazi-Kameradschaft “Sturm 34″ keine kriminelle Vereinigung sei. Das fiel auf. Mir auch. Links ist man da ja weniger zimperlich.

Obwohl die Nazis von Sturm 34 gemeinsam Menschen angreifen, schwer verletzen und nicht nur einmal, fand das Gericht sinngemäß, sie seien für eine ordentliche Vereinigung zu blöd und sprach sogar einige frei.

Die Staatsanwaltschaft hatte Revision beantragt, und nun nimmt sich der Bundesgerichtshof der Sache an. Ich werde trotzdem nicht glauben, dass es damit wieder gerecht zugeht, aber bemerkenswert ist es doch.

NPD-Blog berichtet detailliert über den Fall.

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Seized

http://artlaboratory-berlin.org/html/de-ausstellung-archiv.htm Ausstellung des Art Laboratory Berlin über das Critical Art EnsembleDas Art Laboratory Berlin zeigt im Oktober die Ausstellung "Seized" (Beschlagnahmt) von Critical Art Ensemble (CAE) und dem Institute
for Applied Autonomy (IAA)
als dritte Ausstellung im Rahmen der
Ausstellungsserie Kunst und Recht.

Auf diese Ausstellung bin ich wirklich gespannt und freue mich außerdem sehr darüber, dass Steve Kurtz für eine Woche nach Berlin kommt. Noch so ein kritischer Wissenschaftler/Künstler, der mal eben fix zum Terroristen wurde und jahrelang sehr großen Ärger hatte. Und nicht nur er, sondern noch viele andere. Ich habe darüber schon geschrieben und auch auf den Film "Strange Culture" hingewiesen; von Lynn Hershman mit Tilda Swinton in der Rolle seiner Frau.

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Innenpolitische Pläne

Statewatch hat wieder interessante Dokumente ausgegraben: die Abschlusserklärung des Treffens der G8-Innen- und Justizminister im Mai (Final
Declaration: Rome, 30th May, 2009: G8 ministerial meeting of
Justice and Home Affairs)
und die Anti-Terrorismus-Erklärung der G8 während des Gipfels in Italien (G8
Declaration on Counter Terrorism
).

Falls irgendwer gedacht haben sollte, dass der Komplex Kinderpornographie & Internetsperren eine deutsche Angelegenheit sei:

We believe, in particular, that consideration should be given to aggressive measures such as the creation of a blacklist of sites containing child pornography, aimed at blocking navigation to paedophile sites and/or measures to increase the reporting of child pornography as appropriate in our various legal systems. The blacklist could be run by some international organizations. This blacklist could be updated and disseminated by international organisations, then adapted where necessary and implemented by appropriate domestic organisations.  (S. 5, Innen- u. Justizminister).

Run by some international organizations? Hm. Ja.

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Frontex: Libertas? Securitas? Justitia?

Deckblatt der Frontex-Broschüre, http://www.imi-online.de/2009.php3?id=2002Frontex ist die "Europäischen Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen", oder EU-Grenzschutzagentur. Was das genau heißt, erklärt z.B. frontexwatch. Die Auswirkungen der Agentur gibt es in den ständigen Berichten über etwa im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge zu sehen und zu lesen. Frontex selber schmückt sich mit dem Zusatz "Libertas – Securitas – Justitia" (Freiheit – Sicherheit – Gerechtigkeit).

Die Informationsstelle Militarisierung e.V. (IMI) hat eine Broschüre herausgegeben, in der das mit Fragezeichen versehen wird. WissenschaftlerInnen und AktivistInnen haben Wissenswertes "über
Arbeitsweise, Einsätze, Probleme bei und Widerstände gegen die
europäische Grenzschutzagentur" aufgeschrieben haben:
FRONTEX – Widersprüche im erweiterten Grenzraum.

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Terror

Vor acht Jahren trafen sich in Italien die G8. Dieses Jahr auch, aber nicht annähernd so spektakulär. Während des Gipfels 2001 fand etwas statt, das den Namen Terror tatsächlich verdient. Die juristische Aufarbeitung ist noch immer nicht abgeschlossen. Ein ganzes Büro hat in Genua Jahre damit zugebracht, Materialien aufzuarbeiten und damit den AnwältInnen zuzuarbeiten, die beschuldigte AktivistInnen verteidigen. Es ist auch versucht worden, das Offensichtliche vor Gericht zu verhandeln: Übergriffe der italienischen Polizei und Carabiniere (Teil des Militärs). Dabei sind verschiedene Filme entstanden, die z.B. dabei halfen, zu demonstrieren, wer wen zuerst angegriffen hat.

Verarbeitet wurden 500 Stunden Video, 15.000 Fotos und 1800 Polizeifunk- und -telefongespräche (aus dem Beweismaterial der Gerichtsverfahren). Viele Lügen konnten so aufgeklärt werden. Wenig überraschend wurden beschuldigte Beamte im Zweifel nach oben wegbefördert, während viele DemonstrantInnen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.

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Zwei Jahre

Vor zwei Jahren haben sie unsere Wohnng vor einer Stunde verlassen.

Gestern ist unser Sohn sieben geworden. Wahrscheinlich haben alle Eltern an Geburtstagen ihrer Kinder irgendwann an eine kurze Rückblende dazu, wie es gerade vor .. Jahren war. Ich auch. Bei uns ist das seit zwei Jahren an die Ereignisse am nächsten Tag gekoppelt. Fühlt sich an, als sei es zehn Jahre her.

Was habe ich eigentlich vorher gemacht? Und was ist aus meinem früheren Leben geworden? Ich würde nicht sagen, dass mich das am meisten ärgert, aber es ärgert mich auch sehr, dass diese Sachen, die mir wichtig waren, sehr weit weg gerückt sind. 

Wegen eines Haufens unfähiger Vollidioten.

Der Geburtstag war trotzdem schön.

mg für Fortgeschrittene

Die Komplexität der mg-Verfahren verwirrt selbst diejenigen JournalistInnen, die bemüht sind, die Dinge korrekt darzustellen. Es wurde allerhand darüber berichtet, dass die Ermittlungen gegen weitere vier Beschuldigte eingestellt wurden. Aber welche jetzt? Dass die meisten (nachvollziehbarerweise) nicht besonders erpicht darauf sind, namentlich genannt zu werden, macht das Ganze nicht einfacher. 

Das Verfahren gegen Andrej wurde jedenfalls nicht eingestellt.

13 Beschuldigte – 5 Aktenzeichen – 8 Einstellungen

Das Einstellungsbündnis hat dankenswerterweise diese Grafik zur Illustration gebastelt und auch erklärt.

Grafik mg-Verfahren

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Forschungsfragen und Erkenntnisgewinn

Es begibt sich hin und wieder, dass ich Anfragen bekomme, ob ich bereit wäre, der Forschung behilflich zu sein und ein paar einfache Fragen zu beantworten.

So auch letzte Woche, gleich zweimal: eine Diplomarbeit zu „Frauen in der Blog-Szene“, und eine von der Uni Augsburg, Institut für Medien und Bildungstechnologie. Letztere stellt sich am besten selbst vor:

als aktive Bloggerin und Medienaktivistin hast Du es sicher schon längst bemerkt: Online-Marketing durchdringt mehr und mehr das Web 2.0. Immer öfter werden Webuser dazu animiert, werbende Inhalte durch Posts und Links zu verbreiten (Viral Marketing).

Und mittendrin – Du, eine von Deutschlands Topbloggern. Was Du bloggst, erreicht Tausende Leser und User. Verlockend für Werber. Aber: Was denkst Du über Viral Marketing?

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Da waren’s nur noch vier – weitere Einstellungen im mg-Verfahren

(Oder fünf, oder so. Wer weiß das schon)

Da ist er nun, der Artikel, und das ist ein schöner Grund, die Urlaubspackerei noch kurz zu unterbrechen:

Spiegel Online: Bundesanwälte blamieren sich mit überzogener Überwachung

Das Verfahren gegen die drei Freunde von Andrej, gegen die seit September 2006 wg. Mitgliedschaft in der mg ermittelt wurde, ist im Juni eingestellt worden. Die Post brauchte dann noch drei Wochen, bis sie bei den AnwältInnen ankam, aber wir wollen ja nicht pingelig sein. Die BAW hat es auch nicht leicht. Wahrscheinlich fehlte wieder das Personal, um den Brief einzuschmeissen (Datum des Schreibens: 23. Juni, Eingang: 14. Juli).

Leider haben sie irgendwie vergessen, das Verfahren gegen Andrej einzustellen, dem ja original das Gleiche wie seinen drei Freunden vorgeworfen wird. Bis auf die zwei Treffen mit einem der drei anderen, denen die versuchte Brandstiftung vorgeworfen wird.

Die Schmankerl: Bis zu 180.000 Euro in den Sand gesetzt, um von einem forensischen Institut in Münster DNA-Proben der Beschuldigten mit ca. 180 Seiten Papier abzugleichen, auf denen sog. SBS (Selbstbezichtugungsschreiben) der mg standen. Ergebnis: negativ.

Jetzt verstehe ich, warum die Auswertung der DNA-Proben so lange gedauert hat. Ist ja auch ein bisschen peinlich. (siehe: DNA-Proben, Spucke für Frau Harms, Die BAW und die DNA)

Oder:

Bei der Hausdurchsuchung im Sommer 2007 beschlagnahmten die Ermittler
dann ein Buch des russischen Revolutionärs Leo Trotzki, das Mitglieder
der "mg" zu einem ihrer akademisch-länglichen Traktate als
Literaturhinweis aufgeführt hatten.

Das kannte ich noch gar nicht, erinnert mich aber sehr an die bei uns durchsuchende Ordnungskraft, die ihren Chef fragen musste, ob Bourdieu "relevant" sei, als sie ihn aus dem Bücherregal zog.

Ob das Elend nun damit (für die drei) ein Ende hat, wird sich zeigen.

Wiederaufgewärmter Anti-Atom-Terrorismus

In Berlin wurden z.B. gerade zwei Leute, deren §129a-Verfahren aus den 90ern schon lange eingestellt ist, als ZeugInnen für das sog. Tarnac-Verfahren vorgeladen – das ist das Verfahren in Frankreich, wo sie den Philosophen Julien Coupat als Texteschreiber verfolgen. Der musste nach Monaten auch wieder aus der Haft entlassen werden, weil schon vor der Festnahme bekannt war, dass sich wer anders die Sachen für sich reklamierte, die den Beschuldigten vorgeworfen werden.

Die Verfolgungsbehörden sind ja relativ fantasielos. Ständig wiederkehrendes Motiv: wenn irgendwo der Bahnverkehr gestört wurde, müssen Terroristen am Werk gewesen sein. Warum eigentlich immer ausgerechnet die Eisenbahn? Und Atommülltransporte. Und die Zeitschrift Radikal, die ja gerade wieder zu Ehren gekommen ist. Hochnotgefährlich, das alles.

Jedenfalls existiert die "Goldene Hakenkralle" noch, die schon damals benutzt wurde, um sich gegen die Verfahren zu wehren. Ich erinnere mich dunkel an sehr hübsche Kabarett-Nummern vor ca. 10 Jahren, in denen die von der BAW so titulierten "Autonomen Führungskader" eine wesentlich Rolle spielten.

Die beiden jetzt Vorgeladenen haben die Aussage verweigert und einer von beiden soll dafür 800 Euro "Ordnungsgeld" bezahlen.

Wir sehen: wo die BAW mal zugebissen hat, entwickelt sie einen Beißkrampf und lässt nicht los. Das verspricht nichts Gutes.

Ferien

Plauer See

Wir sind dann mal offline. Dringende Kommentare solange am besten per Mail.

Es ist einiges liegengeblieben, aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend.

Geht mal raus!

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