Ex-Spione reden über Geheimdienste

whysVor einem Monat, direkt nach der Enthüllung, dass Merkels Handy abgehört wird, gab es bei „BBC World Have Your Say“ eine Sendung, die ich eben erst gefunden habe. Interessant dabei ist, dass bei den sechs Gästen auch drei sind, die selbst für u.a. CIA, MI5 und DGSE gearbeitet haben. Also Geheimdienste der USA, Großbritanniens und Frankreichs.

Es reden eine Stunde lang:

How do countries spy on each other?

Diplomatic relations between America and its allies continue to show strain after revelations of large-scale intelligence gathering on citizens, and the interception of some leaders‘ phones.

But how do agencies like the National Security Agency gather such large quantities of information?

We speak to those who have worked for intelligence agencies around the world about the realities of eavesdropping and surveillance.

Zum Nachhören beim BBC.

Annie Machon hat die Sendung bei Vimeo hochgeladen:

Die Netzpolitik der Großen Koalition

trb_icon_144_bigger.. besprach ich heute kurz in der Sendung Trackback von Radio Fritz. Das könnt Ihr hier nachhören, ab exakt Minute 30:00:

Netzpolitik gibt es ja eigentlich nicht, es ist ein Querschnittsthema, das viele andere klassische Politikfelder berührt. Entsprechend war nicht genug Zeit, alles Wichtige auch nur zu erwähnen.

Macht aber eigentlich auch nicht soo viel, weil ja noch gar nicht bekannt ist, was in der UADA (Unterarbeitsgruppe Digitale Agenda) beschlossen wurde – die Dokumente ändern sich immer noch und freuen dann die, die die neuen Fassungen bekommen und veröffentlichen können. Einfacher wäre, wenn sie direkt veröffentlicht würden, aber das geht aus irgendwelchen Gründen nicht.

Ich habe beim Versuch, mir einen Überblick zu verschaffen, allerhand Zwischenstände und Interpretationen gelesen. Bitte schön:

23. November

Thomas Stadler / Carta: Koalition plant DNA-Rasterfahndung

21. November

Ilja Braun / Carta: Aktuelle Koalitionspapiere zu UADA, Kultur- und Wirtschaftspolitik (Update)

Markus Beckedahl / netzpolitik.org: Koa-Leaks: Neues aus #UADA, Wirtschaft sowie Kultur und Medien

Jelka Lerche, und / Zeit Online: Jetzt ein Internetministerium! Mit Infografik

Petra Sorge / Cicero: …hält Schwarz-Rot die Netzpolitik für einen Witz? Interview mit Lars Klingbeil

Digitale Linke: Koalitionsverhandlungen: Unterarbeitsgruppe „Digitale Agenda“ streicht Forderung nach Internetausschuss und Internet(staats)minister

20. November

Ilja Braun / Carta: Die digitale Agenda der großen Koalition

Jan Moenikes: Digitale Agenda für Deutschland 2013-2017: Ein Werkstattbericht (Update)

19. November

Digitale Gesellschaft: Keine Netzneutralität für Mobilfunk; Formulierungen zum Netzwerkmangement lassen viel Raum für Verletzung der Netzneutralität; DPI-Reglungen zu schwammig

Halina Wawzaniak: Ein Blick auf die Digitale Agenda einer Großen Koalition

Digitale Linke: Digitale Linke veröffentlicht Vorlage zur Netzpolitik aus den Koalitionsverhandlungen

18. November

Patrick Beuth /Zeit Online: Schwarz-Rot entschärft seine Netzpolitik

14. November

Markus Beckedahl / netzpolitik.org: Koalitionsverhandlungen beschwören den Geist von ACTA in Deutschland

24. Oktober

Erik Meyer / Politik Digital: Koalitionsverhandlungen via Twitter? plus Storify dazu, das regelmäßig aktualisiert wird.

Bei Twitter findet Ihr das Thema über den Hashtag #UADA.

Meine NSA-Zeitleiste, deine NSA-Zeitleiste

zeitleiste-dresdenÜber die Unfähigkeit deutscher Medien, das Netz zu benutzen

Heise hat heute morgen eine Zeitleiste zu den Snowden-Leaks gelauncht. Nicht ganz passend wird sie als NSA-Überwachungsskandal bezeichnet, obwohl es ja um deutlich mehr Geheimdienste als nur den NSA geht. Aber darum geht’s hier nicht.

Zeitleisten zu den Leaks sind an sich gut und hilfreich für alle, die versuchen, halbwegs den Überblick zu behalten.

Was ich in letzter Zeit ärgerlich finde ist, dass die diversen Online-Versteher_innen und Wir-sind-das-Netz-Medien nicht in der Lage sind, das Netz dazu zu nutzen, wozu es gut ist: zum Vernetzen. Und jetzt haben wir also nicht eine gut aufbereitete Zeitleiste, sondern zig davon. Jeweils mit den Berichten des eigenen Mediums. Manche immerhin mit Links auf die Original-Meldungen, manche nicht mal das. Manche haben auch bloß Foto-Klickstrecken. Braucht auch niemand wirklich. Niemand klickt, blättert, liest sich mal eben von vorn bis hinten durch alles, was wir seit Juni erfahren haben. Es ist zu viel. Eine Zeitleiste oder Chronologie hilft zum Nachschlagen, beim Recherchieren, oder als Grundlage einer Analyse oder Zusammenfassung. Sonst braucht das einfach niemand, behaupte ich.

Sicher gibt es mehr, viele enden irgendwann, z.B. diese von heute.de: Die NSA-Spähaffäre – eine Chronologie (aber es gibt auch viele andere). Vor meinem inneren Auge sehe ich zig Praktikant_Innen oder Volontär_innen, die aus den jeweils eigenen Archiven stupide Meldungen copy&pasten.

Wie schön wäre, wenn es eine Kooperation gäbe. Wenn die Original-Meldungen übersichtlich sortiert wären, dazu gern die Interpretationen und zusätzlichen Recherchen oder de jeweilige Bedeutung nach Ländern, Geheimdiensten, Technologien sortiert. Erstellt von einem Team von Volos von Heise, Golem, Spiegel Online, Süddeutsche, die gemeinsam EIN Projekt betreiben. (Und die diversen Medien sich endlich dazu durchrängen, auch anderswohin zu verlinken.)

Undenkbar, ich weiß.

Foto: rhoadeecha via Photopin BY-NC-ND-Lizenz

Border Check zeigt, wo Daten reisen

Die Browser-Erweiterung „Border Check“ bietet Hilfe bei einer in den letzten Monaten vieldiskutierten Frage: wie bzw. wo bewegen sich meine Daten durch’s Netz? Eng verbunden damit ist die Frage, wie und ob wir kontrollieren können, an welchen Geheimdienst-Anzapf-Stationen unsere Daten vorbeikommen. Wo ist das Netz sicher? Das bewegt ja zuletzt auch die Bundesregierung, die gern ein deutsches oder wenigstens europäisches Netz hätte, in der Annahme, wir hätte noch nie von deutschen Geheimdiensten oder der Idee der Vorratsdatenspeicherung gehört.

Border Check löst das Problem nicht, zeigt aber, wo und an welchen Stationen vorbei sich Daten bewegen. In eigenen Worten:

Border Check illustriert die physischen und politischen Realitäten der Infrastruktur des Internets. (Read me)

Und:

As one surfs the net, data packets are sent from the user’s computer to the target server. The data packets go on a journey hopping from server to server potentially crossing multiple countries until the packets reach the desired website. In each of the countries that are passed different laws and practices can apply to the data, influencing whether or not authorities can inspect, store or modify that data. (Border Check, Centro de Arte y Creación Industrial)

Border Check ist noch nicht ganz fertig, was bedeutet, dass die Add-Ons für Firefox, Chromium, Galeon, Chrome oder Safari (nur OSX/Unix, nicht für Windows) selbst zusammengebaut werden müssen. Die fertigen Add-On-Dateien soll es aber demnächst geben.

Hier wird in nachvollziehbaren Schritten gezeigt, wie’s geht und was Ihr dann mit Border Check sehen könnt.

Hier gibt’s noch Tips und einen Hinweis auf dem IRC-Kanal zum Projekt, wo weitere Fragen gestellt werden können. Border Check ist ein Open-Source-Projekt mit GPL v3-Lizenz.