Neu: Noch Mehr Terror!

Kernthema: Neues vom Terrorismus. Den hätten wir ja fast schon vergessen, nicht? Sind nicht alle eher extrem gerade?

Fefe forscht weiter und hat vor kurzem das aktuelle Terror-Thermometer vorgestellt:

 Fefes Terror-Thermometer 2010

Und die Legende:

Das wird so berechnet: seit 2005 sammle ich Zeitungsartikel von
Online-Zeitungen, u.a. Spiegel, Tagesspiegel, DPA, Reuters, Ria Novosti,
Tagesschau, Heute, Guardian, BBC, New York Times. In diesen Artikeln
schmeiße ich die Navigationselemente weg. Dann suche ich nach:

  1. *terror*
  2. *gefahr*
  3. *gefähr*
  4. *anschlag*
  5. *anschläg*

Und
diesen Wert teile ich durch die Anzahl der Artikel in der Datenbank und
plotte das pro Tag. Wir sehen hier also, wieviel Terror unsere Medien
uns pro Artikel so servieren.

Ganz neu gibt passend dazu den Terror-Report 2010 von Europol, TESAT 2010 (lokale Kopie).

Dass Terror-Phobie ein Auslaufmodell ist bestätigt die dazu ausgegebene Pressemitteilung vom 28.4.:

Terror-Taten nahmen 2009 ab

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Durchsuchung bei so36.net

Und wenn ich nicht mehr weiterweiß.. durchsuche ich mal wieder so36.net, um mir vor größeren Ereignissen Linksradikale Terroristen Extremisten zu konstruieren. So oder so ähnlich scheint die Berliner Staatsanwaltschaft zu funktionieren – immerhin ist in ein paar Tagen 1. Mai. Und Soldaten verhöhnen geht ja nun gerade gar nicht. Und Websites hosten, auf denen Soldaten.. Satire nicht mögen dürfen nur die anderen nicht.

Erst letzt Woche kokettierte ein hier ungenannt bleibendes CCC-Mitglied öffentlich bei der taz-Veranstaltung ‚Mein Profil gehört mir?!‚, dass seine Mail bei Googlemail ja sicher besser aufgehoben wäre als etwa bei so36.net. Tja. Ich bleibe dabei, dass es mir lieber ist, zu wissen, dass Behörden Interesse an meiner Post haben (bspw. so36.net), statt es nur zu ahnen (Google).

Heute vormittag gegen 11 twitterte es

Derzeit durchsucht
die Polizei mindestens eine Wohnung von Menschen aus dem so36.net.
Weitere Updates und eine Pressemitteilung folgen.

Eine Stunde später

Die soll nun bei
den Servern weiter gehen.

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Privatsphäre ist ein Prozess – Wendy M. Grossman über die 4. PrivacyOS

Weitgehend unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit fand am 12./13. April in Oxford der 4. Privacy Open Space statt, im Rahmen des des EU-Projektes „PrivacyOS“ (Privacy Open Space), koordiniert vom
Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD). Wendy M. Grossman war da und hat in ihrem Blog net.wars ein paar Beobachtungen aufgeschrieben, die ich der Einfachheit halber übersetzt habe, weil sie einen guten Überblick geben:

Data-mining the data miners

Der Fall der ermordeten kolumbianischen Studentin Anna Maria Chávez Niño, der diese Woche beim Privacy Open Space vorgestellt wurde, enthält beide Extreme des Rätsels Privatsphäre, das von einer Welt aufgegeben wird, in der 400 Millionen Menschen die intimsten Details über sich und ihre FreundInnen auf einer einzigen Plattform veröffentlichen, die einem Unternehmen gehört. Die Zusammenfassung: Chávez lernte ihre Mörder bei Facebook kennen; ihr Bruder hat sie gefunden – auch bei Facebook.

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„Das andere Geschlecht“ zum Nachhören und Angucken

Es ist viel über das Panel „Das andere Geschlecht“ gesagt worden. Mehr noch über die Begleiterscheinungen, nicht so viel über den Inhalt. Das re:publica-Team hat inzwischen die Audios der dokumentierten Veranstaltungen fertig und veröffentlicht, und darunter auch die Aufnahme unserer Veranstaltung:

Wir freuen uns weiterhin sehr über Kommentare zum Inhalt der Diskussion.

Kurzmeldung – Computerwoche: Die elf besten deutschsprachigen Ein-Personen-Blogs

Die Computerwoche hat sich die Frage gestellt "Welche Blogs sind lesenswert und welche
nicht?"

Vorgestern haben sie ihr Ergebnis bekanntgegeben. Warum es genau 11 Blogs sind, wird nicht erklärt. annalist jedenfalls ist dabei und damit kann ich mich ab jetzt mit dem Titel "Eins der besten deutschsprachigen Ein-Personen-Blogs aus Sicht der Computerwoche" schmücken. Und das freut mich schon, auch wenn ich die Gesellschaft der anderen zehn Blogs mindestens überraschend finde. Vielen Dank!

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Linkliste zu Relevanz, Bloggerinnen und was dann kam – Work in Progress

Ich bin sicher, dass schon jetzt Seminararbeiten in Vorbereitung sind zum Thema Neuer Feminismus im Netz (4.0, oder so). Das ist im Grunde gar keine neues Phänomen. Ich erlaube mir, für mich und andere, die es vielleicht auch gebrauchen können, eine Übersicht anzufangen, die mit meinem Rant über die Meinungsmacher-Serie von dctp.tv anfängt. Danach sind eine Menge Artikel erschienen, die sich auf die eine oder andere Weise darauf oder sonst aufeinander bezogen und ich habe den Überblick verloren.

Die Themen scheren mal nach hier und mal nach da aus – es geht um die Frage von Relevanz und Wichtigkeit in der Blogosphäre, um frauenfeindliche Kommentare, um die Präsenz von Bloggerinnen bei der re:publica. Eigentlich bräuchte ich ein Mindmap.

Es folgt eine völlig subjektive Auswahl, bitte ergänzt sie in den Kommentaren. Es geht nicht um alle feministischen Artikel des jetzten halben Jahres, sondern die, die sich auf diese konkrete Debatte beziehen. Basis ist die Linksammlung der Mädchenmannschaft, an deren Erstellung ich wiederum beteiligt war. Es ist unvollständig.

November 2009:

Anne Roth – annalist: “Wichtige Blogs”

canesco – freitag.de: “Wichtige Blogerinnen!”

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„Mein Profil gehört mir“ als Video

Diese Veranstaltung war nicht großartig, aber für’s Archiv und alle, die sie gern sehen und hören wollen, hier die Aufnahme von „Mein Profil gehört mir?!“ am 13. April im Rahmen des mediatuesday bei der taz.

  • Christian Heller (Futurist) aka plompomplom
  • Michael Horn (Chaos Computer Club)
  • Timo Luthmann (mensch.coop)
  • ich
  • und als Moderatorin Julia Seeliger

re:publica – Beobachtungen II

Wie schon in den Beobachtungen I angedeutet, konnte ich mit dieser re:publica deutlich mehr anfangen. Das ist leider in dem ganzen Theater darüber, ob Trolle normal seien, untergegangen.

Meine vorläufig letzte Bemerkung dazu: wenn ich Texte schreibe, die auch nur in Ansätzen als feministisch gedeutet werden könnten, sinkt das Intelligenz-Niveau der Kommentare sichtlich. Wenn ich Texte schreibe, die dazu provozieren, mir technische Dinge zu erklären (unahängig davon, ob ich darum gebeten habe), sinkt es teilweise. Bei allen anderen Texten finde ich den Kommentarstil hier in diesem Blog sehr angenehm. Deswegen halte ich die aktuell zahlreichen Erklärungen, dass es wahlweise eingebildet oder selbstverschuldet sei, wenn frauenfeindliche Kommentare erscheinen, für den misslungenen Versuch, ein Phänomen wegzureden. Wo ich zustimmen würde: es trifft nicht generell Frauen, sondern trifft u.a. Feministinnen/feministische Texte. Und andere, die zu ernsthaft auf bestehende Machtungleichheiten hinweisen.

So, und damit würde ich jetzt gern das Thema wechseln, weil mir das nämlich auch keinen Spaß macht.

Sehr nett war die Einladung von Jens Scholz, bei Was am Internet in Deutschland wirklich hassenswert ist mitzumachen, zusammen mit Caro Buchheim und Bov Bjerg – wir kannten uns vorher gar nicht. Anfangs war ich etwas skeptisch, ob mein komisches Talent dafür ausreicht und von alleine wäre ich auch wirklich NIE auf die Idee gekommen, aber es hat auf jeden Fall Spaß gemacht. Inkl. etwa solchen Feedbacks wie "Dass die auch lustig sein kann, hätte ich nie gedach!". Andere fanden mich höflich ‚etwas gedämpft‘, was ich aber hiermit nochmal damit erklären möchte, dass ich in der Nacht davor bis 2 Uhr morgens den folgenden Tag vorbereitet habe, um 3 von meiner ins-Bett-gemacht-habenden Tochter geweckt wurde und um 7 wieder aufgestanden bin, um meinen Sohn in die Schule zu bringen. Sonst bin ich selbstverständlich so munter wie ein Fisch im Wasser. Donnerstag hingegen wäre ich eingeschlafen, wenn ich die Augen geschlossen hätte.

Gestreamt wurde nicht, weswegen es ein einmaliges Erlebnis bleibt, das gefühlt 200 Leute auf gefühlt 20 qm erleben durften. Mein größter Lacherfolg war ‚das Blog vs. der Blog‘, und ich muss sagen, dass ich in den Tagen danach verschiedentlich erlebt habe, dass Leute ganz unauffällig wieder von ‚dem Blog‘ schreiben. Bovs Intro gibt es aber als Video zu sehen, weil es bei der Veranstaltung mit fast identischem Titel von Felix Schwenzel nochmal gehalten wurde, und die wurde gestreamt (und brachte es prompt sogar zu einer Abhandlung in der Morgenpost). Ich habe leider den Anfang verpasst, aber das soll auch lustig gewesen sein. Als ich kam, geschah allerdings etwas Unerwartetes: Es wurde ernst. Felix Schwenzel tat, was ich mich nie trauen würde und konstatierte a) dass wir (BloggerInnen) alle irgendwie links sind (da habe ich auch mehr Zweifel) und b) dass das Internet schlecht ist, weil die Welt schlecht ist und wir also uns daran machen müssen, das zu ändern. So ungeheuer Oldschool, dass ich meinen Ohren kaum traute. Und dann: Höflicher Applaus. Sowas würde ich schon deswegen nicht machen, weil ich fliegende Eier befürchten würde. Soweit zu Wahrnehmung und Realität der Blogosphäre.

Ebenfalls ganz schön Oldschool daher kam Geert Lovink, Netz- und Medientheoretiker, der so unaussprechliche Dinge in den Mund nahm wie die Aussage, dass wir alle von etwas leben müssen und der Hype darum, dass alles frei (und umsonst) sein solle und allen alles gehöre, falsch sei. Hat mir sehr gut gefallen. Unabhängig von solchen ‚Kleinigkeiten‘ kann ich ihn nur empfehlen als jemand, der dem Hype nicht hinterherhechelt, sondern mit klaren politischen Ideen das Netz ziemlich rational betrachtet.

Bis das Video zu "Radical Critique of Free Culture" online ist, hier erstmal das Interview bei dctp.tv

 

Auch gut gefallen hat mir die Hälfte des Talks A Twitter Revolution without Revolutionaries von Evgenij Morozow, die ich per Stream gesehen habe. Tendenz: Die Revolution findet auf der Straße statt, nicht im Netz. Natürlich wesentlich elaborierter, aber das werde ich mir bei Gelegenheit noch ganz anhören. Auch hier vorläufig erstmal das dctp.tv-Interview

Und: Miriam Meckel zu Privacy und zu Frauen im Netz.

Insgesamt ist mein Eindruck, dass es allerhand interessante Veranstaltungen gab, von denen ich die meisten nicht gesehen habe, weil ich lieber die Gelegenheit zum ganz normalen Sprechen mit Menschen genutzt habe. Das ewige Konferenz-Dilemma: Reden oder Zuhören und Nachdenken?

Aktuell scheint sich der Eindruck durchzusetzen, dass die Konferenz-Dokumentation von dctp.tv übernommen wurde, aber ich habe selber! gehört, dass Johnny Häusler gesagt hat, dass die Aufnahmen der Veranstaltungen demnächst online sind, also warten wir das gelassen ab.

Das dctp.tv-Team war ziemlich fleißig, die Auswahl lohnt sich, angesehen zu werden. Ich sage jetzt nicht nochmal, was ich daran bedauerlich fand, s.o., aber die Frage ist ja auch noch offen, ob 20% jetzt viel oder wenig ist. Und wessen Sache es ist, das zu ändern.

In der Annahme also, dass die Inhalte auch hinterher noch zu sehen sein würden, habe ich lieber den Klassentreffen-Aspekt (Zitat Anke Gröner) betont und mich mit nette Leuten unterhalten und neue kennengelernt. Weitgehend vorbei gegangen an mir ist z.B. bisher die Antville-Community, anscheinend sowas wie die PionierInnen des Bloggens. Gestartet irgendwann in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts, benannt nach der Plattform und schon länger geschlossen für neue Blogs. Ich erinnere mich, da mal vorbei gekommen zu sein, als ich nach einer Blog-Plattform suchte, und da war auch schon zu. Sehr nette Umgebung, soweit ich das bisher beurteilen kann (was ich nicht wirklich kann).

Auch sehr angenehm war die Bekanntschaft des Teams der Mädchenmannschaft und vielen anderen engagierten feministischen Bloggerinnen, das ausführliche Plaudern mit alten Bekannten des Open Data Networks und vielen anderen.

Fazit: es hat sich gelohnt.

Haben Sie eigentlich Angst vor Terroristen?

Zum Ausgleich mal wieder was Ernsthaftes. Nachdem ich bei der re:publica nach jahrelanger Lesebekanntschaft endlich Bov Bjerg kennengelernt habe, hat er uns heute ins Mehringhoftheater eingeladen. 25 Jahre Jahre Mehringhoftheater. Um Haaresbreite hätte ich mich totgelacht. Das Sahnehäubchen war der Gast im Programm, Marc-Uwe Kling, der sich auch mit Terrorismus beschäftigt.

re:publica – Beobachtungen I oder „Lutsch das Mikrofon, Schlampe!“

Das.. war.. doch.. erstaunlich intensiv, dieser neue Selbstfindungsversuch der bloggenden Menschen. Jedenfalls vor zwei Jahren kam mir das so vor, als ob vor allem sehr viele Leute, mit denen ich sonst nie im Leben zu tun hätte, mantrahaft vor sich hinmurmeln "Wir sind etwas ganz besonderes, wir sind etwas ganz besonderes, und ihr versteht es nur nicht, aber wir sind total toll". Entsprechend bin ich letztes Jahr auch gar nicht hingegangen.

Wenn mich nicht Susanne Klingner – die dann leider LEIDER nicht kommen konnte – von der Mädchenmannschaft angestubst hätte, mit ihr gemeinsam das Panel "Das andere Geschlecht" vorzuschlagen, wäre ich womöglich dieses Jahr auch nicht hingegangen. Ich habe mich 1,5 Stunden mit Anna Berg, auch Mädchenmannschaft ("Ihr durchtriebenen, miesen Fotzen") und Klaus Schönberger, ZHdK (Doing Gender, kulturelles Kapital und Praktiken des Bloggens) unterhalten. Ich glaube, wir waren nicht schlecht, auch wenn zwangsläufig nicht alle zufrieden waren. Nachdem wir verschiedenste Aspekte der Diskriminierung von Frauen im Netz, der Entstehung von Wichtigkeit und Relevanz und ob die wichtig sind, unterschiedlichen Zugang zum Bloggen, die Frage, ob das Netz nicht bloß die Realität abbildet und wo eigentlich die Erwartung herkommt, im Netz sei alles anders, diskutiert hatten, fragte ganz am Ende jemand, ob wir mal beschreiben könnte, was für Frauen im Netz eigentlich anders sei. Es bräuchte also viel mehr als 1,5 Stunden, nur, wer hört dann noch zu?

Das Publikum war sehr angenehm und gar nicht feindselig, was etwa angesichts des Niveaus der aktuellen Piraten-Genderdebatte auch hätte anders sein können. Antje Schrupp merkte hinterher an, dass es zuviel um Frauen als Opfer und zuwenig um Wünsche, Projekte, Erfahrungen ging. Maike Hank hat die Diskussion ein bisschen nachgezeichnet. In den Kommentaren dort wird kritisiert, dass zuwenig Neues gesagt wurde. Stimmt. Der Spagat dazwischen, vor nicht einschätzbarem Publikum nicht unverständlich und gleichzeitig nicht langweilig sein zu wollen, ist ein unlösbares Dilemma, fürchte ich. Manchen war es etwas zu zäh, schade, aber es gab auch viele positive Reaktionen. Ich jedenfalls habe sowas noch nie gemacht und fand das Resultat soweit in Ordnung.

Völlig überschattet wird die Diskussion von dem, was im Chat zum Veranstaltungsstream geschah. Piratenweib hat das sehr detailliert dokumentiert (unappetitlich!). Der Chat wurde überschwemmt mit Müll, der von einigen als sexistische Gewaltandrohungen und strafrechtlich relevante Pädophilie, von anderen als das gewöhnliche Verhalten von sog. Trollen interpretiert wird. Daraufhin wurde auch die Website von Piratenweib derart attackiert, etwas schwächer auch ein Artikel in der Süddeutschen (Frauen klicken anders) zum selben Thema. Klug wie immer dazu Antje Schrupp: Zwei, drei Gedanken zum Panel “Sexismus
im Netz”
. Lantzschi hat einen sehr persönlichen Appell geschrieben, mutig. Außerdem Anke Gröner, Sammellmappe, Loopkid.

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