Lieber Afrikaner

Bei Extra 3 gab es gerade den neuen Film von Alexander Lehmann über afrikanische Flüchtlinge, Frontex und die ‚Festung Europa‘:

Europa. Freiheit, Frieden und Solidarität.

Seit vielen Jahren verbreiten wir Europäer Freiheit, Frieden, Wohlstand und Freude in Afrika. Höchste Zeit, dass dies den Afrikanern mal in einem verständlichen Image Film erklärt wird.

Idea, script, Animation: http://www.alexanderlehmann.net
Voice, recording: http://www.ewsiemon.de
Music: Ludwig van Beethoven
(eingespielt von der US Navy Band, gemeinfrei)

Mehr Infos / Belege:

„Festung Europa: Krieg gegen Flüchtlinge“ Fernsehbeitrag vom SWR:
(Alternativer Link (kurze Version) )
Zeit.de „Willkommen in Europa“:
Zeit.de „Kinderknast von Lesbos“

Nie wieder Einkesseln?

Telepolis meldet, dass in London letzten Samstag bei einer Demonstration vor der ägyptischen Botschaft gelungen sei, mit Hilfe eines neuen Smartphone-Tools einen Polizeikessel zu verhindern. Offenbar sind große stundenlange Polizeikessel für die zahlreichen Studierenden-Demos in London ein Ärgernis. Dagegen wurde jetzt Sukey entwickelt. Der Name leitet sich von einem Kinderreim ab:

Polly put the kettle on, Sukey take it off again.

(Das englische ‚kettle‘ (Teekessel) steht wie im deutschen auch für den Polizeikessel.)

Das System besteht bislang aus einem Twitterfeed, einem Text-basierten Warnservice und aus eine Online-Demo-Karte, die laufend aktualisiert wurde und über Smartphones verfügbar war. Gleichzeitig tweetete Sukey kurze Zusammenfassungen der Ereignisse, zudem auch. wo sich die Demonstranten befinden und insbesondere, wo sich die Polizei gerade zum Kesselbau anschickte. (Telepolis)

Mit den britischen Bedingungen kenne ich mich nicht aus, aber hierzulande gleitet das sicherlich am Rand der Legalität entlang, denn alles, was als Aufruf zu Straftaten gewertet werden kann, ist verboten. Dazu kommt, dass es in Deutschland relativ selten zu großen Kesseln kommt, die lange stehen bleiben. Bei großen Demonstrationen aber könnte sowas schon hilfreich sein.

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Gedanken zu Ägypten 2.0 – This revolution will be televised

(..wobei es ja anscheinend gerade für die ägyptische Revolution nicht so gut aussieht.)

Ich verfolge krankheitsbedingt die Ereignisse in Ägypten nur ausschnittsweise. Aber was anderes als Momentaufnahmen ist mit Sicherheit auch für die nicht möglich, die rund um die Uhr online sind.

Wie schon bei den Aufständen in Tunesien ist es gut, über die verschiedenen Social-Media-Kanäle viele ganz unterschiedliche Dinge über Ägypten zu sehen und zu lesen. Feedreader, Chat, Twitter, Facebook, Mail: Ägypten. Als Internet und Mobilfunknetze abgeschaltet wurden, war live zu beobachten, wie sich Leute koordinierten, um Alternativen zu schaffen und dazu gegen die Unternehmen zu protestieren, die verwickelt waren.

Phasenweise kam es mir vor wie die Globalisierungsproteste des vergangenen Jahrzehnts. Die wurden nicht nur groß, weil viele auf die Straße gingen, sondern auch, weil es erstmals zeitnah andere Informationen gab: über Indymedia. Bilder und Timelines noch am gleichen Tag, die die konventionellen Medien Lügen straften. In unschlagbarem Tempo, einfach weil niemand sonst soviele KorrespondentInnen vor Ort hatte. Weil es erstmals möglich war, etwas online zu veröffentlichen, ohne selbst eine Website zu haben, und zu kommentieren, was andere schrieben – um einer Perspektive auf ein Ereignis eine andere hinzuzufügen. Heute ist nichts selbstverständlicher als das, aber vor zehn Jahren gab es das sonst nirgends.

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Indymedia: Britische Polizei postet undercover Falschinformationen

Indymedia Sheffield veröffentlichte gestern einen Artikel, der beschreibt, dass die britische Polizei noch weit mehr tut, als sexuelle Kontakte zu AktivistInnen zu pflegen und an Treffen und Demonstrationen teilzunehmen – dass das stattfindet, überrascht niemand in politischen Bewegungen wirklich. Nicht allgemein bekannt war bisher, dass mindestens seit August 2008 Artikel und Kommentare auf Indymedia-Websites von Rechnern gepostet werden, die den Sicherheitsbehörden zugeordnet werden können.

Update: Inzwischen wurde eine Liste sämtlicher Kommentare veröffentlicht, die von Rechnern mit den entsprechenden IP-Nummern gepostet wurden

Die wöchentlich erscheinen AktivistInnen-Flugschrift Schnews hat Freitag Details veröffentlicht: Einzelne Indymedia-Gruppen, deren Server normalerweise keine IP-Adressen speichern, machen bei destruktiven Kommentaren Ausnahmen, um deren IPs filtern zu können. Dabei fiel u.a. die IP 62.25.109.196 auf, die zum Server gateway303.energis.gsi.gov.uk gehört. GSI steht für Government Secure Intranet, ein Netzwerk der britischen Regierung, zu dem auch das Netzwerk der britischen Polizei Zugang hat. Das GSI-Netzwerk dient u.a. dazu, ein sicheres Proxy-Netzwerk zu bieten, das seinen NutzerInnen Anonymität garantiert.

In Kommentare bei Indymedia, die von den GSI-IPs gepostet wurden, wurden private Informationen über AktivistInnen veröffentlicht, politische Kampagnen angegriffen und zum Stören friedlicher Proteste aufgerufen. Es gab Kommentare zu laufenden Gerichtsverfahren, Angriffe gegen bekannte politische AktivistInnen oder Informationen, die nur der Polizei bekannt waren. Zwei Postings – vom 21. Januar und 9. Juni 2010 – enthalten Kontaktinformationen potentieller Ziele der Tierrechtsbewegung: eines Pelzladens in Leeds und eines Tierzirkusbesitzers.

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Daniel Domscheit-Berg über IMMI, die Icelandic Modern Media Initiative

Der 27. Kongress des CCC ist zuende. Es gab jede Menge interessante Vorträge und Diskussionen, die es alle auch als Video geben wird. Was mir am besten gefiel werde ich hier nach und nach vorstellen und euch wärmstens empfehlen.

Mit Abstand am meisten Presse-Interesse gab es für Daniel Domscheit-Berg. Der sprach über die Isländische Initiative zu Modernen Medien (IMMI). Heute auch noch über das neue Projekt OpenLeaks, aber das gibt’s noch nicht als Video, deswegen kommt das später.

Qualifiziert über Wikipedia reden

Poster der Wikipedia-Konferenz Critical Point of View in AmsterdamIch habe am Sonntag das Vergnügen, mich mit Geert Lovink, Thomas König, Mathias Schindler und Anja Krieger öffentlich über Wikipedia unterhalten zu können, im Rahmen der „Wikipedia: Ein kritischer Standpunkt“ in Leipzig.

Damit das möglichst qualifizert passiert, setze ich auf Crowd-Sourcing, also Eure Meinung:

Was gibt es zu Wikipedia noch zu sagen? Zu kritisieren? Zu loben? Funktioniert das Verhältnis Eigener Anspruch – Praktische Realität? Welche Relevanz haben Konflikte zwischen den Beteiligten bzw. zwischen UserInnen und Aktiven für das Projekt Wikipedia? Welche Bedeutung haben die Arbeitsstrukturen für das Funktionieren? Ich interessiere mich auch für konkrete Beispiele, die die selbsterklärte ‚Objektivität‘ oder ‚Neutralität‘ ad absurdum führen, mit der ich erklärtermaßen meine Schwierigkeiten habe.Und natürlich Punkte, die hier nicht extra aufgeführt sind.

Bitte wascht hier keine dreckige Wäsche, das ist für alle Nichtbeteiligten auf jeden Fall sinnlos und unerfreulich. Kurze!, mit Fakten bzw. Beispielen angereicherte Argumente wären mir am hilfreichsten.

Aus der Ankündigung: Weiterlesen

Globale Filmfestival startet in Berlin

Das kleine, aber sehr feine 6. Globale Filmfestival startet am Donnerstag in Berlin. Mein Lieblingsfilmfestival. Don’t miss it.

Ohne Verein und Honorar wird die Globale aus purer Überzeugung organisiert. In eigenen Worten:

„Die Welt zu Gast bei Freunden“ – so trällerte die PR zur Fußball-WM in Deutschland vor
vier Jahren. Ein bisschen Nestwärme im kalten Wind der Globalisierung und die
gemütliche Idee, dass man mit der Welt nur etwas zu tun bekommt, wenn man sie einlädt.
Um noch viel folgenreichere Selbsttäuschungen, um trügerische Fassaden,
Hetzkampagnen und die Politik, die mit Bildern gemacht wird, geht es auch auf der
globale10. Und auch eine Fußball-WM steht wieder bevor, aber die Verlierer stehen hier
schon fest, bevor das erste Tor gefallen ist: die Tausende, die bei der Zurichtung
Südafrikas für das große Spektakel im Wege waren, deren Häuser eingeebnet wurden,
weil ihr Anblick von einer anderen Welt erzählt hätte, als die schönen Bilder; Von
Menschen, die den Preis zahlen für die Krisen, Verbrechen und Raubzüge des
marodierenden Kapitals. 
 
Vom 27. Mai bis 6. Juni findet in Berlin die 6. globale statt – mit rund 35 Filmprogrammen
im Kino Moviemento, mit Workshops, Filmscreenings und Aktionen im öffentlichen Raum,
und wie immer mit leidenschaftlichen Debatten. Vor allem auch mit Filmemacher_innen
und anderen Gästen, die sich in ihrer Arbeit für eine solidarische Welt stark machen und in
ihrer Kritik keine falschen Kompromisse eingehen. 

 Die Themen:

Und ausführlich in einem hübschen kleinen Programmheftchen.

 

Warum hat Berlin eigentlich kein Freies Radio?

Frage: Warum hat Berlin eigentlich kein Freies Radio?
Antwort
: Weiss ich auch nicht.

Spendenaufruf HerbstradioIch habe eine ungefähre Ahnung, warum das so ist und es ist nicht schön. Es wäre komisch, wenn es nicht so tragisch wäre, dass Berlin – diese supercoole voll-kreative-und-so Stadt – nur Dudelfunk-Radios hat, und jede Radio-Initiative, die irgendwie intelligent und/oder anders ist, gleich wieder abschaltet. Seit vor langer, langer Zeit Radio 100 aufgekauft wurde, ist es sehr düster hier. Mal mit der Ausnahme von Radio Multikulti. 

Eine Antwort auf die Frage wäre bei der mabb – Medienanstalt Berlin Brandenburg zu suchen. Naja, weites Feld. Hier geht’s auch nicht ums Jammern, sondern darum, dass ein reales Licht am Horizont erschienen ist. Allein, es fehlt das Geld.

SPENDET, WENN IHR EIN ANDERES RADIO WOLLT!

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26C3 – 26. Chaos Communication Congress zum Nach-Gucken

26c3 LogoDer 26. Chaos Communication Congress ist vorbei und kann sich über mangelnde Aufmerksamkeit nicht beklagen. Ich habe ein bisschen ge-gastbloggt und bin wieder zuhause, virtuell wie ganz real. Weil der Kongress ein Kongress ist, findet viele Sachen außerhalb der Vortragssäle statt. Zudem hat der CCC am Berliner Congress Center einen Narren gefressen. Das hat den kleinen Haken, dass zuwenig Platz ist und quasi unmöglich, die Vorträge zu sehen, die gut sind. Dazu ist nämlich nötig ist, eine halbe Stunde oder mehr vor Beginn einen Platz zu besetzen, inkl. der Kleinigkeit, dass von teils bizarr-autoritären Zuständigen verhindert wird, sich einen Platz freihalten zu lassen. Dafür gibt es nachvollziehbare Gründe, aber man muss die verstehen wollen, um sie verstehen zu können.

Wie dem auch sei, ich habe nur wenige Veranstaltungen live erlebt und bin sehr begeistert davon, dass zum regulären Service gehört, alle Vorträge aufzuzeichnen, life zu streamen und später als Audio- und Video-Dateien ins Netz zu stellen. 

Meine Empfehlungen:

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One World Berlin startet mit „Terrorists: The Kids They Sentenced“

In einer Woche beginnt das sechste ONE WORLD BERLIN Filmfestival für Menschenrechte und Medien. Der Eröffnungsfilm ist Terrorists: The Kids They Sentenced, Schweden 2003.

Header One World Filmfestival 09

Als es beim EU-Gipfel in Göteborg 2001 zu Ausschreitungen bei den von
Globalisierungskritiker_innen organisierten Massenprotesten kommt,
schlägt der schwedische Staat mit aller Macht zurück. Rund 460
Demonstrant_innen werden festgenommen, 14 davon zu langen Haftstrafen
verurteilt. In den Augen der Regierung handelt es sich bei ihnen um
„Terroristen“. Stefan Jarl und Lukas Moodysson zeichnen ein anderes
Bild: In bewegenden Interviews erzählen einige der jungen
Aktivist_innen von ihren Motivationen, sich an den Protesten zu
beteiligen, der Kritik an einer ungerechten Wirtschaftsordnung sowie
ihren traumatischen Erfahrungen mit staatlicher Gewalt. 

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