Seda Gürses über Privatsphäre, Datenschutz, Überwachung

A Critical Overview of 10 years of Privacy Enhancing Technologies

Seda Gürses hat beim 27c3 eine knappe Stunde über Privatsphäre, Datenschutz, Überwachung gesprochen. Sie hat einen kritischen Blick auf den Stand der Forschung zu diesen Themen innerhalb der Informatik geworfen, einer meiner Favoriten beim letzten Kongress des CCCs. Sehr dicht und vor allem für Nicht-InformatikerInnen, die sich etwa aus netzpolitischer oder überwachungskritischer Perspektive mit den Themen auseinandersetzen, sehr lehrreich.

Neben der Geschichte der akademischen Auseinandersetzung mit Datenschutz und Privatsphäre beschäftigt sie  sich insbesondere mit Anonymisierung; Fazit: sie funktioniert nicht. Bleibt die Frage: Was dann? Weitere Themen: Ist Identitätsmanagement eine Lösung? Warum fließt soviel Geld in die Forschung dazu? Wer hat daran ein Interesse? Sie schließt mit Empfehungen für ForscherInnen und EntwicklerInnen. Ich hoffe, dass die gehört werden.

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„It’s good to know you looked the beast in the eye and didn’t flinch“

Diese Zitat von Steve Kurtz aus dem Film „Strange Culture“ würde auch zu Nick Merrill passen.

Mir haben in den Jahren nach Andrejs Verhaftung öfters Menschen gesagt, dass sie große Achtung für unsere Courage hatten, dem Wahnsinn zu widerstehen. Das hat uns gefreut und uns auch viel Kraft gegeben. In diesem entscheidenden Jahr nach der Festnahme hatte ich nicht das Gefühl, bewusst und aktiv Widerstand gegen irgendwas zu leisten. Gefühlt gab gar keine Alternative.

Das würde vielleicht auch auf Nick Merrill zutreffen, nur dass sich unsere im Vergleich zu seiner Situation ziemlich unspektakulär ausnimmt.

Und die Geschichte geht weiter: Nick wurde von Rop Gonggrijp zum 27. Kongress des CCC eingeladen. Heute erschien in der New York Times ein Artikel dazu, welche Bedeutung es auch im aktuellen Fall des Suppoenas gegen Twitter zu Wikileaks hat, das Nick sich erfolgreich gegen ein FBI Gag Order gewehrt hat: Twitter Shines a Spotlight on Secret F.B.I. Subpoenas

Nick hat beim 27c3 einen extrem beeindruckenden Talk gehalten: The importance of resisting Excessive Government Surveillance

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Rop Gonggrijp fünf Jahre nach „We lost the war“

Das mir die Keynote von Rop Gonggrijp gefiel, stand hier schon. Jetzt gibt es sie auch zum Angucken. Englisch, gut erzählt, roter Faden, rund – lohnt sich:

Fünf Jahre nach „We lost the war“ ist er nicht mehr ganz so pessimistisch. Bzw. schon pessimistisch, aber deswegen nicht mehr so schlecht gelaunt.

Diana McCarty hat ihn beim Kongress für Reboot FM interviewt. Dem Interview ist ein bisschen anzumerken, dass so ein Kongress zu viele Interviewanfragen generiert..

(Die gesamte Sendung bei Soundcloud)

Daniel Domscheit-Berg über IMMI, die Icelandic Modern Media Initiative

Der 27. Kongress des CCC ist zuende. Es gab jede Menge interessante Vorträge und Diskussionen, die es alle auch als Video geben wird. Was mir am besten gefiel werde ich hier nach und nach vorstellen und euch wärmstens empfehlen.

Mit Abstand am meisten Presse-Interesse gab es für Daniel Domscheit-Berg. Der sprach über die Isländische Initiative zu Modernen Medien (IMMI). Heute auch noch über das neue Projekt OpenLeaks, aber das gibt’s noch nicht als Video, deswegen kommt das später.

We come in peace – 27c3

Es ist diese Zeit im Jahr. Zwischen Weihnachten und Neujahr. Chaos Communication Congress, vier Tage lang. Diese Zeit, in der überall Berichte über diese … Trommelwirbel … Hacker erscheinen.

Ich kann den Besuch nur empfehlen, wobei der Kongress für dieses Jahr ausverkauft ist, falls sich noch wer auf den Weg machen wollte. Alle Veranstaltungen werden aber gestreamt, können also live überall per Internet verfolgt werden. Es ist nicht erforderlich, große technische Kenntnisse zu haben, aber ein gewisses Maß an Toleranz gegenüber pickeligen Nerds hilft.

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Der Auftakt-Vortrag („Keynote“) wurde von Rop Gonggrijp (sprich: Chongchreip) gehalten und famos – und sicher nicht ganz unabsichtlich – falsch verstanden. Zusammen mit dem  mehrdeutigen Kongress-Motto „We come in peace“ steht im deutschen Blätterwald sinngemäß zu lesen, er hätte die Hacker aufgefordert, jetzt aber wieder lieb zu sein.

Ich glaube, das war ein Missverständnis. Was er eigentlich gesagt hat, kann nachgelesen werden: Rop Gonggrijp – My Keynote at 27c3. Lohnt sich auch ohne Missverständnis sehr.

Danach gab es zwei Vorträge, die ich leider verpasst habe: Jérémie Zimmermann über EU-weite netzpolitische Themen und Alvar Freude über deutsche Netzpolitik des letzten Jahres. Die Aufzeichnungen (wie von allen anderen Veranstaltungen) wird es später geben.

Dann ging es um die bevorstehenden Volkszählung, die uns nächstes Jahr beschäftigen wird. Nehmt das nicht erst zur Kenntnis, wenn Ihr die Bögen in der Hand habt, die ausgefüllt werden müssen. Es ist schonmal gelungen, eine Volkszählung zu verhindern und die war Pippifax im Vergleich zu dem, was jetzt kommt.

Zur Netzneutralität gab es eine Diskussion zwischen Falk Lueke, Andreas Bogk und Scusi, die live vom Deutschlandfunk gestreamt und auch moderiert wurde. (Überhaupt begleitet der DLF den Kongress ziemlich aufwendig, schade, dass das auf der DLF-Website nicht so einfach zu finden ist).

Was bei Podiumsdiskussionen Seltenheitswert hat, fand zur Netzneutralität statt: es wurde kompetent und kontrovers diskutiert und Unterhaltungswert hatte es auch.

Meine letzte Veranstaltung des Tages war das Podium zum Stand der Vorratsdatenspeicherung auf EU-Ebene. Der war die Lobby-Organisation im Rücken deutlich anzumerken, aber das ist ja nicht schlecht, wenn das Ziel ist, bei EU-Institutionen tatsächlich was zu erreichen. Und es gibt viel zu tun: die EU-Direktive zur Vorratsdatenspeicherung wird jetzt evaluiert. Davon hängt ab, wie es damit weitergeht. Die Pro-VDS-Organisationen sind sehr aktiv, deswegen sollten wir das auch sein.