Warum hat Berlin eigentlich kein Freies Radio?

Frage: Warum hat Berlin eigentlich kein Freies Radio?
Antwort
: Weiss ich auch nicht.

Spendenaufruf HerbstradioIch habe eine ungefähre Ahnung, warum das so ist und es ist nicht schön. Es wäre komisch, wenn es nicht so tragisch wäre, dass Berlin – diese supercoole voll-kreative-und-so Stadt – nur Dudelfunk-Radios hat, und jede Radio-Initiative, die irgendwie intelligent und/oder anders ist, gleich wieder abschaltet. Seit vor langer, langer Zeit Radio 100 aufgekauft wurde, ist es sehr düster hier. Mal mit der Ausnahme von Radio Multikulti. 

Eine Antwort auf die Frage wäre bei der mabb – Medienanstalt Berlin Brandenburg zu suchen. Naja, weites Feld. Hier geht’s auch nicht ums Jammern, sondern darum, dass ein reales Licht am Horizont erschienen ist. Allein, es fehlt das Geld.

SPENDET, WENN IHR EIN ANDERES RADIO WOLLT!

In den Worten der Radio-Engagierten:

Wir haben es geschafft. Fast. Ab Mai 2010 können wir senden. Ein
freies Kulturradio in Berlin. Kontinuierlich für ein Jahr. Auf UKW 88,4
MHz. Alles ist da. Nur das Geld für die Gebühren fehlt. Wer soll das
bezahlen? 300 Herbstradiomacher schaffen das nicht. Schon gar nicht bis
17. Februar 2010. Das ist der Stichtag für den Antrag bei der
Medienanstalt. Jetzt sind alle gefragt: Sendemacher, Veranstalter,
Hörer. 5000 Leute. Jede/r ein Zehner.

5000 x 10 Euro.

Wenn 5000 Leute zusammenlegen, bekommt Radio 100 einen gebührenden
Nachfolger, Herbstradio sendet weiter, und Berlin ist endlich wieder im
Radio zu hören.

Wie sich ein freies Kulturradio anhört? Nehmt einen beliebigen
Radiosender und lasst einfach drei Dinge weg: Hits, Profis, Spam. Bei
uns suchen Sendemacher noch selbst ihre Platten aus. Sie haben etwas zu
sagen und behandeln Hörer nicht wie Kleinkinder. Information ja, Werbung
nein. Humor ja, Comedy nein. Musik klar, Rotation weg. Ist doch total
einfach.

Ersparen wir uns weitere Beschreibungen. Wer mehr wissen will, schaut
in die FAQs.

Jeder kann mitmachen. Das war bei vergangenen Veranstaltungsradios
wie Reboot FM, Funkwelle FM oder Herbstradio der Fall, und das wird auch
2010 bei einem freien Kulturradio so sein.

Ein freies Kulturradio Berlin hat bereits: einen gemeinnützigen
Träger, zwei bis vier Sendestudios, Technik, Mitarbeit, Rat und Tat von
mehr als 50 Personen, Radioinhalte von mehr als 300
Personen/Gruppen/Veranstaltern und die Erfahrung von neun Jahren
Veranstaltungsradio in Berlin. Das ist zum Radiomachen mehr als genug.
50.000 Euro übersteigen aber unseren Idealismus. Jetzt helfen nur noch
die Ameisen, die Wichtelmännchen, die unteren Fünftausend – nennt es wie
Ihr wollt.

Legt den Zehner in die Kasse, und tragt diese Botschaft in die Welt
hinaus. Anders funktionierts nicht. Wir haben kein Geld und keine Zeit
für eine Spendenkampagne.

Unsere Kontoverbindung für Spendenzahlungen:

Inhaber: Glashaus e.V.
KN: 30 232 02
BLZ: 100 205 00
Bank für Sozialwirtschaft
Verwendungszweck: Spende Radio 2010

Den aktuellen Kontostand findet Ihr hier auf
der Seite
. Übrigens: sollte unsere Aktion scheitern, dann macht Euch
keine Sorgen um Euer Geld. Die Spenden gehen in diesem Fall zu gleichen
Teilen an die Jugendeinrichtungen Spik e.V. und Klik Berlin sowie das
Nachtasyl Gorki für Obdachlose.

Zu jeder Frage gibt es hier eine Antwort: FAQ
Ansonsten fragt uns direkt: spenden@radiopiloten.de

Und das sage ich nicht nur, weil ich bei einem dieser zig Radioprojekte, Reboot.FM, mit Andrej zusammen mal eine legendäre Nachrichtensendung namens Restlichtverstärker gemacht habe, sondern weil ich die Gewinnspiele sowas von satt habe.

6 Gedanken zu „Warum hat Berlin eigentlich kein Freies Radio?

  1. Ich hab mich mal mit der Geschichte Freier Radios und Piratensender beschäftigt, meine Präsentation http://praesentationen.bit-boutique.de/…der.html zeigt, daß Berlin da eigtl eine herausragende (und durchaus kreative) Rolle gespielt hat (neben Freiburg). In der Ausarbeitung des Themas habe ich mal die rechtliche Situation beleuchtet: http://praesentationen.bit-boutique.de/…eter.pdf

    Soweit ich das Mitte der 90er bei Radio Unerhört Marburg mitbekommen habe, müssen die Landesmedienanstalten u. a. aus dem Topf der GEZ Freie Radios finanzieren. Schwierig wird dieser Anspruch bei Sonderregelungen der Bundesländer, wie aktuell z. B. in Sachsen. Oder wenn es einen offenen Kanal gibt, dessen Existenz politisch gerne als Alibi für Untätigkeit vorgeschoben wird.

    Nur weil es so vermeintlich einfach ist, ein Internet-Radio zu machen oder UKW angeblich abgeschafft werden soll (wobei die Frist zur Abschaltung sich in permanenter Verschiebung befindet), sollten wir uns das Recht auf Meinungsvielfalt in der öffentlichen Medienlandschaft nicht nehmen lassen.

  2. Ach Anne, das ist ein langes Thema über das man stundenlang diskutieren könnte. Einerseits ist da die Landesmedienanstalt (Berlin-Brandenburg), die kein Interesse an einem Freien Radio seit dem Ende von Radio 100 hat. Im Rundfunksstaatsvertrag von Berlin-Brandenburg fehlen NKLs als Modell völlig. Und man verweist gerne auf den Offenen kanal, der ja wohl genug „Bürgerbeteiligung“ an den medien bietet. Anderseits fehlten in den letzten Jahren auch die Protagonisten und Initiativen, die die Schaffung eines Freien Radios auch unbedingt gewollt hätten. So mein Eindruck. Die Radiokampagne dümpelte sich vor sich hin. Andere Initiativen machten hin und wieder ein Veranstaltungsradio. Aus diversen Gründen und Meinungsverschiedenheiten innerhalb dieser verschiedenen Gruppen kam keine gemeinsame Initiative zustande. Diese bräuchte es aber, um ein Freies Radio dauerhaft in Berlin zu installieren.

    Mal sehen. Vielleicht tut sich ja jetzt etwas…

  3. Naja, immerhin ergibt sich jetzt für Berlin ein Möglichkeitsfenster, wie man das so schön nennt… Rot/Rot in beiden Ländern, die für die gemeinsame Medienanstalt verantwortlich sind; eine Frequenz, die explizit für nichtkommerzielle Anbieter ausgeschrieben wird; etliche Radioinitiativen, die dann doch mal wieder auf eine frische Erfahrung von Zusammenarbeit beim Herbstradio zurückblicken können… Wann soll es schon klappen, wenn nicht jetzt.

    Was ich mich frage: wie ist denn die MABB strukturiert? Wer trifft da Entscheidungen, wie setzt sie sich zusammen? An der hängen ja letztlich die Entscheidungen für Sendelizenz und Finanzierung; 50.000 im Jahr dürften auch in Berlin nicht von Ehrenamtlichen zu stemmen sein.

    So, und nach dem Spenden für Freies Radio in Berlin bitte mal alle über Freies Radio in Sachsen informieren:
    http://radio.fueralle.org/

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