Sieben Monate Einzelhaft für zwei Berliner Jugendliche

Seit dem 1. Mai ’09 sitzen in Berlin zwei Jugendliche in Untersuchungshaft. Vorwurf: versuchter Mord. Eine Frau wurde von einem Molotow-Cocktail getroffen, ihre Kleidung fing Feuer. Yunus K. und Rigo B., 16 und 19 Jahre alt, werden festgenommen. Seit September findet in Berlin-Moabit das Verfahren gegen sie wegen versuchter und vorsätzlicher Tötung und schwerer Körperverletzung statt.

Soweit, so relativ unspektakulär diese Geschichte aus Berlin. Natürlich ist das mal was anderes, weil es bisher noch keine angenommenen Mordversuche am 1. Mai gab. Trotzdem werden die meisten, die Artikel darüber gelesen haben, diesen Fall als "eins von diesen Verfahren nach den 1. Mai-Krawallen" abgebucht und nicht weiter drüber nachgedacht haben.

Was mir persönlich die Schuhe ausgezogen hat, war ein Video mit einem Interview mit dem Großvater eines der beiden am Rande des Prozesses in Moabit. Er beschreibt die Haftbedingungen. Seine Fassungslosigkeit ist ihm anzumerken. Die beiden sitzen seit sieben Monaten in Einzelhaft. Alle zwei Wochen eine halbe Stunde Besuch.

 

Die anderen

 

 

 

Heute vor 20 Jahren wurden 14 Technik-Studentinnen in Montréal erschossen

Plakette zur Erinnerung an 14 Studentinnen, die am 6.12.89 an der polytechnischen Hochschule von Montreal erschossen wurden. Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mtl_dec6_plaque.jpgHeute vor 20 Jahren wurden an der École Polytechnique in Montréal, Kanada, 14 Studentinnen erschossen. Der Täter, der sich danach selbst erschoss, gab in seinem Abschiedsbrief an, dass Feministinnen sein Leben ruiniert hätten.

Er begann das Massaker, in dem er einen Vorlesungssaal betrat, in dem sich etwa 60 Maschinenbau-StudentInnen befanden. Er separierte Männer und Frauen und fragte die Frauen, ob sie wüssten, warum sie dort seien. Eine verneinte. Er sagte dann: "Ich kämpfe gegen den Feminismus". Nathalie Provost antwortete: "Hör mal, wir sind bloss Frauen, die Maschinenbau studieren, nicht unbedingt Femistinnen, die auf Demos gehen und gegen Männer sind; nur Studentinnen, die ein normales Leben leben wollen." (Quelle: Wikipedia). Danach schoss er auf die neun Frauen. Sechs von ihnen starben (Bericht der Gerichtsmedizin).

Der 6. Dezember ist in Kanada Nationaler Tag der Erinnerung und Aktionstag gegen Gewalt gegen Frauen

Terri Oda berichtet für den CU-WISE-Blog (Women in Science and Engineering – Carleton University) über Aktivitäten zum 20 Jahrestag. Nachdem sie den Film über die Vorfälle in Montréal gesehen hat, zieht sie Parallelen zu aktuellen Drohungen gegen Frauen, die in der Open-Source-Community aktiv sind:

Es hat mich sehr bewegt. Mark Lepines Abschiedsbrief hat große Ähnlichkeiten zu den Todesdrohungen, die ich und viele andere Frauen, die in der Open-Source-Community aktiv sind, von einem Gestörten erhalten haben (Warnung: hier wird zu einem Artikel verlinkt, der das ekelhafte Zeug diskutiert, das er sagt).

Trailer zum 2009 erschienenen Film Polytechnique

http://www.youtube.com/watch?v=1EM9r83Dv2A

 

Update: Weitere Artikel zum Thema:

Nathalie Provost, Heidi Rathjen, Alain Perreault – rabble.ca: 20 years after the Montreal Massacre

Catherine Porter – The Star: Lessons of the Montreal Massacre

Antonia Zerbisias – Broadsides/The Star: The F-Word

Judy Rebick – Transforming Power: Twenty years later remember the women slaughtered in Montreal and then organize

Jessica Yee – rabble.ca: The next generation – and what women sometimes forget – on December 6th

Joanne Laucius – The Ottawa Citizen: The Montreal Massacre casts long shadow

Gendercide Watch: Case Study:
The Montréal Massacre

Es gibt auch ein Buch, von Heidi Rathjen, die
auch in der Hochschule war und danach erfolgreich eine Kampage für
stärkere Kontrolle von Schusswaffen betrieben hat: December 6th: From the Montreal Massacre to Gun Control

 

Bild: Wikimedia Commons

Micro // 5.12.09

Bis das Selective Twitter Plug-In für Lifetype fertig ist, mit dem dann ausgewählte Twents (neue Wortschöpfung für Dents und Tweets) in der Seitenspalte erscheinen, gibt es sie hier:

 

Interessante Überlegungen zum Problem (http://bit.ly/4S1qnv) Backchannels bei Events http://bit.ly/7ZXRlP

Wenn Ihr sonst heute nichts lest: lest das: Was darf Satire? von @translator_eli http://bit.ly/7sS6bz

RT @chaosupdates: #Datenskandal bei haefft.de: Privatleben von tausenden Kindern offen im Netz http://bit.ly/8z7d4s

Ein digital native http://bit.ly/6Efo8b

Brasilien: Hacken für Transparenz und das Recht auf Information http://bit.ly/6seMOI

China verurteilt von den USA gesuchten Öko-"Terroristen". Geht doch mit der Kooperation. http://bit.ly/8XXTc5

RT @46halbe: Auch im Wiktionary ist man vor dem Löschen nicht gefeit: http://de.wiktionary.org/wiki/Wiktionary:Löschkandidaten#Haeckse

Der erste Indymedia-Artikel – seattle.indymedia.org http://bit.ly/72Hhhz

Happy Birthday Indymedia : heute vor 10 Jahren startete Indymedia zum WTO-Gipfel in Seattle – IMC Irland http://bit.ly/4Ba6DI (30.11.)

gulli: Passwörter nicht mitgeteilt – RIPA-Gesetz ermöglicht seit 2007 Haftstrafen in UK – erstmals angewendet http://bit.ly/58TylS

Gerade fürs SWR-Schulfernsehen gedokumentarfilmt worden. Kameramann
hatte zuhause LKA-Besuch nach Dreh vorm GTAZ (Terrorabwehrzentrum)

Weiterlesen

Bürgerrechtsanwältin Lynne Stewart im Gefängnis

Die 70-jährige Menschen- und Bürgerrechtsanwältin Lynne Stewart ist seit dem 17. November in New York im Gefängnis.

Sie war im Oktober 2006 zu einer Haftstrafe von 28 Monaten verurteilt worden, die aber auf Kaution ausgesetzt wurde. Diese Entscheidung wurde jetzt von einem Berufungsgericht aufgehoben. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich 30 Jahre Haft beantragt. Im Berufungsverfahren beantragt sie nun, die in erster Instanz beschlossene Strafe deutlich zu verlängern.

Hintergrund des Verfahrens ist Lynne Stewarts Tätigkeit als Anwältin des ‚Blinden Scheichs‘ Omar Abdel-Rahman. Ihr wird vorgeworfen, eine Presseerklärung ihres Mandanten weitergegeben und damit die nationale Sicherheit in Gefahr gebracht zu haben. Im ersten Urteil stellte der Richter fest, dass nicht nachzuweisen sei, dass durch ihr Verhalten Schaden entstanden sei.

Sie war gemeinsam mit Ramsey Clark und einem weiteren Anwalt seit 1995 Verteidigerin im Verfahren gegen Omar Abdel-Rahman, der wegen Terrorismus‘ zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Weiterlesen

Wichtige Blogs II

Das Fragen hat sich gelohnt. Nicht, dass ich jetzt wesentlich besser wüsste, warum scheinbar wichtige Blogger Männer sind. Darauf gibt es keine einfache Antwort. Aber es gab viele Denkanstöße und gemeinsam denken führt bekanntlich weiter.

Es haben viele mitgedacht. Hier gab es bisher 14 Kommentare, und zum gleichen Artikel beim Freitag sogar 35.

Vielen Dank!

Bevor ich weiter unten die Reaktionen zusammenfasse, die schönsten Zitate wiederhole und auf andere Artikel zum Thema verweise, möchte ich auf einen Text hinweisen, den ich gerade bekommen habe und sehr hilfreich und informativ fand:

Schönberger, Klaus: Doing Gender, Kulturelles Kapital und Praktiken des
Bloggens
. In: Hengartner, Thomas/ Simon, Michael (Hg.): Bilder – Bücher
– Bytes. Berlin 2008 (im Druck).

Außerdem sind bei freitag.de zwei aktuelle Texte erschienen, die auch gern noch kommentiert werden dürfen: Canesco: Wichtige Bloggerinnen! und Verena Reygers von der Mädchenmannschaft: Nicht an den Rand drängen lassen!

Weiterlesen

Wichtige Blogs

Top-Artikel bei Rivva war gestern ein Blog-Post von Philip Banse, der "für dctp.tv gerade eine Reihe von Interviews mit bekannten deutschen Bloggern" führt. Weiter unten werden sie etwas despektierlich ‚Alpha-Tiere‘ genannt. Vorgestellt werden dort, unter der Überschrift Meinungsmacher, Markus Beckedahl (Netzpolitik), Stefan Niggemeier (Bildblog), Johnny Häusler (Spreeblick) und Sascha Lobo. Frag- und neidlos Leute, die relevant sind.

Mein nicht totzukriegender feministischer Impuls bemerkte als erstes, dass die bekannten deutschen Blogger alles Männer sind. Was bei nur vier Ausgewählten nicht soo überraschend ist, aber früher, im letzten Jahrhundert, gehörte noch zum guten Ton, zumindest eine Alibi-Frau dazu zu setzen. Das ist heute anders. 

Nach einer kleinen unüberlegten getwitterten Reaktion habe ich meiner Erfahrung vertraut, dass es allemal besser ist, feministische Emotionalien mit sehr guten Faktenchecks untermauern zu können. Selbst dann sind die Reaktionen keine Freude, aber doch besser abzufangen. 

Weiterlesen

Interviews mit schwedischen TerroristInnen

Mit "Terrorists – The Kids They Sentenced" startete gestern – wie schon beschrieben – das 6. ONE WORLD BERLIN Filmfestival für Menschenrechte und Medien im Arsenal. Der Eröffnungsfilm stellt ganz unterschiedliche junge Leute vor. Sie verbindet, dass sie an den Protesten gegen den EU-Gipfel 2001 in Göteborg beteiligt waren. Und hinterher zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt wurden. Sie beschreiben, warum sie da waren: weil sie demonstrieren wollten, weil sie eine bessere Welt wollten, weil sie die den Kapitalismus abschaffen wollten, weil sie Spaß haben wollten, weil sie anderen helfen wollten. In je unterschiedlichen Kombinationen.

Terrorists - The kids they sentencedIn Göteborg wurde auf die Demonstrierenden scharf geschossen, einer starb einer starb beinahe, einige wurden schwer verletzt. Eine Schule, die zur Unterbringung genutzt wurde (legal), wurden mit Containern eingezäunt und später geräumt. Viel davon ist in den Berichten über den G8-Gipfel in Genua einen Monat später untergegangen, dabei war Göteborg nicht weniger dramatisch. "Bisher wurden 60 Menschen zu insgesamt 45 Jahren Haft
verurteilt", ist am Ende des Films zu lesen.

Im Film erzählt einer der Angeschossenen, wie knapp er überlebt hat, wie es sich anfühlt, wenn man meint zu sterben und wie er dann, gerade wieder in der Lage zu laufen, inhaftiert wurde. 

Weiterlesen

Sonntagsrätsel

Wo habe ich das gefunden?

 

Linksextremisten sind..

Update:

Ich sehe schon, das war viel zu einfach. Innerhalb von Minuten hatte Chris/F!XMBR bei Identi.ca das Rätsel gelöst, direkt gefolgt von titus_shg (Twitter) und den KommentatorInnen unten.

Es handelt sich um einen Ausschnitt aus einem Faltblatt des Verfassungsschutzes Brandenburg. Wer das ganz sehen möchte, ohne versehentlich in Honigtöpfe zu fallen: hier gibt’s eine lokale Kopie: Feinde der Demokratie. Linksextremisten. Eine Information des Verfassungsschutzes Brandenburg

Micro // 20.11.09

Ich probiere mal ein neues Feature aus. Ich habe im Lauf der letzten Monate deutlich mehr interessante Dinge gefunden, die ins Themenspektrum von annalist passen, als hier aufgetaucht sind. Vieles davon twittere ich. D.h. es taucht kurz im wilden Rauschen der Twitterwelt auf und verschwindet im Nichts.

Ich werde einige dieser kommentierten Links ab jetzt hier verewigen und wüsste bei Gelegenheit gern, wie’s ankommt.

Wer’s gern zeitnaher hätte:

Und hier die erste Runde:

Aspekte stellt http://whichwayhome.net/ vor – ein Film über Kinder allein unterwegs von Mexiko in die USA, ihre Eltern suchen. Krass.

Sieht scheußlich aus (ehrlich!): die neue Website, die Informationen zu Gentrifizierung in Hamburg bündelt http://aggrohh.nadir.org

Was heißt eigentlich offen? -> http://opendefinition.org/1… = Defining the Open in Open Data, Open Content and Open Information

Auswirkungen von Web 2.0 auf eur. Wirtschaft u. Gesellschaft – Neue Studie des EU Joint Research Centre http://bit.ly/GzTD0

RT @radiocorax: Freie Radios in Chemnitz, Dresden, Leipzig brauchen dringend Unterstützung! Infos & ePetitionen hier: http://bit.ly/1qU4fK

Jawoll. "der Soziologe Andrej Holm, Popstar des Gentrification-Diskurses". Schreibt Bandschublade http://bit.ly/3PeIs7

http://download.fritz.de/bluemoon/bm_091117.mp3 – Der Podcast vom Gentrifizierungs-Blue Moon am Dienstag bei Radio Fritz 

Der erste annalist-Artikel, die Erklärung des Wortes annalist, wurde 16226 mal aufgerufen. Whow. http://bit.ly/2Y0qTm

RT @adrianlang: http://de.indymedia.org/2009/11/265860 Handgelenk angebrochen, ED-Behandlung wegen Parolen schreiben mit Kreide, wow. 

Angst vor Terror führt zu Ablehnung von Moslems, MigrantInnen und – Überraschung – Lesben und Schwulen. Neue Studie http://bit.ly/2w2tRX

:)) Botanicalls Twitter DIY http://bit.ly/xMeMw

 

Eleganter wäre ja, wenn das zu automatisieren wäre. So in etwa wie die Facebook-Application ‚Selective Twitter Status‘. Alles, was #fb im Tweet hat, erscheint auch bei Facebook. Sowas hätte ich gern als Plug-In für Lifetype, die Blog-Software von noblogs.org. Sollte das je jemand schreiben, will ich es unbedingt wissen!

One World Berlin startet mit „Terrorists: The Kids They Sentenced“

In einer Woche beginnt das sechste ONE WORLD BERLIN Filmfestival für Menschenrechte und Medien. Der Eröffnungsfilm ist Terrorists: The Kids They Sentenced, Schweden 2003.

Header One World Filmfestival 09

Als es beim EU-Gipfel in Göteborg 2001 zu Ausschreitungen bei den von
Globalisierungskritiker_innen organisierten Massenprotesten kommt,
schlägt der schwedische Staat mit aller Macht zurück. Rund 460
Demonstrant_innen werden festgenommen, 14 davon zu langen Haftstrafen
verurteilt. In den Augen der Regierung handelt es sich bei ihnen um
„Terroristen“. Stefan Jarl und Lukas Moodysson zeichnen ein anderes
Bild: In bewegenden Interviews erzählen einige der jungen
Aktivist_innen von ihren Motivationen, sich an den Protesten zu
beteiligen, der Kritik an einer ungerechten Wirtschaftsordnung sowie
ihren traumatischen Erfahrungen mit staatlicher Gewalt. 

Weiterlesen