Ada-Initiative – Umfrage zur Rolle von Frauen in Open Communities

Die neugegründete Ada-Initiative will die Situation von Frauen in der ‚Open-Community‘ untersuchen, also die aktive Beteiligung von Frauen an Open Source-Technologien wie auch den Initiativen, die sich vielleicht am besten als Open Culture, also Offene Kultur beschreiben lassen: Open Government, Open Data, Creative Commons, Barcamps, Netzpolitik, Maker Community, Hacker Spaces, Coworking, … .

Um den Stand der Dinge zu klären, gibt es seit Mittwoch eine Umfrage, an der sich möglichst viele beteiligen sollen, die in diesen Szenen unterwegs sind:

https://www.surveymonkey.com/s/adacensus2011-website (läuft bis 29. März)

Die Ada-Initiative wurde Anfang Februar von Valerie Aurora und Mary Gardiner mit dem Ziel gestartet, die Beteiligung von Frauen an den beschriebenen Communities zu stärken. Benannt wurde sie nach Ada Lovelace, der ersten Programmiererin. Die Initiative ist eng verbunden mit Gruppen und Netzwerken wie Geek Feminism, Women & Mozilla, LinuxChix, Systers.

Auf ihrer Website gibt es eine gute FAQ mit Antworten u.a. auf die Fragen danach, warum sie sich auf Frauen konzentriert, was das Ziel ist, warum es nicht um andere unterrepräsentierte Gruppen geht, wer überhaupt mit ‚Frauen‘ gemeint ist und wie die Initiative unterstützt werden kann.

Bisher gibt es nur eine relevante Studie, die die Rolle von Frauen in Open Source untersuchte: FLOSSPOLS (2006). Sie kam zu dem Ergebnis, dass 1,5% der Menschen in der Open-Source-Community Frauen sind (waren). Ob und was sich verändert hat, will die Ada-Initiative untersuchen.

Bitte nehmt Euch die fünf Minuten zum Ausfüllen des Fragebogens!

 

Und noch..

Die Ada-Initiative bei Facebook & Twitter

Linux-Magazin: Ada Initiative will Frauen in freien Projekten stärken

(Via side-glance)

US-Justiz holt die Netze ein

Das US-Justizministerium hat Twitter aufgefordert, Informationen über die Accounts nicht nur von Brigitta Jonsdottir, Mitglied des isländischen Parlaments, auszuhändigen. Die hatte das gestern schon ziemlich empört getwittert („Ist denen klar, dass ich in Island Abgeordnete bin?“). Und zwar schon am 14.12.

Salon.com veröffentlichte heute morgen (nach europäischer Zeit) die Namen der anderen Betroffenen: Julian Assange, Bradley Manning, Rop Gonggrijp, außerdem für jeden Accounts, der zu Wikileaks gehört oder damit assoziiert wird, sowie dem Account @ioerror (Jacob Appelbaum). Dazu das Subpoena (Vorladung) selbst (pdf).

Rop Gonggrijp schrieb dazu, ebenfalls heute morgen, dass er gestern eine Mail von Twitter bekommen habe, in der er darüber informiert wurde, dass Twitter das Subpoena erhalten hat und ihm nachkommen wird, es sei denn, er sei in der Lage, dem auf juristischem Wege zu begegnen. Dazu die Empfehlung, vielleicht den EFF (Electronic Frontier Foundation) oder den ACLU (American Civil Liberties Union) zu kontaktieren – was ein netter Zug ist.

Die Staatsanwaltschaft will Informationen über Mail-Adressen, Konten, Verbindungsdaten, IP-Adressen und mehr ab November 2009. Glenn Greenwald geht bei Salon.com davon aus, dass der Hintergrund der Maßnahme die Beteiligung an der Veröffentlichung des Collateral Murder-Videos durch Wikileaks ist. Daran waren sowohl Brigitta Jonsdottir als auch Rop Gonggrijp beteiligt. Beide hatten ihre Aktivitäten mit Wikileaks seitdem deutlich eingeschränkt bzw. eingestellt (darüber sprach Rop auch in seiner Keynote zum CCC-Kongress).

Wikileaks, schreibt der Guardian, hat inzwischen Google und Facebook aufgefordert mitzuteilen, ob sie ebenfalls entsprechende Aufforderungen des Justizministeriums erhalten haben. Twitter musste übrigens erst juristisch klären lassen, dass es den Inhalt des Subpoenas bekannt geben darf – zunächst war das Dokument ’sealed‘, also geheimzuhalten. Das erklärt vermutlich den zeitlichen Abstand zwischen Erhalt (14.12.) und den Mails an die Betroffenen (7.1.).

Der Guardian vermutet, dass die Subpoenas als Hinweis darauf gesehen werden können, dass es eine Grand Jury gibt, die herausfinden soll, ob und welche Personen gemeinsam mit Bradley Manning wegen „Verschwörung zum Diebstahl geheimer Dokumente“ strafrechtlich verfolgt werden können. Eine Grand Jury ist eine höchst eigenwillige Konstruktion des US-Rechts mit sehr weitreichenden Ermittlungsrechten, gegen die sich Betroffene kaum wehren können.

Robert Meeropol, Sohn von Ethel und Julius Rosenberg, die 1953 umgebracht wurden, nachdem sie die Todesstrafe erhalten hatten, schrieb Ende Dezember, dass zu befürchten ist, dass Julian Assange nach demselben Spionage-Gesetz angeklagt werden könnte wie schon seine Eltern: My Parents Were Executed Under the Unconstitutional Espionage Act — Here’s Why We Must Fight to Protect Julian Assange. Der dazu vorher nötige Vorwurf der „Verschwörung“ scheint einige unappetitliche Ähnlichkeiten zum hiesigen §129a StGB zu haben.

Rop Gonggrijp fünf Jahre nach „We lost the war“

Das mir die Keynote von Rop Gonggrijp gefiel, stand hier schon. Jetzt gibt es sie auch zum Angucken. Englisch, gut erzählt, roter Faden, rund – lohnt sich:

Fünf Jahre nach „We lost the war“ ist er nicht mehr ganz so pessimistisch. Bzw. schon pessimistisch, aber deswegen nicht mehr so schlecht gelaunt.

Diana McCarty hat ihn beim Kongress für Reboot FM interviewt. Dem Interview ist ein bisschen anzumerken, dass so ein Kongress zu viele Interviewanfragen generiert..

(Die gesamte Sendung bei Soundcloud)

We come in peace – 27c3

Es ist diese Zeit im Jahr. Zwischen Weihnachten und Neujahr. Chaos Communication Congress, vier Tage lang. Diese Zeit, in der überall Berichte über diese … Trommelwirbel … Hacker erscheinen.

Ich kann den Besuch nur empfehlen, wobei der Kongress für dieses Jahr ausverkauft ist, falls sich noch wer auf den Weg machen wollte. Alle Veranstaltungen werden aber gestreamt, können also live überall per Internet verfolgt werden. Es ist nicht erforderlich, große technische Kenntnisse zu haben, aber ein gewisses Maß an Toleranz gegenüber pickeligen Nerds hilft.

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Der Auftakt-Vortrag („Keynote“) wurde von Rop Gonggrijp (sprich: Chongchreip) gehalten und famos – und sicher nicht ganz unabsichtlich – falsch verstanden. Zusammen mit dem  mehrdeutigen Kongress-Motto „We come in peace“ steht im deutschen Blätterwald sinngemäß zu lesen, er hätte die Hacker aufgefordert, jetzt aber wieder lieb zu sein.

Ich glaube, das war ein Missverständnis. Was er eigentlich gesagt hat, kann nachgelesen werden: Rop Gonggrijp – My Keynote at 27c3. Lohnt sich auch ohne Missverständnis sehr.

Danach gab es zwei Vorträge, die ich leider verpasst habe: Jérémie Zimmermann über EU-weite netzpolitische Themen und Alvar Freude über deutsche Netzpolitik des letzten Jahres. Die Aufzeichnungen (wie von allen anderen Veranstaltungen) wird es später geben.

Dann ging es um die bevorstehenden Volkszählung, die uns nächstes Jahr beschäftigen wird. Nehmt das nicht erst zur Kenntnis, wenn Ihr die Bögen in der Hand habt, die ausgefüllt werden müssen. Es ist schonmal gelungen, eine Volkszählung zu verhindern und die war Pippifax im Vergleich zu dem, was jetzt kommt.

Zur Netzneutralität gab es eine Diskussion zwischen Falk Lueke, Andreas Bogk und Scusi, die live vom Deutschlandfunk gestreamt und auch moderiert wurde. (Überhaupt begleitet der DLF den Kongress ziemlich aufwendig, schade, dass das auf der DLF-Website nicht so einfach zu finden ist).

Was bei Podiumsdiskussionen Seltenheitswert hat, fand zur Netzneutralität statt: es wurde kompetent und kontrovers diskutiert und Unterhaltungswert hatte es auch.

Meine letzte Veranstaltung des Tages war das Podium zum Stand der Vorratsdatenspeicherung auf EU-Ebene. Der war die Lobby-Organisation im Rücken deutlich anzumerken, aber das ist ja nicht schlecht, wenn das Ziel ist, bei EU-Institutionen tatsächlich was zu erreichen. Und es gibt viel zu tun: die EU-Direktive zur Vorratsdatenspeicherung wird jetzt evaluiert. Davon hängt ab, wie es damit weitergeht. Die Pro-VDS-Organisationen sind sehr aktiv, deswegen sollten wir das auch sein.

Nachtrag zum beschlagnahmten Autistici-Server

Vor einem Monat, erinnern sich vielleicht einige, wurden in Norwegen ein Autistici-Server beschlagnahmt. Das Autistici-Team wusste erstmal selber nicht warum. Jetzt schon:

Im Winter 08/09 gab es in Italien ein Verfahren wegen Bedrohung und Beleidigung des Neofaschisten Gianluca Jannone, Chef von ‚Casa Pound‘ und Ercole Marchionni, Chef von „Casa Pound Avezzano“. Es ging um Parolen an einer Wand, rote Farbe an einer Tür und Texte bei Indymedia Abruzzo und einer Antifa-Website, die dagegen protestierten, dass den neofaschistischen Gruppen öffentliche Räume zur Verfügung gestellt wurden.

Im Verlauf wurde das Autistici-Kollektiv als Zeuge vorgeladen, und zu den Details und Logfiles von bei ihnen gehosteten Mailaccounts auszusagen. Da es weder Logfiles noch überhaupt persönliche Daten bei Autistici zu den Mailaccounts gibt, konnte Autistici nicht weiterhelfen.

Ergebnis: die Polizei von Avezzano schrieb Briefe nach Norwegen, Holland und in die Schweiz und forderte die dortigen Behörden auf, bei den Providern, bei denen die Autistice-Server untergebracht sind, die Herausgabe der Daten zu fordern. Die NorwegerInnen haben dann Anfang November sämtliche Platten kopiert – deren Inhalt zum größten Teil verschlüsselt war.

Genützt haben wird das der italienischen Polizei nichts, zumindest nicht bei der Suche nach den Antifas.

Das Autistici-Team schreibt in seinem Text neben den faktischen Abläufen auch noch etwas dazu, wie der Zusammenhang zwischen italienischen Neofaschisten und den italienischen Behörden zu bewerten ist. Vor kurzem wurde der Prozess wegen des Bombenanschlangs auf der Piazza della Loggia beendet: bei einer Antifa-Demo 1974 in Brescia starben damals acht Menschen. Bis heute ist nicht geklärt, wer dafür verantwortlich war. Ähnliche Beispiele gibt es bis heute. Italien bleibt gruselig.

Autistici-Server beschlagnahmt

Am Freitag wurde in Norwegen ein Autistici-Server beschlagnahmt, auf Antrag der italienischen Justiz. Die Festplatten wurden kopiert. Autistici ist ein italienisches Technik-Kollektiv, das u.a. die noblogs-Plattform hostet, auf der auch annalist liegt. Neben noblogs.org bieten sie Webspace, Mailingslisten, Mail-Accounts etc. etc. an.

Vorläufig ist (mir jedenfalls) nicht bekannt, weswegen der Server beschlagnahmt wurde, Autistici nehmen aber an, dass es lediglich um einen User/Website/Mailingliste geht. Nichtsdestotrotz wurde alles kopiert und daher fordert Autistici alle, die Websites und/oder Mail-Accounts oder -listen bei Autistici haben, auf, alsbald ihre Passwörter zu ändern.

Da ja hoffentlich in absehbarer Zeit bekannt wird, was die Ursache war, wird es hier bald Updates dazu geben.

Autistici bittet dringend um Spenden, um einen neuen Server kaufen zu können.

Onlinedurchsuchung beim Bundeskriminalamt

In-te-res-san-te Idee.

Dann schiebe ich doch vorsichtshalber mal die Vorbemerkung ein, dass das hier lediglich und vollständig Dokumentationszwecken dient usw. usf. Wobei dazu noch bemerkt gehört, dass auch Telepolis, netzpolitik.org, …Kaffee bei mir? und wer nicht alles auch darüber schrieben.

Die Gruppe data:recollective dreht den Spieß um und lädt anlässlich der Freiheit-statt-Angst-Demo zu einer Schnitzeljagd am 9. September auf den Websites des BKA ein. Es gibt eine gewisse Neigung zu ellenlangem Text, deswegen hier ausschnittsweise:

Rund um die „Freiheit statt Angst“-Demonstration am 11. September 2010 laden wir dazu ein, Analyse, Protest und Widerstand gegen die Zunahme von Überwachung und Kontrolle auch auf den virtuellen Raum auszudehnen.

Am Donnerstag den 9. September wollen wir die Webseiten des Bundeskriminalamts (BKA) besuchen, um uns dort mit einer Schnitzeljagd über deren Verständnis von Freiheit und Bürgerrechten zu informieren.

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Ricardo Dominguez über elektronischen zivilen Ungehorsam



Aller Voraussicht nach wird es sich am Sonntag lohnen, lange Radio zu hören. Radio FSK, das Freie Radio in Hamburg, sendet von 11-15 Uhr ein Interview mit Ricardo Dominguez, Mitglied des Electronic Disturbance Theatre und des Critical Art Ensemble.

-> FSK online hören <-

Ausführliches Interview mit Ricardo Dominguez zu Electronic Civil
Disobedience, Border Disturbance Technologies und Migration

Ricardo Dominguez, Mitglied des Electronic Disturbance Theatres und
Critical Art Ensembles, unterricht seit einigen Jahren an der University
of California San Diego. Er hat die Theorie und Praxis der Electronic
Civil Disobedience ausgearbeitet.

Seit 2007 arbeitet er mit anderen am Transborder Immigrant Tool (TIT),
das die Passage durch die Borderlands von Mexico nach USA für
MigrantInnen sicherer machen soll. Bei dieser Passage sterben seit
einigen Jahren jährlich ungefähr 2000 Menschen. Bei dem TIT handelt es
sich um ein eher billiges Mobiltelefon mit GPS-Funktionalität, das
Kartenmaterial, auf dem z.B. Wasserreserven eingezeichnet sind, den
Leuten bereitstellt, die sich auf den Weg nach Norden machen.

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