Ricardo Dominguez über elektronischen zivilen Ungehorsam



Aller Voraussicht nach wird es sich am Sonntag lohnen, lange Radio zu hören. Radio FSK, das Freie Radio in Hamburg, sendet von 11-15 Uhr ein Interview mit Ricardo Dominguez, Mitglied des Electronic Disturbance Theatre und des Critical Art Ensemble.

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Ausführliches Interview mit Ricardo Dominguez zu Electronic Civil
Disobedience, Border Disturbance Technologies und Migration

Ricardo Dominguez, Mitglied des Electronic Disturbance Theatres und
Critical Art Ensembles, unterricht seit einigen Jahren an der University
of California San Diego. Er hat die Theorie und Praxis der Electronic
Civil Disobedience ausgearbeitet.

Seit 2007 arbeitet er mit anderen am Transborder Immigrant Tool (TIT),
das die Passage durch die Borderlands von Mexico nach USA für
MigrantInnen sicherer machen soll. Bei dieser Passage sterben seit
einigen Jahren jährlich ungefähr 2000 Menschen. Bei dem TIT handelt es
sich um ein eher billiges Mobiltelefon mit GPS-Funktionalität, das
Kartenmaterial, auf dem z.B. Wasserreserven eingezeichnet sind, den
Leuten bereitstellt, die sich auf den Weg nach Norden machen.

Im Interview geht es um die Geschichte der Electronic Civil Disobedience
und ihre aktuelle Entwicklung. In einem größeren Bogen reflektiert
Ricardo den Stand mobiler Medientechnologien und auf welche Art sie
„artivistisch“ anwendbar sind, redet über Überwachung und Web 2.0, das
Ausloten, was Cyberterrorismus ist, über Aktivismus, Hacktivismus,
Denial of Service Attacken auf Regierungsrechner, Borderlands,
Zapatistas, Migration, affektive Medien, Transparenz und Translucency,
Simulation von Überwachung, Artivismus, Science of the Oppressed,
Land-Art und sogar Nanotechnologiekritik.

Das Interview wurde am 4.12.2009 in Madrid auf englisch aufgenommen und
ist Teil einer Forschungsarbeit zu Mobilen Medien.

Zum Transborder Immigrant Tool: Handy-Tool
für illegale Immigranten. Flüchtlings-Hilfe mit GPS
(taz, 19.11.09)

mobileactive.org: Artivists
and Mobile Phones: The Transborder Immigrant Project

Sphere: Border Crossings: There’s an App for That

Was für eine coole Art, Technik zu benutzen.

Meiner Ansicht nach sind das Pentagon und das NSA geistige Schnecken.
Sie begreifen nicht den Unterschied zwischen Theater und
Realität. 
… Wir erkennen, dass der Cyberspace eine Massenhalluzination ist,
ein Theater. Und sie wollen es machen wie mit einer
wirklichen
Welt. Sie wollen Bomben und Gewehre im Cyberspace. (Raumzeit: Ricardo Dominguez – virtueller Widerstand im Cyberspace, 2001)

Alteres Interview bei Telepolis: Online-Widerstand, Wireless Communities und die Macht von Diskursen (2001)

Ricardo Dominguez’s Blog

Trailer von Resist Network über die Toten an der US-mexikanischen Grenze:

http://www.youtube.com/watch?v=_UOwklALcuI

http://www.resistnetwork.com/

Ein Gedanke zu „Ricardo Dominguez über elektronischen zivilen Ungehorsam

  1. wirklich toll, was sie machen, aber schlimm, dass es notwendig ist. und wenn du dir die orte in grenznähe ansiehst (und nicht nur dort): in fast allen haushalten arbeiten latinos, illegal, unterbezahlt, nicht versichert… ohne sie würde alles zusammenbrechen, aber niemand schafft es, diese zustände endlich abzuschaffen.

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