Freispruch

Es gibt Sätze, an denen komme ich einfach nicht vorbei.

Das Urteil wird als schwere Niederlage der
Staatsanwaltschaft gewertet,..

schreibt Jetzt, Süddeutsche, zum heutigen Urteil gegen Yunus und Rigo. Das kann man wohl sagen.

Wie schon ausführlich beschrieben, sassen die beiden Berliner Jugendlichen über sieben Monate isoliert in U-Haft. Ihnen wurde ein Mordversuch am 1. Mai vorgeworfen.

Im Verfahren wurde sehr schnell klar, dass mit Gewalt passend gemacht werden sollte, was nicht passte.

Schönes Ergebnis, Glückwunsch an Rigo und Yunus, an die Familien und alle Beteiligten. Ich hoffe,Ihr feiert gerade ein großes Fest.

 

Die anderen dazu:

Berlins brennende Autos

The petrol bombed Jeep by Urban CollectiblesAutos werden in Berlin gefühlt schon immer angezündet. Anderswo übrigens auch, wieso redet da eigentlich niemand drüber? Seit die Hysterie Aufmerksamkeit zu dem Thema letztes Jahr so zunahm, schreibe ich dazu wenig. Meine Schere im Kopf murmelt: mach’s nicht, das gibt nur Ärger. Mindestens kommt zurück, Du verharmlosest das Problem und das ist doch wirklich nicht in Ordnung, dass den ganzen Leuten die Autos.. .

Andrej juckt es manchmal, was dazu zu schreiben, weil er gern über die Stadt im allgemeinen und Berlin im besonderen schreibt. Und weil inzwischen überall steht, dass das mit Gentrifizerung zu tun hat und damit kennt er sich ganz gut aus. Ich (und andere Familienangehörige) bedrängen ihn dann, die Finger davon zu lassen. Reicht ja, dass hier regelmäßig JournalistInnen aufschlagen, die fragen, ob er mal erklären könnte, warum „diese Leute immerzu Autos anzünden“. Nur zur Erinnerung: das Verfahren läuft noch, das herausfinden will, ob er der Texteschreiber der mg sei. U.a. wegen dieses G-Worts.

Terroristische Vereinigung „Die zwei von der Muppet-Show

Eher noch nicht ganz ernst gemeint frage ich seit ein paar Monaten, wann wohl öffentlich bekannt gegeben wird, dass eine terroristische Vereinigung mit dem Ziel des Autoanzündens fabriziert wurde. Nach der dann mit den Ermittlungsmethoden zum §129a gefahndet werde. Unter Applaus derjenigen Medien, die schon länger fordern, dass der Senat/die Polizei/irgendwer jetzt endlich mal durchgreifen muss. Die Frage nach den Ursachen bleibt die Ausnahme. Die Politologin in mir fragt sich: wem nützt das? Nicht so schwer zu beantworten.

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Sieben Monate Einzelhaft für zwei Berliner Jugendliche

Seit dem 1. Mai ’09 sitzen in Berlin zwei Jugendliche in Untersuchungshaft. Vorwurf: versuchter Mord. Eine Frau wurde von einem Molotow-Cocktail getroffen, ihre Kleidung fing Feuer. Yunus K. und Rigo B., 16 und 19 Jahre alt, werden festgenommen. Seit September findet in Berlin-Moabit das Verfahren gegen sie wegen versuchter und vorsätzlicher Tötung und schwerer Körperverletzung statt.

Soweit, so relativ unspektakulär diese Geschichte aus Berlin. Natürlich ist das mal was anderes, weil es bisher noch keine angenommenen Mordversuche am 1. Mai gab. Trotzdem werden die meisten, die Artikel darüber gelesen haben, diesen Fall als "eins von diesen Verfahren nach den 1. Mai-Krawallen" abgebucht und nicht weiter drüber nachgedacht haben.

Was mir persönlich die Schuhe ausgezogen hat, war ein Video mit einem Interview mit dem Großvater eines der beiden am Rande des Prozesses in Moabit. Er beschreibt die Haftbedingungen. Seine Fassungslosigkeit ist ihm anzumerken. Die beiden sitzen seit sieben Monaten in Einzelhaft. Alle zwei Wochen eine halbe Stunde Besuch.

 

Die anderen

 

 

 

„Die Berliner Polizei ist ein sinkendes Schiff“

Seyfried-Cartoon mit vielen grünen UniformenEs gibt lichte Momente im Lauf eines Tages. Zum Beispiel, wenn ich nach einem langen Bürotag geschafft auf die Straße trete und ein schlacksiger junger Streifenpolizist an der Ampel neben mir einen Satz wie diesen sagt: "Die Berliner Polizei ist ein sinkendes Schiff".

Ganz ausnahmsweise hoffte ich auf eine lange Rot-Phase, die mir beschert war.

Der unzufriedene Staatsdiener hatte offenbar gestrichen die Nase voll und erklärte seiner ununiformierten Begleitung dann "Mit Polizei brauchst Du mir überhaupt nicht mehr zu kommen". Die beiden diskutierten dann noch, ob Ausweichen nach Bayern, oder "irgendwo in Süddeutschland" eine Alternative wäre. Gar keine schlechte Idee. Vielleicht spricht es sich rum.

„Der innere Innenminister“ in Berlin

Gestern abend, als ich eigentlich Folien für die SIGINT vorbereiten wollte und verdrängend lieber Wäsche aufgehängt habe, habe ich nebenbei ein Hörspiel gehört und mich damit getröstet, dass ich mich ja gewissermaßen auch auf eine Veranstaltung vorbereite.Der innere Innenminister

Ich weiß nicht, wie ich den "Inneren Innenminister" von Bernadette La Hengst und Till Müller-Klug bisher verpassen konnte: es ist großartig (und das wirklich nicht nur, weil unsere Geschichte darin auch eine Rolle spielt). Es gibt für BerlinerInnen noch Gelegenheiten:

  1. Sonntag abend findet in Berlin die Veranstaltung "Der gläserne Mensch. Traumatisierung und ständige Beobachtung" als fünfter Teil der Reihe "Traumatisierung und Widerstand" statt. Zu Beginn wird das knapp einstündige Hörspiel zu hören sein. 19 Uhr im Statthaus Böcklerpark, Prinzenstr. 1.
  2. Außerdem hatte es gerade Premiere als Theaterstück in den Berliner Sophiensaelen. Nochmal zu sehen vom 4.-6. Juni. Sehr ärgerlich, dass ich das nicht mitgekriegt habe, denn im Juni bin ich nicht da. Das hätte ich gern gesehen.

Die Beschreibung von http://www.lahengst.com:

3 bis 5 Prozent der Deutschen hören Stimmen. Das kann beängstigend sein
oder auch tröstlich. Die Musikerin Bernadette La Hengst hört eine ganz
bestimmte Stimme: die des deutschen Innenministers. Und das ist
ziemlich anstrengend. Der innere Innenminister mischt sich beim
Musikmachen ein, zettelt verfängliche Tischgespräche an und will
politische Einsichten über die „linke Bewegung“ gewinnen.

Freiheit durch oder ganz ohne Sicherheit? Den obersten Schirmherrn der
inneren Sicherheit im Kopf zu haben – da kann man ganz schön unsicher
werden. Ist der Innenminister eine paranoide Halluzination oder testet
er die Überwachungstechnologien von übermorgen? Ist es Zufall, das er
ausgerechnet im Kopf der politisch engagierten Musikerin auftaucht,
oder will er vom Gegner lernen?

Die Kunstfigur des inneren Innenministers ist zu 100 Prozent aus O-Tönen des aktuellen Amtsinhabers zusammengesetzt.

Das Hörspiel lief im Herbst bei 1LIVE/wdr, und dort habe ich auch den einzigen Audio-Schnipsel gefunden, der online zu haben ist (?):

 
http://noblogs.org/flash/mp3player/mp3player.swf

 
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Überwacht die Überwacher!

überwacht die überwacher
Es gibt seit einer Weile ein Projekt, das Standorte und Bilder von Überwachungskameras sammelt: http://1984.boocompany.com/

Das ganze nach Städten sortiert – für Berlin sind erst 10 dabei. Da werden sich ja wohl noch ein paar finden lassen? Trotzdem liegen wir auf dem dritten Platz nach Hamburg und (!) Aachen.

Nette Sache, ein bisschen schade, dass das Ganze über Google Maps und, im dazugehörigen Blog Heul nicht! Sag was!, über eine Googlemail-Adresse stattfindet. Da habe ich übrigens ein Kamera-Streetart-Foto wiedergefunden, dass ich auch schon mal gemacht hab.

In dem Kontext sei auf Michelle Terran verwiesen, die sehr schöne neue Sachen aus und mit mitgeschnittenen Aufnahmen von Überwachungskameras macht: 


‚Life: a user’s manual‘. Eigentlich einen eigenen Eintrag wert. Also nur noch der Hinweis auf den Berlin Walk. Enjoy.

"Überwacht die Überwacher" habe ich gefunden bei berlin:street.

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Nächste Runde mg-Verfahren

Berlin schwitzt im Sommerloch vor sich hin, wir bereiten wie letztes Jahr einen Kindergeburtstag vor und sehen dem Jahrestag des Beginns ‚unseres neuen Lebens‘ am Donnerstag mit Unwohlsein entgegen. Auch letztes Jahr war es ruhig mitten in den Ferien. Und jetzt?

Im Strandbad Weißensee standen gestern direkt hinter uns zwei ältere Herren in Hemden und Khakihosen am Stehtisch und tranken Bier (alle anderen trugen Badehose).
Tüt-tüüüt-tüüt – Andrejs Bürotelefon an der Humboldt-Uni ist "zur Zeit nicht erreichbar". 

Die seit Januar angekündigte Anklageschrift der BAW ist da. Auch das hat sein Weilchen gebraucht, jetzt ist klar: von den sieben ursprünglich Beschuldigten werden drei angeklagt, Bundeswehrfahrzeuge angezündet haben zu wollen und außerdem Mitglieder der ‚militanten gruppe (mg)‘ zu sein. Dass die drei Mitglieder der mg seien, sagt eine unbestätigte Quelle des Verfassungsschutzes.

Update: Auch die BAW hat sich jetzt erklärt (Link direkt zur BAW-Website). Abgesehen davon, dass Frau Generalbundesanwalt eine Führungsrolle der ‚mg‘ herbeifantasiert, an die außer ihr wahrscheinlich niemand glaubt, gibt es sowenig zu sagen, dass nochmal auf den 25 Brandanschläge der ‚mg‘ herumgeritten wird. Dezent verschwiegen wird, dass den drei Angeklagten die Beteiligung an diesen Anschlägen gar nicht vorgeworden wird.

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Berlin Berlin

Ich gebe zu, ich habe erwogen, dieses Blog-Post "Feuer und Flamme für Berlin" zu nennen und habe mich dann doch dagegen entschieden. Wir bekamen vor ein paar Tagen mit der Berliner Zeitung eine Seite Aufkleber ungefragt in den Briefkasten und diese Aufkleber sind.. naja .. ungewöhnlich.

 Sei Berlin-Aufkleber
http://www.sei.berlin.de/index.php?id=15 _blank

Das ganze ist Teil des be Berlin-Wettbewerbs „Deine Botschaft für Berlin“

Wer an unserer Stelle würde sich diese Berlin-Werbung gerade an’s Auto kleben?

Spruch Nummer 1 reklamiert ja der König vom Prenzlauer Berg als eigene Kreation, hörte ich gestern, gefällt mir auch sehr gut.