Wichtige Blogs

Top-Artikel bei Rivva war gestern ein Blog-Post von Philip Banse, der "für dctp.tv gerade eine Reihe von Interviews mit bekannten deutschen Bloggern" führt. Weiter unten werden sie etwas despektierlich ‚Alpha-Tiere‘ genannt. Vorgestellt werden dort, unter der Überschrift Meinungsmacher, Markus Beckedahl (Netzpolitik), Stefan Niggemeier (Bildblog), Johnny Häusler (Spreeblick) und Sascha Lobo. Frag- und neidlos Leute, die relevant sind.

Mein nicht totzukriegender feministischer Impuls bemerkte als erstes, dass die bekannten deutschen Blogger alles Männer sind. Was bei nur vier Ausgewählten nicht soo überraschend ist, aber früher, im letzten Jahrhundert, gehörte noch zum guten Ton, zumindest eine Alibi-Frau dazu zu setzen. Das ist heute anders. 

Nach einer kleinen unüberlegten getwitterten Reaktion habe ich meiner Erfahrung vertraut, dass es allemal besser ist, feministische Emotionalien mit sehr guten Faktenchecks untermauern zu können. Selbst dann sind die Reaktionen keine Freude, aber doch besser abzufangen. 

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Interviews mit schwedischen TerroristInnen

Mit "Terrorists – The Kids They Sentenced" startete gestern – wie schon beschrieben – das 6. ONE WORLD BERLIN Filmfestival für Menschenrechte und Medien im Arsenal. Der Eröffnungsfilm stellt ganz unterschiedliche junge Leute vor. Sie verbindet, dass sie an den Protesten gegen den EU-Gipfel 2001 in Göteborg beteiligt waren. Und hinterher zu jahrelangen Haftstrafen verurteilt wurden. Sie beschreiben, warum sie da waren: weil sie demonstrieren wollten, weil sie eine bessere Welt wollten, weil sie die den Kapitalismus abschaffen wollten, weil sie Spaß haben wollten, weil sie anderen helfen wollten. In je unterschiedlichen Kombinationen.

Terrorists - The kids they sentencedIn Göteborg wurde auf die Demonstrierenden scharf geschossen, einer starb einer starb beinahe, einige wurden schwer verletzt. Eine Schule, die zur Unterbringung genutzt wurde (legal), wurden mit Containern eingezäunt und später geräumt. Viel davon ist in den Berichten über den G8-Gipfel in Genua einen Monat später untergegangen, dabei war Göteborg nicht weniger dramatisch. "Bisher wurden 60 Menschen zu insgesamt 45 Jahren Haft
verurteilt", ist am Ende des Films zu lesen.

Im Film erzählt einer der Angeschossenen, wie knapp er überlebt hat, wie es sich anfühlt, wenn man meint zu sterben und wie er dann, gerade wieder in der Lage zu laufen, inhaftiert wurde. 

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Sonntagsrätsel

Wo habe ich das gefunden?

 

Linksextremisten sind..

Update:

Ich sehe schon, das war viel zu einfach. Innerhalb von Minuten hatte Chris/F!XMBR bei Identi.ca das Rätsel gelöst, direkt gefolgt von titus_shg (Twitter) und den KommentatorInnen unten.

Es handelt sich um einen Ausschnitt aus einem Faltblatt des Verfassungsschutzes Brandenburg. Wer das ganz sehen möchte, ohne versehentlich in Honigtöpfe zu fallen: hier gibt’s eine lokale Kopie: Feinde der Demokratie. Linksextremisten. Eine Information des Verfassungsschutzes Brandenburg

Micro // 20.11.09

Ich probiere mal ein neues Feature aus. Ich habe im Lauf der letzten Monate deutlich mehr interessante Dinge gefunden, die ins Themenspektrum von annalist passen, als hier aufgetaucht sind. Vieles davon twittere ich. D.h. es taucht kurz im wilden Rauschen der Twitterwelt auf und verschwindet im Nichts.

Ich werde einige dieser kommentierten Links ab jetzt hier verewigen und wüsste bei Gelegenheit gern, wie’s ankommt.

Wer’s gern zeitnaher hätte:

Und hier die erste Runde:

Aspekte stellt http://whichwayhome.net/ vor – ein Film über Kinder allein unterwegs von Mexiko in die USA, ihre Eltern suchen. Krass.

Sieht scheußlich aus (ehrlich!): die neue Website, die Informationen zu Gentrifizierung in Hamburg bündelt http://aggrohh.nadir.org

Was heißt eigentlich offen? -> http://opendefinition.org/1… = Defining the Open in Open Data, Open Content and Open Information

Auswirkungen von Web 2.0 auf eur. Wirtschaft u. Gesellschaft – Neue Studie des EU Joint Research Centre http://bit.ly/GzTD0

RT @radiocorax: Freie Radios in Chemnitz, Dresden, Leipzig brauchen dringend Unterstützung! Infos & ePetitionen hier: http://bit.ly/1qU4fK

Jawoll. "der Soziologe Andrej Holm, Popstar des Gentrification-Diskurses". Schreibt Bandschublade http://bit.ly/3PeIs7

http://download.fritz.de/bluemoon/bm_091117.mp3 – Der Podcast vom Gentrifizierungs-Blue Moon am Dienstag bei Radio Fritz 

Der erste annalist-Artikel, die Erklärung des Wortes annalist, wurde 16226 mal aufgerufen. Whow. http://bit.ly/2Y0qTm

RT @adrianlang: http://de.indymedia.org/2009/11/265860 Handgelenk angebrochen, ED-Behandlung wegen Parolen schreiben mit Kreide, wow. 

Angst vor Terror führt zu Ablehnung von Moslems, MigrantInnen und – Überraschung – Lesben und Schwulen. Neue Studie http://bit.ly/2w2tRX

:)) Botanicalls Twitter DIY http://bit.ly/xMeMw

 

Eleganter wäre ja, wenn das zu automatisieren wäre. So in etwa wie die Facebook-Application ‚Selective Twitter Status‘. Alles, was #fb im Tweet hat, erscheint auch bei Facebook. Sowas hätte ich gern als Plug-In für Lifetype, die Blog-Software von noblogs.org. Sollte das je jemand schreiben, will ich es unbedingt wissen!

One World Berlin startet mit „Terrorists: The Kids They Sentenced“

In einer Woche beginnt das sechste ONE WORLD BERLIN Filmfestival für Menschenrechte und Medien. Der Eröffnungsfilm ist Terrorists: The Kids They Sentenced, Schweden 2003.

Header One World Filmfestival 09

Als es beim EU-Gipfel in Göteborg 2001 zu Ausschreitungen bei den von
Globalisierungskritiker_innen organisierten Massenprotesten kommt,
schlägt der schwedische Staat mit aller Macht zurück. Rund 460
Demonstrant_innen werden festgenommen, 14 davon zu langen Haftstrafen
verurteilt. In den Augen der Regierung handelt es sich bei ihnen um
„Terroristen“. Stefan Jarl und Lukas Moodysson zeichnen ein anderes
Bild: In bewegenden Interviews erzählen einige der jungen
Aktivist_innen von ihren Motivationen, sich an den Protesten zu
beteiligen, der Kritik an einer ungerechten Wirtschaftsordnung sowie
ihren traumatischen Erfahrungen mit staatlicher Gewalt. 

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Kreativ oder Leben?

Letztes Wochenende fand in Berlin ÜberLeben in den »Creative Industries« statt. Dazu gehört dieser großartige Werbefilm (Zitat):

Es ging um die Rolle der ‚Kreativen‘, die gern hochgehalten werden, um das werbewirksame Image Berlins zum Glänzen zu bringen. Leider lebt es sich davon weiter schlecht. 

Die Spannbreite der Themen war groß. Am ersten Abend ging es mit Benni Bärmann (Keimform.de), Wolfgang Schimmel (Verdi) und Matthias Spielkamp (iRights.info), moderiert Sabine Nuss (Rosa Luxemburg Stiftung) um Urheberrechte und den Dauerbrenner, wie die Rechte/Einnahmen der Kunstschaffenden etc. trotz freien Internets zu retten seien: Zwischen den digitalen Fronten – mehr Geld, mehr Freiheit oder alles für alle?

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Geert Lovink: „Deutschland braucht mehr mutige und kreative Individuen“

Cover iz3w 315Geert Lovink, Netzaktivist und Medientheoretiker wird in der aktuellen iz3w interviewt. Beide verbindet, dass sie gefühlt schon immer da sind. 

Die iz3w ist eine Nord-Süd-Zeitschrift, die dem Netz gegenüber noch gewaltig fremdelt. Das Interview enthält aber einiges, das auch für NetzbewohnerInnen interessant sein könnte (und sollte).

Etwa eine interessante Antwort auf die Frage nach den tausend Subkulturen im Netz, die gemeinsames Handeln verhindern und also nicht (mehr) subversiv seien:

Übrigens sehe ich nichts, was wir gegen tausend Subkulturen haben können.
Deutschland, zum Beispiel, braucht viel mehr mutige und kreative
Individuen. Individualisierung in Deutschland wäre das glückliche Ende
des post-faschistischen Projekts. »Nie wieder« heißt doch auch »Nie
wieder Massenwahn«. Die Vielfalt der Subkulturen verhindert so etwas
effektiv. Die Sehnsucht nach großen sozialen Bewegungen hat etwas
Nostalgisches im negativen Sinne … es kann politische Tätigkeit auch
verhindern.

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Kindergeld-Erhöhung – für wen?

Als ich eben um 8 in den Deutschlandfunk-Nachrichten in freundlicher Stimmer beschrieben hörte, was die Bundeskanzlerin gestern in ihrer Regierungserklärungen für Wohltaten ankündigte, wurde mir vor lauter Neusprech ganz komisch.

Mittlere und geringe Einkommen sollen entlastet werden und unsere neue Regierung will was für Familien tun, in dem sie das Kindergeld erhöht. 

So der Deutschlandfunk – in einer Minute können natürlich nur die wesentlichen Dinge beleuchtet werden. Es gibt ja noch andere Wohltaten, wie das Betreuungsgeld, was so ungefähr das Idiotischste ist, was ich seit langem gehört habe: Eltern bekommen mehr Geld, wenn sie ihre Kinder nicht in die Kita schicken.

Nun haben aber die Kinder, die es am nötigsten bräuchten, gar nichts vom Kindergeld. Denen wird das direkt vom Hartz IV-Satz wieder abgezogen.

Ich habe mir überlegt, dass ich die Kindergeld-Erhöhung für meine Kinder an Initiativen spenden werde, die Kinder in Hartz IV-Familien unterstützen.

Wer macht mit? Es bräuchte vielleicht eine Website mit etwas Text, Initiativen, die unterstützt werden können und der Möglichkeit, zu unterschreiben. 

Von Twin Towers, Zwillingen und anderem Terror

Vor etwa zwei Jahren riefen wir dazu auf, sich am Preisausschreiben "Was ist Terrorismus" zu beteiligen. Es kamen viele wunderbare Einsendungen und ich ärgere mich bis heute enorm, dass wir zu wenige waren und zuviel anderes zu tun hatten, um das ordentlich zu Ende zu bringen. Immerhin gab es eine sehr gute Ausstellung im Tacheles. Ein sehr früher Beitrag, der definitiv Aussichten auf einen Preis gehabt hätte, ist dieser:

Für die Eine ist es nur ein harmloser Fußabdruck im Sand,
für den Anderen der Beginn einer wunderbaren Karriere
Von Twin Towers, Zwillingen und anderem Terror

Queer Terrorism
Sandburgen bauen, Sandburgen …
(Irgendwie hatte Terror in den 80ern immer diesen Gelbstich)

 
 
Als ich klein war, da war ich sicher: "Touris" ist die Abkürzung für Terroristen. Und Terroristen sind nur so halb gut – das weiß doch jedes Kind. Vor allem der gemeine Neckermann-Terrorist, der ist irgendwie gar nicht gut.  
 
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Was Wikipedia von Indymedia lernen könnte

Der Wikimedia e.V. hat gestern abend in Berlin eine Diskussion organisiert, die viel Staub aufgewirbelt hat. Auslöser ist ein Streit um die Löschpraxis, um die Wikipedia-Kriterien dafür, was als relevant betrachtet wird und um den Umgang mit Kritik daran. Teilnehmen durfte nur, wer angemeldet war – nach Aussagen von Henriette Fiebig (Wikimedia) haben sich aber nicht mehr als die 42 Personen angemeldet, die dann auch kommen konnten.

Die Diskussion wurde per Video-Stream übertragen (der allerdings phasenweise nicht funktionierte) und wurde von einem Chat begleitet.

Ich bin hingegangen und habe mich in der Diskussion auch zu Wort gemeldet, weil mir vieles aus dieser Diskussion ungeheuer bekannt vorkommt. Bevor es Wikipedia gab, bevor es Blogs gab, bevor es überhaupt interaktive Websites gab, bevor die Medien begannen, darum zu betteln, dass Material auf ihre Websites geladen werden solle, gab es Indymedia. Indymedia begann in Deutschland 2001 als erstes Projekt mit einer Website, die zuließ, dass irgendwelche UserInnen von irgendwo anonym Texte, Bilder, Videos auf die Seite luden. Ich habe Indymedia in Deutschland mitgegründet und jahrelang daran mitgearbeitet.

Die Idee war nicht, ein digitales Linksaußen-Käseblatt zu betreiben, sondern hatte mit dem Ideal "Gegenöffentlichkeit" zu tun. Wenn ’normale‘ Medien wirtschaftlich betrieben werden müssen, können sie nicht Perspektiven enthalten, die diesen wirtschaftlichen Interessen widersprechen. Oder jedenfalls nicht in einem Ausmaß, wie es der Wahrnehmung der meisten Menschen entspricht. Also ist notwendig, dieser anderen Wahrnehmung einen Platz und eine Ausdrucksmögichkeit zu verschaffen. Es gibt keine eine objektive Wahrheit, deswegen wurde die Kommentar-Funktion erfunden: so können verschiedene Berichte derselben Situation nebeneinanderstehen, die jeweils ihre Berechtigung haben und die LeserInnen können sich selbst ein Bild machen. Das war die Idee.

Dass Indymedia heute so irrelevant und von dieser Idee so weit entfernt ist, wie es ist, hat mit einer Entwicklung zu tun, die enorme Parallelen zu dem hat, was über Wikipedia erzählt wird.

Darüber habe ich gestern geredet, was u.a. von Fefe (die Vokabel ‚Blockwarte‘ ist nicht von mir, übrigens 😉 ), Jürgen Fenn (Schneeschmelze) und Netzpolitik aufgegriffen wurde. Martin Haase (maha) hat nachts in der Radiosendung des CCC in Darmstadt, C-Radar, über die Veranstaltung geredet und meinen Beitrag kurz erwähnt. Ich fand mich missinterpretiert, habe das getwittert und wurde prompt – nachts um halb zwei – eingeladen, noch anzurufen und das richtigzustellen. Das habe ich dann etwa 20 Minuten lang gemacht:

http://noblogs.org/flash/mp3player/mp3player.swf
(mp3, 18mb)

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