Schon gesehen? Google weiß nicht nur alles über uns, jetzt werden wir alle live gefilmt. In Berlin haben viele schon diese Kameras gesehen und sind selbstverständlich nicht gefragt worden, ob sie demnächst in Googles Weltsicht auftauchen wollen.
Ich finde bedauerlich, dass anscheinend die meisten meiner LeserInnen annalist per Google Reader lesen, so sagen jedenfalls die Blogstatistiken. Es gibt viele andere gute Feedreader! Ich selber benutze das Add-On Sage mit Firefox. Liebe Nicht-Googlende: dies ist die Gelegenheit, für Euren bevorzugten Feedreader zu werben.
Alle, denen das so geht, werden sich auch weiterhin bei Flügen über den israelischen Ben-Gurion-Flughafen nicht unwohl fühlen: da werden nach einer Meldung der Ma’an Nachrichtenagentur ab August PassagierInnen mit einer Röntgen-Kamera nackt ausgezogen.
Bedenklich ist in jedem Fall die schiere Länge der Ermittlungen: Seit
sechs Jahren beispielsweise ermittelt die Bundesanwaltschaft, die zu
den Verfahren derzeit keine Auskünfte geben will, schon gegen vier
Berliner. Mit zweifelhaften Textanalysen hatten Beamte des
Bundeskriminalamtes angebliche Übereinstimmungen zwischen
Bekennerschreiben der "militanten gruppe" und den Beschuldigten
zugeschriebenen Texten ausgemacht. Obwohl auch umfassende Überwachung
über mehrere Jahre keine Beweise brachte, wurde das
Ermittlungsverfahren nicht eingestellt.
Es wird ja gern und viel darüber gewitzelt, dass das BKA nicht
genügend ProgrammiererInnen für die Online-Durchsuchungen hat. Es gibt
offenbar noch weitere Engpässe.
Bei den Durchsuchungen im Fall
‚militante gruppe (mg)‘ vor knapp einem Jahr an jenem unseligen 31.
Juli wurde bei einem der Beschuldigten ein USB-Stick mitgenommen, der
seinem Mitbewohner gehört. Den hat der bis heute nicht wieder und sein
Anwalt hat neulich mal wieder nachgefragt, wie lange es denn noch
dauert. Die Antwort erklärt einiges. Zunächst versucht Frau Vanoni, die
zuständige Staatsanwältin der BAW, mit einem billigen Trick, das
Passwort zu ergattern (der USB-Stick war verschlüsselt und ist es
anscheinend immer noch).
Ihr Mandant könnte jedoch zu einer beschleunigten Freigabe des
Datenträgers beitragen, indem er den Ermittlungsbehörden den Code zur
Entschlüsselung des Datenträgers mitteilt, sofern ihm dieser bekannt
ist.
Nice try. Ich seh vor meinem geistigen Auge den Referenten im
Innenministerium vor mir, der dazu einen Anranzer eingefangen hat, dass
endlich eine vernünftige Vorlage her muss, damit in Zukunft die
Verweigerung, Verschlüsselungspasswörter auszuhändigen, ordentlich
bestraft werden kann.
Es ist nämlich so, sagt Frau Vanoni, dass ihnen ein Image (eine
Kopie) des verschlüsselten Sticks zum Dekodieren nicht ausreicht. Wenn
wir jetzt mal nicht unterstellen wollen, dass da bewusst gelogen wird
(was ich öffentlich in der Form nie tun würde), dann scheint es neben
den Lücken bei den MitarbeiterInnen, die am Kopierer stehen, auch ganz
erhebliche in den technischen Abteilungen zu geben:
Um den Inhalt des USB-Sticks auf Verfahrensrelevanz prüfen zu
können, muss dieser zunächst entschlüsselt werden. Ein Image des
USB-Sticks wurde bereits erstellt. Zur Entschlüsselung wird jedoch auch
die Hardware, also der USB-Stick selbst, benötigt. Aufgrund der
vorhandenen Verschlüsselung ist derzeit nicht abzusehen, wann die
Auswertung des Datenträgers abgeschlossen ist.
Das muss man sich alles mal einzeln auf der Zunge zergehen lassen:
ein Image wurde bereits erstellt. Schon knapp ein Jahr nach
der Beschlagnahmung! Ich erinnere vorsichtshalber daran, dass es sich
um die Ermittlung gegen die schlimmste linksterroristische
-kriminelle Gruppe der Republik handelt. Wenn die auf diese Weise
tatsächlich terroristische Anschläge verhindern wollen, dann wird mir
unwohl und ich verstehe das Geningel der Polizeigewerkschaften, dass
sie mehr Personal brauchen.
Zur Entschlüsselung wird jedoch auch die Hardware benötigt. Soso? Weil?
Und dann..nicht abzusehen, wann die Auswertung des Datenträgers abgeschlossen ist. Das ist ja in gewisser Hinsicht beruhigend, immer vorausgesetzt, es entspricht der Wahrheit.
Die Welt hat einen neuen Blog, geschrieben von jemandem, der es eigentlich besser wissen müsste, als dieses Wort ständig wieder zu benutzen: den Gentrification-Blog.
Geschrieben von Andrej Holm, über das G-Wort. Alles weitere schreibt er selbst, und besser, dort.
Ich gebe zu, ich habe erwogen, dieses Blog-Post "Feuer und Flamme für Berlin" zu nennen und habe mich dann doch dagegen entschieden. Wir bekamen vor ein paar Tagen mit der Berliner Zeitung eine Seite Aufkleber ungefragt in den Briefkasten und diese Aufkleber sind.. naja .. ungewöhnlich.
Die oberste Strafverfolgungsbehörde Deutschlands hat uns gerade wieder einen Beweis ihrer enormen Effizienz zukommen lassen.
Andrej’s Anwältin Christina Clemm hatte nachgefragt, ob bald mal mit der Auswertung der DNA-Probe zu rechnen ist, die am 14.1. bei ihm entnommen wurde. Und ob nicht doch mal ein paar Akten rausgerückt werden, damit wir verstehen, was eigentlich gerade das Problem ist, und ob nicht doch bald mal eingestellt wird.
Dazu schreibt Frau Vanoni, die zuständige Bundesanwältin, dass die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind,
"insbesondere auch die Auswertung des DNA-Identifizierungsmusters Ihres Mandanten".
Der Brief ist vom 19.6., das ist ziemlich genau fünf Monate nach der Abgabe der DNA. Das ist doch eine ganz ordentliche Leistung, die unsere Polizei da vorlegt, finden Sie nicht?
Akten gibt’s auch keine, weil die BAW die Originalakten in Karlsruhe benötigt werden und
"nicht ständig auch in digitaler Form aktualisiert werden"
Soso. Die BAW schafft die aktuelle Digitalisierung nicht. Wir würden die Akten auch als Kopie auf Papier nehmen. Vielleicht sollte mal eine Spendenkampagne für die vollkommen unterausgestattete BAW gestartet werden, oder sie brauchen ein paar mehr PraktikantInnen.
Oder gibt es noch andere Thesen, warum das so lange dauert?
Manchmal liebe ich Amerika. Es gibt da so wahnsinnig komische Dinge, da kommt die staubtrockene deutsche Innenpolitik einfach nicht mit, nicht mal BKA-Ermittlungsakten.
Zum Beispiel das hier – was ist das?
Das ist das U.S. Patent 6844817 für die Anti-Terroristen-Flugzeugfalltür! Ein völlig ernstgemeintes Patent, gefunden von Bruce Schneier bei Neatorama. Da gibt’s auch den Anti-Terror-Truck (und noch viel mehr):
Problem: Terrorists can pop up at any time, leaving
local authorities totally defenseless against their raging attacks.
Ok, das stammt nicht aus dem Original-Patent, aber erklärt präzise die Ausgangsfragestellung.
Die ACLU beschäftigt sich ernsthafter, aber auch sehr plakativ mit Terror-Hysterie:
Das Land ist offensichtlich voller TerroristInnen. Der oder die 100.000ste wird am 14. Juli bekannt gegeben, allerdings ist es gerade wieder einer weniger geworden, weil Nelson Mandela endlich gestrichen wurde. Andere Beispiele finden sich auch auf der Seite zum Zähler. Zusammengestellt wird die Liste vom Terrorist Screening Center (TSC) des FBI.
Von da kommt man schnell zum MIPT,
dem Memorial Institute for the Prevention of Terrorism. Während das TSC
nicht besonders aktuell ist, abgesehen von der ‚Most Wanted‘-Liste, hat
das MIPT Country Reports on Terrorism 2007
(1,7mb pdf) und darin auch einen Länderbericht zu Deutschland. Ich
hätte ja mindestens mal eine kurze Erwähnung von mg- oder gar
G8-Verfahren erwartet, aber die kommen nicht vor. Offenbar nehmen die
wirklichen VerteidigerInnen der Demokratie unsere Bundesanwaltschaft
nicht recht ernst?
Der G8 taucht nicht etwa als Anschlagsziel auf, sondern so:
During its G8 Presidency, Germany placed a particular
emphasis on supporting UN counterterrorism activities and topics such
as terrorist use of the Internet, protecting critical energy
infrastructure, and countering radicalization and recruitment to
terrorism. These priorities were reflected in the G8 Heiligendamm
Summit Statement on Counterterrorism and the Report on the G8 Support
to the UN Counterterrorism Efforts. Germany’s chairmanship of the G8
Roma-Lyon Anti-Crime and Counterterrorism Subgroup saw a record number
of project proposals being addressed and new initiatives being agreed
upon to tackle issues such as bulk cash smuggling used to finance
terrorism.
An air traveller in Canada is first told
by an airline employee that it is "illegal" to say certain words, and
then that if she raised a fuss she would be falsely accused:
When we boarded a little later, I asked for the ninny’s
name. He refused and hissed, "If you make a scene, I’ll call the pilot
and you won’t be flying tonight."
Und was war nochmal Terrorismus? Hier die Antwort des MIPT, die ich vollkommen unterschreiben würde, mit Heribert Prantl im Hinterkopf ("Der Terrorist als Gesetzgeber")
Terrorism is violence, or the threat of violence, calculated to create
an atmosphere of fear and alarm. These acts are designed to coerce
others into actions they would not otherwise undertake, or refrain from
actions they desired to take. All acts of terrorism are crimes. Many
would also be a violation of the rules of war if a state of war
existed. This violence or threat of violence is generally directed
against civilian targets. The motives of all terrorists are political,
and terrorist actions are generally carried out in a way that will
achieve maximum publicity. Unlike other criminal acts, terrorists often
claim responsibility for their acts. Finally, terrorist acts are
intended to produce effects beyond the immediate, having long-term
psychological repercussions on a particular victim audience. The fear
created by terrorists may be intended to cause people to exaggerate the
strengths of the terrorist and the importance of the cause, to provoke
governmental overreaction, to discourage dissent, or simply to
intimidate and thereby enforce compliance with their demands.
* Der Titel "Drop the pilop" stammt übrigens von Joan Armatrading, die auch viel Sinn für Humor hat:
In den Kontext passt, dass ich keine begnadete Grafikerin/Designerin bin, aber gern ein paar Banner beim Bannertausch von Bannervista unterbringen würde. Wenn also jemand da draussen Lust hätte, mich mit Banner-Entwürfen in diesen Formaten zu unterstützen, würde ich mich freuen. Ein möglicher Text: "Über Terrorismus im Allgemeinen und Besonderen", aber auch da bin ich für Vorschläge offen. Die schönsten werden auf jeden Fall hier vorgestellt.
Und noch ein bisschen was zum Thema:
Terrorismus als legitime Strategie
Geheimdienste haben zusammen mit der Nato in Europa terroristische
Anschläge verübt, belegt Daniele Ganser in seinem Buch
"Nato-Geheimarmeen in Europa". Im Freitag erläutert er, dass es
dabei unter anderem darum gegangen sei, Angst in der Bevölkerung zu
verbreiten. Denn der Tod von Unschuldigen führe dazu, so Ganser, dass
die Bevölkerung eines Staates nach mehr Sicherheit rufe. Gleichzeitig
seien solche Anschläge dazu genutzt worden, den politischen Feind zu
diskreditieren, indem man sie ihm in die Schuhe geschoben habe.
Daniele Ganser forscht an der Eidgenössischen Technischen Hochschule
(ETH) Zürich seit einigen Jahren zu diesen so genannten
Stay-Behind-Armeen der Nato in Europa. Ende 2004 erschienen in der Neuen Zürcher Zeitung
erste Ergebnisse seiner Arbeit. Sein Augenmerk lag dabei zuerst auf
Italien, da es dort 1990 eine offizielle Untersuchung gab. Sie
offenbarte, dass Terroranschläge durch Geheimdienste gegen die
italienische Bevölkerung als legitimes Mittel galten, die italienische
Linke zu bekämpfen.
Police, Firefighters, Utility Workers Among Hundreds Trained as “Terrorism Liaison Officers”
Colorado is one among of handful of states where
hundreds of firefighters, paramedics, police, and even corporate
employees are being trained to hunt down and report a broadly defined
range of “suspicious activities.” They’re called Terrorism Liaison
Officers. The federally supported initiative trains them to look out
for “observed behavior that may be indicative of intelligence-gathering
or pre-operational planning related to terrorism.” The list of suspicious behaviors includes taking photographs or videos
of no apparent aesthetic value; making measurements, drawings, or
taking notes; and conversing in code.
Zu deutsch: In Colorado (und mindestens noch Arizona, Kalifornien, Colorado, Florida, Illinois, Tennessee, Washington, DC und Wisconsin) werden PolizistInnen, Feuerwehrleute und öffentliche Angestellte zu ‚Terrorismus-VerbindungsbeamtInnen‘ weitergebildet. Die sollen dann "verdächtiges Verhalten" aufspüren und melden. Wer sich überhaupt noch hintraut: nicht verdächtig benehmen! Keine unästhetischen Fotos, gar nicht Zeichnen und auf keinen Fall Notizen machen!
Terror-Dämmerung
Wie geht es eigentlich dem Terrorismus? Gar nicht so gut, meldet
eine neue Studie der kanadischen Simon-Fraser-Universität, und der
sorgfältig untermauerte Nachweis könnte, welch Ironie, Hardliner wie
Liberale erfreuen. Die Staatsschützer, weil der global war on terror offensichtlich Früchte trägt, und
die Bürgerrechtler, weil diese 56 Seiten unaufgeregte Argumente gegen
die anschwellende Flut der Sicherheitsgesetze liefern.
Ja, aber der islamistische Terror wächst doch, oder? Im Westen schon
mal nicht, nicht seit der monströsen Attacke in London 2005; diesen
Punkt können die Staatsschützer für sich verbuchen und dabei auf ihre
weltweit vernetzte Polizei- und Geheimdienstarbeit verweisen, die so
manchen Anschlag vereitelt hat. Und anderswo? Der schärfste Anstieg
wurde in Mittelost, und zwar seit der Invasion des Iraks, gemessen. Das
Jahr 2006 war das schlimmste, mit 13.343 Terror-Toten im Zweistromland;
das waren, je nach Datensatz, 64 oder gar 79 Prozent der weltweiten
Opfer.
Wer nochmal wissen will, warum Paypal&Co. wirklich böse sind: gestern lief auf SWR Wo sind meine Daten- Wie wir weltweit ausspioniert werden; wird Mittwoch um 13:45 wiederholt. Sonst nur in der etwas archaischen Form des Mittschnitts, per Post und für €25.
Heute ist die letzte Chance, die Online-Petition gegen das BKA-Gesetz zu unterschreiben
Die SchwedInnen mögen auch nicht überwacht werden und haben schon eine Million Protestmails an ihre Abgeordneten geschickt
„Europa ist Brutstätte für terroristische Aktivitäten geworden“, sagt der Leiter der Anti-Terror-Einheit der OSZE. Sicher, das stand ja auch schon im Europol-Terrorismus-Bericht (direkter Link zu Europol). Bitte nochmal auf der Zunge zergehen lassen: "Die ETA tötete
zwei spanische Polizisten, darüber hinaus gab es keine Toten durch den
Terrorismus." Interessant noch dazu:"In 450 Gerichtsverfahren wegen terroristischer Straftaten wurde
EU-weit ein Viertel aller Angeklagten freigesprochen." (auch Europol-Bericht, im Focus)