Update: Amnesty International und Reporter ohne Grenzen rufen zu einer Mahnwache auf (PDF). Am 21.1. um 19 Uhr an der russischen Botschaft, Unter den Linden kurz vor dem Leipziger Platz.
Fassungslosigkeit ist kein guter Zustand, um zu schreiben. Ich schreibe doch. Ich bekomme seit einigen Stunden E-Mails, in denen steht, was jetzt auch überall sonst zunehmend zu lesen ist.
Stas Markelow und Nastja Baburowa wurden heute in Moskau auf offener Strasse von einem (?) maskierten Mann erschossen. Stas, Anwalt und Aktivist, habe ich von etwa 15 Jahren in Moskau kennengelernt. Wir haben versucht, über die nicht wegzudenkende feststehende Mauer des kalten Krieges in den Köpfen hinweg Kontakte zwischen Linken in Berlin und Antiautoritären in Russland zu knüpfen. Wir wollten mehr übereinander erfahren, Mauern einreißen, andere Informationskanäle jenseits des Schweigens des Mainstreams aufbauen. Wir sind, wenig überraschend, einigermaßen grandios gescheitert, aber mehr und weniger intensive Kontakte sind bis heute geblieben. Zuletzt habe ich Stas im September in Malmö beim Europäischen Sozialforum gesehen, fröhlich, feiernd, engagiert.
(Bild: Indymedia Russland)
Mit ihm erschossen wurde die Aktivistin und Journalistin Nastja Baburowa.
(Bild: avtonom.org)
Mir ist nicht nach Recherchieren zumute. Es wird in den nächsten Tagen noch viel darüber geschrieben werden. Es sieht so aus, als ob Stas mit Nastja von einer Pressekonferenz kam, bei der er über einen Fall berichtete, den er gerade vertrat. Ein russischer Oberst hatte eine junge Tschetschenin vergewaltigt und ermordet. Stas vertrat ihre Familie, der Oberst wurde verurteilt, was vorher noch nie vorkam. Er sollte vorzeitig freigelassen werden, und Stas hatte gerade angekündigt, gegen diese Entscheidung Widerspruch einzulegen.
Stas hinterlässt seine Frau und zwei Kinder, beide viele FreundInnen.
Ich bin sicher, dass die Täter nie gefunden werden werden.
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