Über die Berichterstattung über die Proteste im Iran habe ich mich das erste Mal gewundert, als ich in irgendwelchen Fernsehnachrichten (Tagesthemen?) zu Bildern von brennenden Autos (sic) und sich mit Polizisten prügelnden Demonstranten einen Kommentar hörte, der die "friedliche Revolution" pries. Na gut, nicht wirklich gewundert. Aber das Wort "friedlich" war schon ungewöhnlich in dem Kontext.
Dazu gibt es einen Artikel von Jens Scholz "Der Freiheitskämpfer im Ausland ist der Terrorist im Inland", der das vergleicht mit der Berichterstattung über unsere hiesigen AktivistInnen im Netz:
Die Leute, die da gerade für ihr Engagement bejubelt werden weil es für
sie eine völlige Selbstverständlichkeit ist, die Informationsfreiheit
dort zu ermöglichen, wo sie staatlich beschnitten und unterdrückt wird,
die Leute werden hier von unserem Wirtschaftsminister als
Pädokriminelle bezeichnet, das sind "diese…
Internetcommunitybenutzer", das sind diese amokgefährdeten
Killerspieler, das sind diese Schäubleschen "Störer" (deren TOR-Server
Anlass für Hausdurchsuchungen sind) …
Ich breche das Zitat mal an der Stelle ab, wo es gleich um Bombenbauanleitungen geht, das scheint mir denn doch heikel – die BKA-Anmerkung dazu, warum ich das wohl eingebaut hätte, kann ich mir in etwa vorstellen. Immerhin bin ich ja deutsche Netzbewohnerin (und im Vergleich bin ich nicht mal besonders unglücklich darüber, trotz allen Ärgers, den das mit sich bringt).
Die Erklärung, warum das so ist, schön zusammengefasst:
Es geht gar nicht um ein paar DNS-Sperren. Es geht auch nicht um
Kinderpornografie und um angeblich rechtsfreie Räume für ein paar
Musikdownloads oder einen Filmstream, den ich mir im Kino ohnehin nie
angesehen hätte. Es geht um die Angst eines Staates vor
Kontrollverlust.
So sehr unsere Politiker über die Findigkeit und
Kreativität jubeln, mit der im Moment iranischen Menschen geholfen
wird, auf ihre Situation aufmerksam zu machen so sehr werden sie auch
daran erinnert, daß die selbe Transparenz ihnen hier ihr schönes System
aus sorgfältig und teuer aufgebauten Lobbysatelliten (wie z.B. die
Deutsche Kinderhilfe) ans Licht zerrt.
Daß ihnen ihre manipulativen
Umfragen, mit denen Sie Jahrzehnte lang mit ihrem repräsentativen und
unabhängigen Anstrich den Schein erweckten, die Wähler seien mit ihrer
Arbeit einverstanden, nun die Ohren fliegen, weil sie schon am selben
Tag im Netz komplett durchanalysiert und entlarvt werden.
Berlin ist nicht Iran.
Wenn ein Zivilpolizist die Waffe zieht, damit er in Ruhe jemanden festnehmen kann, wenn Clowns und Samba-Band festgenommen werden, weil angekündigt ein eingezäunte Grünfläche betreten werden sollte, dann sind wir in Berlin.