Laura Poitras redet über ihre Arbeit

In Berlin findet gerade die Transmediale statt, das jährliche Festival zu Kunst, Kultur und Technologie. Von Berlin ziemlich ignoriert zieht die Transmediale eher internationales Publikum an. Ich verstehe das ein bisschen: eine andere (Sub-)Kultur, allein das Setting im Haus der Kulturen der Welt strahlt für viele etwas Elitär-Bürgerliches aus. Was dem HdKdW unrecht tut, denn es ist nicht nur ein angenehmer Ort im Tiergarten, direkt an der Spree, sondern es gibt dort regelmäßig gute, interessante, politische Veranstaltungen. Auch bei der Transmediale ist das so. Es gibt jedes Mal sehr politische Inhalte und Referent_innen, die nicht gefühlt immer überall schon sind. Sollte sich das politische und das Netz-Berlin nicht so entgehen lassen.

Zu teuer? Ich habe mich zigmal als Bloggerin akkreditiert und keinen Cent gezahlt. Zugegeben wirkt es selbst für mich, die ich keine große Nähe zu Kunst und Kultur habe, manchmal so, als ob das Geklüngel groß wäre, aber das Ergebnis lohnt sich trotzdem. Ein paar Bilder aus der Ausstellung Art Hack Day sind unten zu sehen.

Empfehlen möchte ich heute Laura Poitras, die gemeinsam mit Trevor Paglen und Jake Applebaum eine Keynote gefüllt hat. Trevor Paglen war auch interessant, dessen Talk beim 30C3 hatte ich schon empfohlen.

Laura Poitras erklärte als Erstes, dass sie keine Neuigkeiten enthüllen werde, dass darauf wartenden Journalist_innen also auch gut etwas trinken gehen könnten. Was sie dann erzählt und gezeigt hat, was trotzdem spannend und bewegend. Sie ist sehr unaufgeregt und keine emphatische Selbstdarstellerin, was ich sehr angenehm finde. Sie erklärte, wie sie arbeit und was ihre Motivation ist. Ihr Thema sind die USA. Das brachte sie dazu, sich mit 9/11 zu beschäftigen, mit dem Irak-Krieg, mit Guantanamo, dem Krieg gegen den Terror und schließlich mit den Enthüllungen von Edward Snowden. Sie ist wahnsinnig mutig. Sie zeigt einige Clips, die sämtlich ziemlich beeindruckend sind:

Der Auftritt konterkariert sehr schön etwas, was ich in den letzten Wochen in Berlin beobachte: einen ansteigenden Hype um die so genannte „Whistleblower-Community“ in Berlin. Das reicht bis hin zu einem boulevardesken Beitrag des ARD-Morgenmagazins, in dem sich eine Reporterin auf die Suche nach den sich in Berlin versteckenden Whistleblowern und ihrem Unterstützer_innen-Netzwerk macht, sie aber nicht findet. Sehr skurril, denn offensichtlich ist es ja nicht schwierig. Manchmal sitzen sie sogar ganz öffentlich auf Bühnen.

Last but not least ein paar Eindrücke aus Art Hack Day. Es ist ziemlich dunkel da drin, daher fast nur Text. Guckt es Euch an. Mir gefiel die künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen NSA und Überwachung.

™-bitAbmahnungen für Pastebin-Inhalte?

™-honeypotHoneypot, in dem Fall für Smartphones.

™-data-retentionDazu ist ein Monitor zu sehen, auf dem die Inhalte, die auf dem Rechner gefunden wurden, in schnellem Wechsel zu sehen sind.

™-imsi

 

DSC_1362Keine ganz neue Idee und nicht unumstritten.

Überwachung und Whistleblowing in den USA

Die New York Times (NYT) hat Donnerstag einen Op-Doc, einen kurzen Dokumentarfilm, von Laura Poitras veröffentlicht, in dem es um den Überwachungsstaat USA geht.

Darin stellt sie William Binney vor, der 32 Jahre beim US-Geheimdienst NSA war und dann 2001 zum Whistleblower wurde, als nach 9/11 das Inlandsüberwachungsprogramm Stellar Wind gestartet wurde. Er erzählt, wie Stellar Wind, ursprünglich für die Auslandsspionage entwickelt, für die Überwachung innerhalb der USA verändert wurde. In der Folge wurden eine Reihe von NSA-Mitarbeitern zu Whistleblowern, was für sie harte Konsequenzen hatte.

Parallel erschien in der NYT Giving In to the Surveillance State.
Auch dazu: USA bauen geheimes Spionage-Zentrum für private Daten (Deutsche Mittelstands-Nachrichten)

Laura Poitras kann sich inzwischen auch nicht mehr ungehindert bewegen. Darüber sprach sie im April bei Democracy Now!:

 

Überwachung in den USA – „We don’t live in a free country“

Democracy Now, tägliche einstündige unabhängige Nachrichtensendung in den USA, hat sich gestern ausführlich mit Überwachung durch US-Behörden befasst.

Teil 1: National Security Agency Whistleblower William Binney on Growing State Surveillance

In his first television interview since he resigned from the National Security Agency over its domestic surveillance program, William Binney discusses the NSA’s massive power to spy on Americans and why the FBI raided his home after he became a whistleblower.

Teil 2: Detained in the U.S.: Filmmaker Laura Poitras Held, Questioned Some 40 Times at U.S. Airports

The Academy Award-nominated filmmaker Laura Poitras discusses how she has been repeatedly detained and questioned by federal agents whenever she enters the United States. Poitras said the interrogations began after she began working on her documentary, „My Country, My Country,“ about post-invasion Iraq.

Teil 3: „We Don’t Live in a Free Country“: Jacob Appelbaum on Being Target of Widespread Gov’t Surveillance

We speak with Jacob Appelbaum, a computer researcher who has faced a stream of interrogations and electronic surveillance since he volunteered with the whistleblowing website, WikiLeaks.

Teil 4: Whistleblower: The NSA is Lying–U.S. Government Has Copies of Most of Your Emails

National Security Agency whistleblower William Binney reveals he believes domestic surveillance has become more expansive under President Obama than President George W. Bush.