Lügendetektoren zur Flüchtlingsabwehr

Schlimmer geht immer.

Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche ist ein Team des National Center for Border Security and Immigration Research der University of Arizona in Polen, um dort den Grenzpolizeien der 27 EU-Länder sein ‚Flagschiff-Forschungsprojekt‘ vorzustellen: Einen Lügendetektor, der Frontex bei der Suche nach ‚illegalen‘ Flüchtlingen helfen soll. (Arizona Daily Star, 14.9.10)

Dass es quasi gar nicht mehr möglich ist, als Flüchtling legal einzureisen, interessiert dabei naturgemäß überhaupt nicht.

Praktisch soll das so aussehen: ein Avatar mit integrierter Software (Intelligenter Agent) stellt Fragen und dabei werden verschiedene Instrumente z.B. Puls, Blutdruck, Zucken der Augenlider und Augenbewegungen überwachen und auswerten. Die ForscherInnen haben mehr als 300 Reaktionsformen getestet, darunter Stimme, Sprache, Herz- und Augenreaktionen, Veränderungen der Körpertemperatur. Programmmanager Riley McIsaac würde den ‚Avatar Kiosk‘ gern schon nächstes Jahr in Flughäfen und Häfen testen.

Das ‚Nationale Grenzschutz- und Einwanderungsforschungszentrum‘ der Uni Arizona gibt es seit 2008. Gemeinsam mit der Partner-Universität El Paso/Texas leitet es ein Konsortium von 14 Forschungseinrichtungen, die über sechs Jahre insg. 16 Mio. US-Dollar vom Dept. of Homeland Security für die Forschung bekommen.

Das Grenschutzzentrum ist Finalist in der Ausschreibung ‚Innovator des Jahres‘ in der Kagegorie ‚Wissenschaft‘ des Governors von Arizona.

4 Gedanken zu „Lügendetektoren zur Flüchtlingsabwehr

  1. Da warte ich dann darauf, dass auch bei der Beantragung von Visa in den deutschen Konsulaten ein Lügendetektortest eingeführt wird, um die Rückkehrabsicht zu prüfen.

  2. Ich warte ja noch auf den Tag, an dem ich irgendwo als „Verdächtig“ rausgefischt werde. Ich habe ein Sammelsurium aus Ängsten und Paniken in meinem Kopf und verhalte mich dementsprechend oft „auffällig“. Und so ein Blutdruck-Puls-Stimme-etc-Ding würde bei mir vor lauter Aktivität explodieren. Zumindest beim Blutdruck habe ich das schon erlebt, wie der bei einer unfreiwilligen Kontrolle in gefährliche Bereiche schnellt. Die Stimme, Augen und irgendwelche willkürlichen Muskelbewegungen machen ähnliche Tänze. Bei mir wären kleine Veränderungen da drin nicht unbedingt ein Zeichen für Lügen, sondern eine Reaktion auf Dutzende andere Auslöser. Hinzu kommt wahrscheinlich noch eine eher unbequeme Verkabelung, denn irgendwie muss der Rechner ja mit den Daten wie Puls etc. gefüttert werden.
    Und da ich Flüchtlingen mal unterstelle, dass Traumatisierungen häufiger sind, ist der Gedankengang, dass da so was passieren könnte, sicher nicht total abwegig. Und so piept das Gerät dann fleißig „Lügner“, und die Polizisten haben einen Grund (mehr), all diese psychisch Kranken, die eh nur so viel kosten, abzuweisen.

  3. Klassische Lügendetektortests („Polygraph“) sind ziemlich wertlos und deshalb in den USA in Gerichtsprozessen nur eingeschränkt zulässig. Deshalb hat sich auch eine Bewegung gegründet die ganz für die Abschaffung des Verfahrens kämpft. Penn & Teller haben in einer Episode ihrer Serie „Bullshit“ das Thema gewohnt unterhaltsam zusammengefasst (NSFW, Video leider in mieser Qualität): http://www.milkandcookies.com/link/171307/detail/

  4. Diese „Detektoren“ messen ja keine Lüge, sondern nur Gefühlsregungen und deren Auswirkungen. Ob beim Befragungsstress gelogen wird, kann nicht gemessen werden. Allerdings wird dann wohl in für die Befragenden erwünschter Weise die Anzeige einer Lüge zu einer Zurückweisung an der Grenze führen.

    Ähnliche Möglichkeiten eines akustischen Lügendetektors wollten auch Sozialämter im Großbritannien mal einführen, um bei Telefonaten zu prüfen, wer lügt.
    Ein Eingriff in die Persönlichkeitsrechte wird das wohl nicht sein, da niemand das Gespräch mitschneidet. Allerdings würde das nach Protesten wieder ad acta gelegt.

    Wer weiß, was in Zeit des Sozialmissbrauchs und der Wirtschaftsflüchtlinge, noch sein eingeführt werden könnte. Politiker sind kreativ.

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