Ich bin sicher, dass schon jetzt Seminararbeiten in Vorbereitung sind zum Thema Neuer Feminismus im Netz (4.0, oder so). Das ist im Grunde gar keine neues Phänomen. Ich erlaube mir, für mich und andere, die es vielleicht auch gebrauchen können, eine Übersicht anzufangen, die mit meinem Rant über die Meinungsmacher-Serie von dctp.tv anfängt. Danach sind eine Menge Artikel erschienen, die sich auf die eine oder andere Weise darauf oder sonst aufeinander bezogen und ich habe den Überblick verloren.
Die Themen scheren mal nach hier und mal nach da aus – es geht um die Frage von Relevanz und Wichtigkeit in der Blogosphäre, um frauenfeindliche Kommentare, um die Präsenz von Bloggerinnen bei der re:publica. Eigentlich bräuchte ich ein Mindmap.
Es folgt eine völlig subjektive Auswahl, bitte ergänzt sie in den Kommentaren. Es geht nicht um alle feministischen Artikel des jetzten halben Jahres, sondern die, die sich auf diese konkrete Debatte beziehen. Basis ist die Linksammlung der Mädchenmannschaft, an deren Erstellung ich wiederum beteiligt war. Es ist unvollständig.
November 2009:
Anne Roth – annalist: “Wichtige Blogs”
canesco – freitag.de: “Wichtige Blogerinnen!”
Dezember 2009:
Verena – freitag.de: “Nicht an den Rand drängen lassen”
Anne Roth – annalist: “Wichtige Blogs II”.
opalkatze: “Wichtige Blogger”
Nikola Richter – blogmacherei.de: “Wo sind die bloggenden Frauen?”
Januar 2010:
Vera Bunse – kooptech.de: “Ich!
Ich! Ich!”
Februar 2010:
Julien Frisch: “20 women who run the EU (blogosphere) – updated”
Verena Reygers – missy-magazin.de: “Ja, wo bloggen sie denn?”
Anna – maedchenmannschaft.net: “Ihr durchtriebenen, miesen Fotzen!”
Nele Tabler – karnele.de: “Gewalt gegen bloggende Frauen”
Jakob Jochmann – kontextschmiede.de: Wozu noch Feminismus in Blogs? Eine Frage der
Perspektive
lantzschi – medienelite.de: “Halt den Ball flach, Schlampe”
März 2010:
annina startet “girls can blog!”
und schreibt auf wordsonawatch: “girls on the web: who are the must-reads?”
lantzschi – medienelite.de: “Female Bloggers – Their Fanboys and Riot Grrrls”
Mädchenmannschaft: Top 100 Bloggerinnen
Mela Eckenfels – “Feder und Herd”: “Bloggende Frauen oder warum Feder & Herd nicht so
populär ist wie Spreeblick”
lantzschi – medienelite.de: “Frauen und ihre digitale Diskursmacht”
Piratenweib – Piratenweib.de: “Aus aktuellem
Anlass: Offener Brief an “meine/n” Stalker”
April 2010:
Antje Schrupp: “Ich bin dann mal woanders”
zwilobit: Wenn Frauen bloggen
Nina Scholz – hate-mag.com: “Per
Anhalter durch die Anonymität”
Marcus Jauer – FAZ: Deutsche Blogger
Fiete Stegers/Jan Schmidt – onlinejournalismus.de: Wie weiblich sind Weblogs
Ron Steinke – Sueddeutsche.de: Frauen klicken anders
Antje Schrupp – Aus Liebe zur Freiheit: Zwei, drei Gedanken zum Panel “Sexismus
im Netz”
Piratenweib – Mit piratigen Grüßen: re:publica – se:xisticum
lantzschi – medienelite: Über Sexismus im Netz
Maike Hank – freitag.de: Haha, Du trägst ja Nagellack
Anne Roth – annalist: re:publica – Beobachtungen I oder "Lutsch das Mikrofon, Schlampe"
Astrid Herbold – Zitty: Die Blogger und die Mädchen
Ina Freudenschuss – dieStandard.at: "Lauter Perverse und keine Frauen im Netz"
Francesca Schmidt – Gender is happening: re:publica 2010 – feminism rules? eine kurze
zusammenfassung!
Johnny Haeusler – re:publica 10: Trolle im Lifestream Chat
Oh, ich muss dazu auch mal wieder was schreiben, mein Artikel ist ja schon ewig her. Danke für die Übersicht.
http://www.freitag.de/…rauen-internet-feminismus
Die Häufigkeit des Wortes „wichtig“ irritiert ein wenig. Was ist damit gemeint? Man bekommt den Eindruck, es ginge um Aufmerksamkeit per se. Viele Menschen wären gerne wichtig, weil das Anerkennung verschafft. Anerkennung ist ein menschliches Bedürfnis.
Ist das das Thema? Gibt es ein gesellschaftliches Problem, weil es wichtige und unwichtige Blogs gibt?
Vielleicht muss man mal soziologisch dabei schauen, wie Anerkennung verteilt wird. Offenbar ist Anerkennung ein knappes Gut. Nur wenige werden wirklich wichtig, die meisten bleiben eher unbekannt. Prominenz lebt von Knappheit.
Das gilt übrigens auch für Männer: Zwar mögen Männer in der Bloggerszene als Prominente dominieren. Aber es sind eben nur eine Hand voll Männer. Die meisten bloggenden Männer bleiben im Dunkeln. Mutmaßlich haben eher Männer als Frauen die Chance auf Prominenz, aber diese Chance ist für den einzelnen Mann angesichts der Zahl der Konkurrenten so unermeßlich klein, dass es hier keinen echten Vorteil mehr gibt.
Hier lohnt vielleicht ein historischer Zugang: es mag eine Pionierphase gegeben haben, wo die Männer an sich große Chancen besaßen, wo also der „Tüchtige“ (Mächtige, der mit den richtigen Kontakten usw.) prominenter Blogger werden konnte. Aber mittlerweile sind die Claims verteilt und die Wege zur Prominenz schmal. Also gibt es nicht mehr viel Bewegung. Es gibt damit nicht nur eine Ungleichheitsstruktur, sondern auch eine Gruppe von Blog-Prominenz, die zur Struktur gehört.
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