Angst im Dunkeln?
Vom 5.-27. März gibt es in Berlin eine Ausstellung zu sehen, auf die ich sehr gespannt bin.
Mein Lieblings-Technik-Projekt in Italien, Autistici (das sind die, die auch noblogs.org betreiben), hatte gemeinsam mit anderen nach diversen haarsträubenden politischen Ereignissen in Italien von Zensur bis Pogromen gegen MigrantInnen die Nase voll und fing an, sich mit dem Thema Angst auseinanderzusetzen.
Es kam eine Website dabei raus: http://paura.anche.no/ und viele Aktivitäten rund um die Themen Angst, Sicherheitshysterie, Kontrolle, Schuldzuweisungen und Rassismus. Es ist eine Ausstellung mit den Werken vieler Künstlerinnen und Künstler entstanden, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.
Die Ausstellung in Berlin am 5. März mit einer Veranstaltung eröffnet, bei der es um genau diese Themen gehen wird. Die Initiative Babau beschreibt sich selbst als Teil der Freiheit-statt-Angst-Bewegung und ist an Austausch mit deutschen AktivistInnen sehr interessiert. Ich werde auch kommen.
Eröffnung mit Veranstaltung:
5. März, 19 – 22 Uhr
Gallerie Cell63
Allerstr. 38, 12049 Berlin
Öffnungszeiten: Mo – Fr 14 – 19 Uhr, plus jeder 2.+4. Samstag im Monat
Als Symbol für das Thema haben die ItalienerInnen den "Babau" gewählt. Italienische Omas erschrecken mit ihm ihre Enkel und Enkelinnen: Wenn Du nicht gleich…, dann kommt der Babau!
Hier wäre für die deutsche Version noch Kreativität gefragt: Übersetzt ist der Babau im Deutschen der Butzemann. Mir scheint der eher niedlich und gar nicht wirklich ein Symbol des Schreckens. Was würde in der deutschen Sprache furchtbare und unbestimmte Angst besser verkörpern als der Butzemann?
imho am ehesten der schwarze mann (da lacht der anarcho *g*), der zwar mit dem butzemann artverwandt und im kinderspiel auch domestiziert ist, aber die symbolik kommt wohl besser durch …
Ich dachte zuerst an den Buhmann. Der schwarze Mann passt hier aber wohl besser. Aus meiner Sicht semantisch am besten passend wäre Kinderfänger. Das war in meiner Kindheit die Drohkulisse of choice. Ist aber evtl. aus heutiger Sicht zu speziell und sicher auch eindeutig konnotiert.
Also hier in Hannover kennt man auch:
„Warte, warte nur ein Weilchen,
bald kommt Haarmann auch zu dir,
mit dem kleinen Hackebeilchen,
macht er Schabefleisch aus dir.
Aus den Augen macht er Sülze,
aus dem Hintern macht er Speck,
aus den Därmen macht er Würste
und den Rest, den schmeißt er weg.
In Hannover an der Leine,
Rote Reihe Nummer 8,
wohnt der Massenmörder Haarmann,
der schon manchen umgebracht.
Haarmann hat auch ein‘ Gehilfen,
Grans hieß dieser junge Mann.
Dieser lockte mit Behagen
alle kleinen Jungen an.“
Ich dachte zuerst auch an den Schwarzen Mann. Jedoch könnte das in einer Ausstellung, die sich unter anderem mit Rassismus beschäftigt falsch verstanden werden.
Für mich war der Schwarze Mann immer so eine Art Man in Black (Auch wenn ich die damals noch nicht kannte), aber für viele andere könnte das nach einem schwarzen Mann anstelle des Schwarzen Mannes aussehen.
Der Butzemann ist aber definitiv zu harmlos. Der tanzt doch nur herum, wiedebumm.
Der „Kinderschrecker“ wäre hier in der Gegend der Schwarze Mann.
Worte des Schreckens für alle Ex- und Noch-Arbeitnehmer wären wohl: Schröder, Hartz, … , ArGe.
Vielleicht noch der „Böse Wolf“? Der ist noch immer hinreichend böse, und hat nicht ganz so viel Mißverstehenspotential wie der Schwarze Mann. Auch wenn das wiederum den Wölfen Unrecht tut.
Pogrom, nicht Progrom. Nur so am Rande…
Oh Gott, wie peinlich! Danke, ist korrigiert.
spannendes thema. interessant, daß es nach ‚melancholie‘ wieder eine ausstellung über einen gemütszustand/ein gefühl gibt.
ich würd‘ auch sagen, Schwarzer Mann.
Also im Süddeutschen/Österreich gibt es den „Nachtkrabb“/“Nachtkrapp“, der im Dunkeln die Kinder holen kommt.
Den „schwarzen Mann“ wird man heutzutage wohl kaum als „bedrohlich“ empfinden, obwohl der ja am besten passen würde.
Im Alpenland gibt es noch den „Krampus“, aber das wird wohl nun wirklich zu speziell…
Der «Butzemann» stammt ja aus dem Kinderlied; das Wort kommt vom mittelhochdeutschen «Butz», und da hört’s auch schon auf. Man kann noch einen Zusammenhang mit dem althochdeutschen «bozen» («schlagen», vgl. «Amboß») vermuten.
«Popanz» fällt mir dazu noch ein, ist aber auch mehr ein Begriff denn eine Persoifikation.
Bei uns hieß der „Buhmann“, auch gern noch verlängert zu „Uwubuhmann“. (50er Jahre). Also einen schwarzen Mann gab’s da gar nicht.
Aber Butzemann ist wirklich bei uns zu niedlich konnotiert.