Nichts zu verbergen? – Ermittlungen in Sozialen Netzwerken

Nicht, dass das niemand geahnt hätte, aber es ist ja auch immer wieder schön, schwarz auf weiß nachzulesen, dass und vor allem wie in Sozialen Netzwerken ermittelt wird. Wenn wir davon ausgehen, dass es die Aufteilung in ‚echte‘ und ‚virtuelle‘ Welt (bald) keinen Sinn mehr macht, müssen wir uns auch wenig wundern.

Die USA machen es vor und wenn das BKA nicht schon Tagungen dazu veranstaltet hat, fresse ich den bekannten Besen.

Bei Futurezone und Heise gab es Freitag Artikel zur Klage der amerikanischen Bürgerrechtsorganisation EPIC gegen Homeland Security (DHS), das amerikanische „Heimatschutz“-Ministerium. EPIC hatte DHS im April 2011 augefordert, Informationen über sein Program zur Überwachung Sozialer Netzerke zu veröffentlichen. Nach dem US-amerikanischen Freedom-of-Information-Act (FOIA) (Informationsfreiheitsgesetz) ist das DHS verpflichtet, die Informationen herauszugeben. Weil das nicht geschah, wird jetzt geklagt. Die Klage kann bei Cryptome eingesehen werden (pdf). Ebenfalls bei Cryptome eine Übersicht zur Aktualisierung der Aktivitäten des DHS DHS Updates Social Media Monitoring.

Wer wird regulär überprüft?

Neben Facebook, Twitter, MySpace, YouTube und Flickr finden sich unter anderem auch WikiLeaks und Cryptome auf der geheimen Liste des US-Heimatschutzministeriums, die Anfang Jänner 2012 unter anderem von Cryptome (PDF) veröffentlicht wurde. Die Liste, die vor über einem Jahr erstellt wurde, beinhaltet auch diverse Nachrichten-Websites wie Global Voice oder die Huffington Post, weitere Video-Dienste wie Hulu, sowie Blogs, Karten- und Fotodienste. (Futurezone)

Was fehlt sind Informationen darüber, wie in den Netzwerken ermittelt wird. Es gibt eine Liste von Schlagworten, darunter „Body Scanner“, „Cops“, „Exercise“, „Homeland Security“, „North Korea“, „Telecommunications“, „Border“, „Terror“, „Social Media“, „Rootkit“, „Keylogger“ und und und.

Die Menschen, die diese (insgesamt 365) Schlagwörter benutzen, werden genauer durchleuchtet und deren Informationen werden für bis zu fünf Jahre gespeichert. Sämtliche Informationen können zudem mit anderen Regierungseinrichtungen jederzeit geteilt werden. (Futurezone)

Klar (und wenig überraschend) ist, dass Beamte mit falschen Identitäten in den Netzwerken recherchieren.

Laut EPIC soll das NOC zur Überwachung von Facebook-Accounts auch falsche Nutzerprofile anlegen, mit denen es Personen eine Freundschaftsanfrage schickt und auf diesem Weg auch zu privaten Daten der Nutzer kommt. Auch andere US-Bürgerrechtsorganisationen warnten daher bereits davor, unbekannte Personen auf Facebook als Freunde zu akzeptieren.

Laut dem früheren FBI-Agenten Brad Garrett müsse das NOC solche Methoden gar nicht anwenden. „Menschen geben heutzutage viele ihrer Gedanken und Gefühle zu verschiedenen Themen von sich preis. Das ist immer wieder erstaunlich, wie viel man davon öffentlich zugänglich online findet. Es ist aber ein falsches Gefühl der Sicherheit, wenn jemand glaubt, dass er anonym ist, nur weil er vor einem Computerbildschirm sitzt“, so Garrett.

Und das ist ein Problem weil..

„Wenn die Regierung jedes Wort, das man von sich gibt, beobachtet, wird man ab einem gewissen Punkt aufhören, über gewisse Dinge zu sprechen“, so Amie Stepanovich von EPIC. (Futurezone)

Schon letzten Herbst schlug die Nachricht Wellen, dass der CIA in den Netzwerken recherchiert:

http://www.youtube.com/watch?v=ShQPF-KywXs

Die deutsche Polizei braucht immer ein bisschen länger, was wir ihr nicht vorwerfen wollen, aber .. Polizei erwägt bundesweite Facebook-Fahndung.

Um das Gruselkabinett abzurunden, hier die Aufnahme einer Radiosendung vom 10.1. mit Lori Andrews (Jura-Professorin und Autorin des gleichnamigen Buchs) , Marc Rotenberg (EPIC) und Jeff Jarvis (Jeff Jarvis) über das neverending Netz-Lieblingsthema „Ich habe nichts zu verbergen“:

„I Know Who You Are and I Saw What You Did: Social Networks and the Death of Privacy“
(Die Moderatorin spricht sehr langsam, das klingt am Anfang ungewöhnlich, ist aber kein Fehler der Aufnahme)

6 Gedanken zu „Nichts zu verbergen? – Ermittlungen in Sozialen Netzwerken

  1. Ich erinnere mich, dass die Polizei bereits in den 1990ern angeblich Mails und Postings überwacht hatten, ebenfalls auf Basis von Schlagworten. Daraufhin entstand die Mode, gigantische Signaturen mit allen möglichen Schlagworten zu verwenden, um die Server der Behörden zu überlasten. Vielleicht ist es mal wieder Zeit, auf diese Methode zurückzugreifen und quasi ein ganzes Volk unter Verdacht zu stellen. Irgendwann wird es für Behörden sinnlos, diesen Quark weiterzuführen, weil in der Datenbasis zu viel „Müll“ enthalten ist.

  2. Pingback: Sammelmappe » Blog Archive » Verdeckte Ermittlungen gibt es überall

  3. Diese Perspektive find ich auch interessant und bitte den Meta-Flair zu entschuldigen: Aus Sicht des gewöhnlichen ‚Social Media‘-Benutzers, in einem gewöhnlichen Leben, und Sprache (Stichwort Stuttgart 21/Bahnhofprojekt Stuttgart Ulm; Stimmenfängerei an Urnen mittels sprachlicher Paradoxien). Die Abläufe auf der Facebook-Seite etwa entsprechen in keiner Weise einer Sprache, auf welche sich irgendwelche Nutzungsbestimmungen berufen könnten. Das hat System. Die ungeschriebene Nutzerbestimmung seitens Facebook lautet: „Wir wollen dich um mit dir Geld zu verdienen, mach dies und jenes, wir wissen wie das geht.“. Was der Nutzer vielleicht unter „löschen“ zu verstehen hat bleibt unklar, bei Facebook heisst „löschen“ soviel wie „speichern“.

    Diesen sprachlichen Atrozitäten – mit natürlicher Sprachentwicklung hat dies nicht zu tun – mit welchen Verträge unmöglich werden, sitzt eine tiefe Schuld inne. Das Gewissen lässt das Sprechen nicht mehr zu. Was zuerst war, Huhn oder Ei, spielt keine Rolle. Und kann irreparable Gehirnschäden verursachen.

    Edmund Stoiber und das Scheffeln von öffentlichen Mitteln in private Rachen –> http://www.youtube.com/watch?v=f7TboWvVERU

  4. „falsche Nutzerprofile anlegen, mit denen es Personen eine Freundschaftsanfrage schickt und auf diesem Weg auch zu privaten Daten der Nutzer kommt.“
    naja, das hat doch auch was gutes, das heißt das Homeland Security anscheinend keine Backdoor zu Facebook hat, wo Sie dies direkt auslesen können. 😉

  5. Vor einiger Zeit habe ich ein Paar Benutzer angelegt.
    http://de.fakenamegenerator.com/gen-female-gr-gr.php bringt genügen Futter.
    Vorsicht die IP Adresse und Fingerprint kann zu einer Adresse gespeichert werden.

    Die IP Adresse spielt beim Profil anlegen erst einmal keine große Rolle wenn nach dem anlegen 90 Tage lang kein aufsehen erregt.

    Viel wichtiger ist der Fingerprint vom Betriebssystem und vom Browser. Daran wird man wiedererkannt. Da bietet sich die Live CD von JonDo an.
    http://www.anonym-surfen.de/help/jondo-live-cd.html

    Bei der Firma kann für 10 Euro, 1 Jahr und 1,5 GByte gebucht werden. Das ist so ziemlich das Sicherste was es gibt.

    Mit denen kann dann geübt werden. Bilder von attraktiven Tieren gibt es genügend bei Google zu finden. Nach ein paar Wochen kann dann bei Google danach gesucht werden und man sieht was passiert.

  6. Pingback: USA: Einreise verweigert – wegen Witzen auf Twitter | newspower.eu

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