Es war einmal .. Anfang März, vor Libyen, dem Tsunami und explodierenden Atomkraftwerken in Japan, noch vor Ägypten. aber noch in diesem Monat: der 8. März. Der 100. Frauen(kampf)tag, und mit ihm ein kurzes Aufflackern vieler Artikelchen zur Situation von Frauen, vor allem welche zur Quote für Manager.
Der 8. März ist dem Muttertag insofern nicht unähnlich, als mir dazu ein Satz einfällt, den meine Mutter früher immer sagte, wenn ich in der Schule Muttertagsbastelkram zu machen hatte: Ich brauche keinen extra Muttertag, sondern jeden Tag ein bisschen mehr Anerkennung. Gilt auch für den ‚Frauentag‘. (Nicht die Anerkennung, sondern die gleichmäßige Verteilung über’s Jahr).
Nichtsdestotrotz (und im direkten Widerspruch zu mir selbst) weise ich auf die März-Ausgabe des Exberliners hin, dessen Redaktion sich zum 8. März besonders Mühe und eine eigene ‚Frauentags-Ausgabe‚ gemacht hat, ist ja nicht direkt die Regel. Manchmal wirken Chefredakteurinnen Wunder.
Der Exberliner fand übrigens schonmal Erwähnung, weil es letztes Jahr ein gelungene Ausgabe zur Berliner Polizei gab.
Jetzt gibt es neben den üblichen Einkaufs- und Ausgehtips das „The Berliner Frau special“ mit
- Berlin’s top chicks Powerfrauen, headliners, movers and shakers
- Lonely at the top Boardroom sexism and the quota debate
- When men lose control Domestic violence in Berlin
- Blitz quiz What kind of Berliner Frau are you?
- Rubblewomen The heroic WWII clean-up crew
Dazu noch jede Menge kleinere Meldungen wie z.B. „Long live Frauentag„, spürbar mehr als üblich Interviews mit oder Bilder von Frauen.
Mir kommt die zweifelhafte Ehre zu, auch zu ‚Berlin’s top chicks‘ ernannt worden zu sein in der Kategorie ‚Movers and shakers‘, gemeinsam mit Cindy aus Marzahn, Bascha Mika, Sineb El Masrar, Mona Rübsamen und Sarah Wiener, was eine wirklich enorm ehrenwerte Gesellschaft ist.
Freut mich natürlich, danke dafür!
Allerdings „chick“ (wörtlich Huhn, gemeint Mädel) , najaa. Aber wenn’s hilft, das Heft zu verkaufen…
Ähem, „Movers and Shakers“, wenn ich das lese, dann läuft es mir kalt über den Rücken. Spätestens seit Ulf Poschardt seine gottlob gescheiterte Chefredakteurstätigkeit für die unsägliche Vanity Fair damit einleitete, ein Heft für eben diese Ms und Ss machen zu wollen.
Exberliner ist aber wirklich schlecht. Die Schreiberlinge (ich schreibe bewusst nicht von JournalistInnen) bekommen, m.E. nur „Ruhm“ (also kein Geld), das Heft existiert nur, um für die eigene Mitwohnagentur (früher „Room with a loo“, jetzt „Exberliner Flat Rentals“) Werbung zu machen. Und umgekehrt.
Dort werden ahnungslose Ausländer über den Tisch gezogen, finde ich. Wäre mal was fürs Gentrificationblog, finde ich.