Seit ich mich im November über die Frage ausgelassen habe, warum in Deutschland wichtige Blogs nur von Männern geschrieben werden, steht der Gedanke im Raum, ob Deutschlands wichtigstes Blogger-Treffen auch mal mit dieser Frage konfrontiert werden soll (beide Artikel gibt es auch bei freitag.de, mit anderen Kommentaren).
Da ich mich nicht primär als Spezialistin für Diversität – so der korrekte Fachausdruck für Minderheitenschutz aller Art – betrachte, gefiel mir zwar die Idee, aber ich wollte das nicht unbedingt übernehmen. Dazu kommt, dass ich die Vorstellung eines Panels, bei dem vor allem die Frage im Raum steht, warum denn die Frauen dann nicht einfach besser/öfter/über interessantere Themen schreiben, weil sich dann das Problem ja von selber lösen würde? mir ungeheuer unattraktiv vorkam. Für alle Beteiligten.
Meine beiden Ausflüge in die Thematik ‚Rächerin der Unterdrückten (Frauen)‘ haben zu verschiedenen Artikeln geführt, die sich auch mit der Frage beschäftigten und waren wohl mit Auslöser für die aktuell stattfindende Wahl zur Bloggerin des Jahres/Bloggermädchen der Mädchenmannschaft. (HIER JETZT ABSTIMMEN!!) Was mich wirklich sehr freut. Die Nominierungen konnten von allen Interessierten vorgeschlagen werden. Leider fehlen ein paar, die unbedingt hätten dabei sein müssen. Ich habe selber auch nicht aufgepasst, weil ich angenommen hatte, dass da bestimmt wer anders.. Antje Schrupp zum Beispiel dürfte eigentlich nicht fehlen.Und und und. Das wird bei Gelegenheit wiederholt werden müssen.
Nun endet dieser Tage, am 17.1., der Call for Papers des bewussten wichtigen Blogger-Treffens, der Re-publica. Seit letztem Jahr, als offenbar kurzfristig der Eindruck entstanden war, bloggende Frauen interessierten sich insbesondere für Babykotze, wenn nicht fürs Stricken oder Kochen, ist eine Vernetzung deutscher Bloggerinnen entstanden. Bedauerlicherweise nur für die erreichbar, die sich Facebook vorwerfen, aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend.
Nach dem einen oder anderen Mail-Austausch zu der Frage, ob und wie ein Vorschlag gemacht werden könnte, ist das Ganze inzwischen wieder versandet, scheint mir. Was ich bedauerlich finde.
Ich will weiterhin eigentlich lieber über Terrorismus, Überwachung, oder auch den bewussten Umgang mit neuen Medien reden und schreiben. Falls aber doch noch welche, vielleicht gemeinsam, nochmal öffentlich und vor Publikum darüber nachdenken und reden wollen, warum in Deutschland offenbar eine Art mediale Gegenreformation ausgebrochen ist, wäre ich dafür zu haben. Wer noch?
Mein individuelles Brainstorming zu möglichen Szenarien:
- Wir laden Klaus Schönberger ein, der den bisher informativsten Text dazu geschrieben hat, den ich kenne (Schönberger, Klaus: Doing Gender, Kulturelles Kapital und Praktiken des
Bloggens. In: Hengartner, Thomas/ Simon, Michael (Hg.): Bilder – Bücher
– Bytes. Berlin 2008 (im Druck).). Sicher gibt es auch noch andere, aber ich kenne eben diesen. - Wir bitten einige anerkanntermaßen (von wem auch immer) eloquente Bloggerinnen, sich über ihre Erfahrungen ’so als Frau, die bloggt‘ auszulassen. Sowohl welche, die explizit feministische Themen bloggen als auch welche, die sich bloggend mit ganz anderen Themen beschäftigen.
- Wir fragen die Alpha-Blogger, was sie dazu zu sagen haben. Oder einen, gemeinsam mit anderen intelligenten Menschen. In der Hoffnung, dass das mehr ist als ‚Kann ich mir gar nicht erklären, aber wenn eine Frau gut, viel und zu den richtigen Themen schreibt, spricht ja eigentlich nichts dagegen, dass sie auch als wichtig wahrgenommn wird‚.
- Wir lassen das Gender-Thema als Aufhänger (scheinbar) beiseite und fragen, wie etwas in der Blogosphäre ‚wichtig‘ wird. Und ob die transparenten, interaktiven, demokratischen Web-2.0-Communities tatsächlich so offen sind. Oder ob sie eher bestehende gesellschaftliche Strukturen verstärken, mangels demokratischen Korrektivs? Weil rein technische Lösungen gesellschaftliche Probleme ganz und gar nicht sinnvoll auflösen. Hier wären wieder Fachleute gefragt, die es sicherlich gibt (Vorschläge??).
- …
Weitere Ideen oder Vorschläge?
(Fragen, ob das sein muss, bitte ich ausnahmsweise woanders unterzubringen. Sonst kommen wir überhaupt nicht vorwärts.)
Ein paar Ideen:
– über den Teich schauen: was macht bloggerinnen in anderen Ländern erfolgreich?
mit fallen da zu erfolgreichen Blogs nicht aus Deutschland ein:
http://thebloggess.com/
Die einfach einen sehr witzigen Schreibstil hat.
Die Bloggerinen in Washingthon sind sehr aktiv zB http://www.livitluvit.com/
dabei sind die Beiträge lustig und die Bloggerinnen größtenteils untereinander befreundet, so dass immer wieder bei einander kommentiert und auf einander verwiesen wird.
oder aus dem deutschsprachigen Bereich:
http://www.chliitierchnuebler.ch/blog/
Feministische Themen sind nur etwas für Eingeweihte. Man muss die Idiologie dahinter teilen oder lebhaft diskutieren wollen. Einigen macht das Spass, die potenielle Leserschaft ist aber sicherlich eingeschränkt. Nerdcore zB präsentiert einfach täglich buntes aus aller Welt und ab und zu mal was nachdenkliches. MC Winkel schreibt einfach brilliante Anekdoten, Gadgetblogs befriedigen die Lust an neuem und inovativen. Netzpolitik beschäftigt sich mit einem Thema, mit dem sich Leute, die viel im Netz sind beschäftigen.
Hier ist es zum Beispiel das Thema „wir gegen den Staat“, dass ja durchaus zieht.
Über Genderaspekte zu diskutieren bringt Frauenblogs keinen einzigen Leser mehr.Ebenso wenig der Gedanke, dass man eine Aufsicht im netz braucht. Die Bloggerszene hasst meiner meinung nach sogar Leute, die meinen sie hätten aus welchen Gründen auch immer einen Anspruch auf verlinkung.
Dann eher aktiv an einer eigenen verlinkung arbeiten – die im übrigen auch bei dir fehlt. Würdest du hier 10 Frauenblogs in die Sidebar aufnehmen, dann hätten die neue Leser, die vielleicht zu dauerlesern werden, wenn ihnen die Texte gefallen und zudem den Vorteil über Google besser gefunden zu werden.
würde mit kusshand mitmachen, wenn ich hier weg käme. das mit der vernetzung halte ich für wichtig (muss ich mir auch anziehen, weil ich gar keine ’normalen‘ links habe). philip banse will übrigens in staffel drei & vier bloggerinnen zu wort kommen lassen. mehr weiß ich auch nicht, aber das hat er mir heute geantwortet.
auf die nachfrage, ob er denn schon wisse, wer die zu interviewenden bloggerinnen sein werden, kam von philip nur die lakonische antwort ‚ja.‘