Freiheit statt Angst 2011

Halb voll oder halb leer, das Glas? Dieses Jahr waren weniger für Freiheit statt Angst auf der Straße, aber trotzdem viele.

Freiheit statt Angst 2011

Was mir an dieser Demo – neben dem Thema – gefällt ist, dass sich viele Leute echt Mühe geben und viel selbstgebasteltes Gedöns mitbringen. Schöne Bilder gibt’s u.a. hier. Die dpa zählte 5000, ich hätte 3-4000 geschätzt. Im Grunde war es unmöglich zu zählen, denn auf der gesamten Strecke von Pariser Platz über Unter den Linden bis Alex war zwischen Demonstrierenden, Touris und Einkaufenden nicht immer leicht zu unterscheiden. (Pressespiegel)

Aktuell ist das Thema weiterhin. Wer denkt, wir hätten mit dieser Bewegung die Vorratsdatenspeicherung abgeschafft, hat recht und unrecht: sie biegt wieder um die Ecke. Deswegen ist es wichtig, die aktuelle Petition zu unterschreiben. Nur wenn bis zum 14. September 50.000 Unterschriften zusammen kommen, gibt es eine mündliche Anhörung im Bundestag. Also unterschreibt!

Natürlich ist so eine Anhörung nicht das Ziel aller Wünsche, aber sie hilft schon enorm dabei, noch sehr viel mehr Menschen für das Thema zu interessieren.

Die beiden Highlights der Demo waren für mich Nina Hagen und Lothar König.

Viele waren sich ja für Nina Hagen zu cool – ich würde mir mehr Leute wünschen, die sich nach so einem Leben nicht zu schade sind, auf dem Alex deutlich zu sagen, was sie von der aktuellen politischen Lage halten. Nina Hagen hat da schon in den Sechzigern Lieder gesungen. Heute hat sie daran erinnert, dass Martin Luther King 1964 in der Marienkirche ganz in der Nähe des Alex war und hat die Demo in eine Linie gestellt mit dem damaligen Einsatz für Freiheit. Außerdem hat sie so schön gesungen wie immer. Das reichte von „We shall overcome“ (mit Mitsingen!) bis Brecht. Vorsichtshalber hat sie das dazu gesagt, und wahrscheinlich hat sie nicht so schief damit gelegen, dass die meisten den gesungenen Brecht sonst nicht erkannt hätten..

Auch Lothar König hat erst seine Stasi-Akte und dann die gerade erhaltenen §129-Akten hochgehalten. Er hat ziemlich klare Worte zur Verfolgung von Antifa-Aktivitäten in Dresden gesagt und Bibelstellen zitiert, die ohne Bibel wahrscheinlich ausreichend wären, ein neues Verfahren wegen Aufruf zu Straftaten zu kassieren. Außerdem hat er auf den gerade erschienenen Bericht des Datenschutzbeauftragten über die Dresdner Handy-Überwachung hingewiesen und angekündigt, dass am Montag zahlreiche betroffene Geheimnisträger (ÄrztInnen, JournalistInnen usw) die sächsische Staatsanwaltschaft verklagen werden. Wer auch in Dresden war und sich an den Klagen beteiligen möchte, kann sich an die JG Jena wenden.

Für ihn ist wichtig, sich von Hausdurchsuchungen und Strafverfahren nicht einschüchtern zu lassen. Egal, ob sie von der Stasi oder vom Verfassungsschutz angeleiert wurden. Zum Schluss hat er noch denen ins Gewissen geredet, die sich im ewigen Hick-Hack zwischen Antideutschen und Antiimps verfangen. Es gibt wichtigeres zu tun.

Freiheit statt Angst 2011

Seehr schade, dass Lothar König vom Zeitplan-einhaltenden Padeluun von der Bühne gefegt wurde, denn eigentlich wollte der noch ein Abschiedslied mit Nina Hagen singen, und das wäre großartig geworden.

17 Gedanken zu „Freiheit statt Angst 2011

  1. Ja, Lothar Koenig fand ich auch grosse Klasse. Bester Redner heute, meiner Meinung nach. Nina Hagen halte ich ja fuer ein bisschen durchgeknallt ;-), aber sie war mit Leidenschaft dabei und das ist nie verkehrt. Ich hoffe, dass es von beiden Auftritten noch spaeter Videos geben wird. Gerade den von Lothar Koenig wuerde ich mir gerne nochmal in Ruhe anschauen.

    PS: vielen Dank fuer \schoene Bilder\. Die meisten sind von mir, morgen gibt es mehr…

  2. „Viele waren sich ja für Nina Hagen zu cool“ – Hmm, ich finde, das beschreibt das Unbe-Hagen 😉 gegenüber Nina Hagen nicht richtig: mit „Coolness“ hat das wenig zu tun, ich habe großen Respekt vor ihrer Biographie und ihren kulturellen und politischen Leistungen, und selbst mit ihrem aktuellen musikalischen Output könnte ich mich sicher noch irgendwie arrangieren. Das Problem ist aber dieser furchtbare Eso-Mist, den sie dauernd von sich gibt. Menschen, die solche Ansichten verbreiten, kann ich einfach nicht ernst nehmen, und ich halte ein Weltbild wie ihres auch für unvereinbar mit jeglichem kritisch-emanzipatorischen Anspruch. Falls du den Mitschnitt nicht bereits kennst, schau dir doch das hier mal an, dann weisst du, was ich meine:
    http://video.web.de/watch/5916557/Nina_Hagen_und_die_UFOs

  3. Hallo, Vielleicht sollten Sie sich mal mühe geben ihre Problem zu überwinden falls Sie es wirklich Ernst meinen mit ‚Freiheit stat Angst‘ . Herzlich empfehle ich Ihnen dafür das neue Buch von David Wilcock ‚The source field investigations‘, http://divinecosmos.com/start-here/davids-blog/970-new-york-times-bestseller (auch im HuffingtonPost)
    Ein „Weltbild wie ihres“ „unvereinbar mit jeglichem kritish-emanzipatorischen Anspruch“ ? Solche ridicularisierung meist vorangetrieben von mainstream Medien and Government werd glücklicherweise anscheinend ohnehin von viele sich Emanzipierende Menschen nicht angenommen. Freiheit stat Angst also und Emanzipation. Danke, Freundlichen Grüßen,

  4. Pingback: Fritz: “Freiheit statt Angst”-Demo, Diskussion um Alvar und die Vorratsdatenspeicherung und “Digitale Gesellschaft” | Linus-Neumann.de

  5. @fx

    Ich habe tatsächlich von dem ‚Eso-Mist‘ nichts mitgekriegt, wahrscheinlich gucke ich die falschen Talk-Shows ;). Vielleicht unterschätze ich das, aber: Es gibt viele spleenige Künstler, die sich öffentlich gern produzieren und dabei nicht immer Vernunft als zentrales Kriterium ansehen, und es gibt viele Eso-Spinner, die in ihrer Parallelwelt glücklicher sind. Soo schlimm finde ich das nicht.

  6. ich finde den nina hagen-hype, der diesjährigen FSA, gelinde gesagt, bedenklich. den oben schon verlinkten ufo-mist kann man sicher noch als „spleenig“ abtun, und/oder es als vermarktungsstrategie der künstlerin sehen und darüber lächeln. dort endet es bei nina hagen allerdings nicht.

    http://www.youtube.com/watch?v=qQgNHiZC2Mc&feature=player_embedded

    ab ca. 4.35 beginnt die stelle die ich meine. chemtrails. ahja. infokrieg.tv und die restlichen „truther“ sind da nicht weit.
    ich kann fx daher nur zustimmen, für eine emanzipatorische bewegung sollte nina hagen keine bezugspunkt sein. daher hoffe ich auch, das sich die menschen nicht „zu cool“ für nina hagen waren, sondern ganz bewusst diesen teil der veranstaltung gemieden haben, auf lange sicht tut sich FSA damit sicher keinen gefallen.

  7. Pingback: Demo "Freiheit statt Angst" - der Bericht | blog.windfluechter.net

  8. @MAU
    Ich glaube trotzdem, dass die meisten keine Ahnung haben, was Nina Hagen sonst so macht. Wie gesagt, ich auch nicht, interessiert mich auch nicht besonders. Auch das zweite Video finde ich vor allem spleenig. Die politische tiefere Bedeutung von sowas ist bisher völlig an mir vorbeigerauscht.

    Gibt es sonst vielleicht noch Anmerkungen zu FSA11 oder dem Artikel?

  9. Die Nina ist sicher keine Intellektuelle, aber sie hat ein grosses Herz 😉 Gewisse Auftritte in Talkshows hätte sie besser gelassen, aber dass sie nicht ganz von dieser Welt ist, ist ja das, was Nina ausmacht.

    Als Ikone der FsA ist sie vermutlich die Falsche – aber niemand hat sie bisher gefragt, ob sie das überhaupt sein will. Und dass sie gekommen ist und uns unterstützt hat, ist einfach nett.

    Viele Grüsse,
    VB.

  10. Noch was zum Lothar. Habe den Auftritt nicht mitbekommen, auch kein Video davon gefunden. Deine Wortwahl, Anne, hier zum Thema finde ich aber etwas heikel: \Zum Schluss hat er noch denen ins Gewissen geredet, die sich im ewigen Hick-Hack zwischen Antideutschen und ANTIIMPS verfangen. Es gibt wichtigeres zu tun.\
    Genau mit dieser Wortwahl machst Du es genau den Leuten schwer die (eher) Antiimperialistische Ansichten haben. \Antiimps\ ist ein klares Schimpfwort welches von den Antideutschen geprägt wurde und von denen verwendet wird die den Antiimperialismus für falsch, überholt o.ä. halten. Wie auch immer, wenn man sich auf diese Linie stellt, so lässt man keine ernste Auseinandersetzung mit den real Existierenden Unterschieden zu. Im übrigen halte ich es weniger für Hick-Hack als für einen Meinungskampf der auch geführt werden muss, auch wenn ich die Art und Weise der Austragung manchmal für suboptimal halte.

  11. @Anne von wg. Unbe-Hagen – auch ich gucke keine „talkshows“. lediglich hatte ich im arte „summer for girls“ Frau Hagen’s auftritt dort geguckt.
    ansonsten bin ich zB/tentenziell d’accord u.a. mit @fx
    (ufos und „anderer eso-schrott geht ja mE garnicht“ vgl. http://blog.esowatch.com/)
    keine ahnung welche „aussenwirkung“ Frau/Nina Hagen da in dld. hat ?!

    at thema : danke, leider kann ich nur im geiste dabeisein auch wenn ich auch da gerne IRL mitdemonstrieren möchte.

  12. @joka

    Die Vokabel Anti-Imp ist in dem Fall nicht meine Wortwahl, sondern die von Lothar König.

    Ich muss aber auch sagen, dass ich mich weder bei den einen noch bei den anderen zuhause fühle, sprich auch keinen Grund habe, es irgendwem leicht oder schwer machen zu wollen.

    Abgesehen würde ich aber auch bestreiten, dass ‚Antiimps‘ als Beschimpfung von Antideutschen erfunden worden ist: Die gab es – und zwar mit genau der Bezeichnung – schon lange, bevor das Phänomen Antideutsche das Licht der Welt erblickte. Das kann ich aus eigener Anschauung seit Ende der 80er in Berlin berichten.

    Und schließlich bin ich nicht der Meinung, dass es da einen Meinungskampf gäbe, der geführt werden muss. Einerseits gibt es zu dem Thema nichts, was nicht schon zigmal gesagt und geschrieben worden wäre. Das sind sicher politisch konträre Positionen und die Beteiligten werden sicher noch viel Zeit mit dem Austausch ihrer Unterschiedlichkeiten verbringen. Dass das für emanzipatorische Politik notwendig wäre, kann ich aber nicht erkennen. Ich finde beide Seiten in der konsequenten Ausformung eher sektenähnlich. Wen das, und warum, weiterbringt, müsste mir noch erklärt werden, und zwar nicht in sich wiederholenden Schleifen von schon Gesagtem.

  13. Die Rede von Lothar König gibts auf der JG-Stadtmitte-website (www.jg-stadtmitte.de) geht ganz schnell die zu finden 😉
    Und: er sagt etwas mehr dazu…

  14. Pingback: Berliner Blogs im Wikio-Ranking September 2011 – Von Stefan Stahlbaum

  15. Schon wieder Demos in Berlin. Die Kotzen mich voll an. Als die was bringen, nur Staus und Ärger mit der Polizei.

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