Rallye Budapest-Bamako: Tote Kinder, Kühe, Hühner

In Dakar, Senegal findet gerade das Weltsozialforum statt. Dort angekommen ist auch die Karawane für Bewegungsfreiheit und gerechte Entwicklung. Ebenfalls angekommen ist eine ganz andere Gruppe, die Rallye Budapest-Dakar, Nachfolgerin der Rallye Paris-Dakar. Beide Gruppen sind sich vor ein paar Tagen begegnet, dabei wurden die einen von den anderen mit der Kamera interviewt.

Neben Berichte über das extrem rassistische Verhalten von Rallye-Teilnehmenden – auch im Video zu sehen -, wird vor der Kamera erzählt, dass anscheinend Fahrzeuge, die mit der Rallye zu tun haben, zwei senegalesische Kinder getötet haben. Die taz berichtete darüber bereits letzte Woche: Mit allen Mitteln.

Ausschnitte der Interviews:

http://www.youtube.com/watch?v=ULViBb5uM_k

Ein Fahrer schildert folgendes: „Es war nahe Dakar, ja. Da hat ein Auto ein oder zwei Kinder getötet (“killed”). Es gab einen großen Auflauf (“crowd”), eine lange Schlange (“queue”), alle haben den Motor abgestellt. Wir sind links daran vorbeigefahren und haben es gesehen. Die Menge hat dann Steine geworfen. So machen sie das hier in Afrika. Wir haben das vorher schon gehört. Wenn man eine Kuh überfährt, oder einen Hund oder ein Huhn, dann musst du einfach weg, einfach los. Sonst machen sie dir Schwierigkeiten und man kommt da nicht wieder raus, wirklich, 100 Prozent.“ (Karawane-Website)

Auf der Website der Rallye klingt das ganz anders:

Friends. Parties. Deserts.
The Budapest-Bamako is about community. It’s about meeting new people. It’s about sharing meals, drinks and stories at the end of each day. It’s about visiting local villages in Africa bringing gifts and learning about each other. It is about destroying stereotypes. It is also about having a good time.

4 Gedanken zu „Rallye Budapest-Bamako: Tote Kinder, Kühe, Hühner

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  2. @Achim: Doch, mir fällt dazu was ein. Eine Menge sogar.

    Ich habe zwei Jahre lang in Afrika gearbeitet und arbeite auch weiterhin mit Afrikanern zusammen. Die offizielle Order an uns, ausgesprochen von den vor Ort verantwortlichen, afrikanischen Kollegen: wenn du ein Tier überfährst, fahr weiter. Wenn du dich korrekt verhalten willst, fährst du zur nächsten Polizeistation und sagst dort bescheid. Dann bekommt der Besitzer ahrscheinlich ärger, denn er ist für sein Vieh vor dem Gesetz verantwortlich und muß dafür sorgen, daß es nicht auf die Straße rennt.

    Wenn du einen Menschen anfährst, fahr sofort zur Polizei und sag im Krankenhaus bescheid. Fahr nicht selbst jemanden ins Krankenhaus – du bist sonst nicht nur für Krankenhauskosten verantwortlich, sondern auch für seine Familie.

    Wen auch immer ich vor Ort gefragt habe: alle haben das gleiche gesagt. Vom Chef bis zum Hilfstechniker, mit unterschiedlich starken, aber unmißverständlichen Beschreibungen der Konsequenzen.

    In unserem Projekt soll es einmal einen Zwischenfall gegeben haben, bei dem ein Kind verletzt wurde und der Fahrer des Projektautos fast gelyncht wurde. In einem anderen Fall, von dem ich sicher weiß, wurde ein Fahrer übel zusammengeschlagen, als er nach seinem (leichten) Unfall dem Unfallopfer helfen wollte. Der Fahrer stammte aus dem Nachbarstaat, was dem ganzen auch noch einen nationalistischen Unterto verpasste.

    Bitte nicht mißverstehen: ich rede hier nicht dieser total bescheuerten Ralley das Wort.
    Ich käme nie auch den Gedanken, daß Fahrerflucht zu entschuldigen ist.

    Mich hat das bei jeder Ortsdurchfahrt beschäftigt. Manchmal hab ich einfach Glück gehabt – beziehungsweise die betreffende Ziege oder Ähnliches. Kinder sind mir nie vors Auto gelaufen, aber die Angst davor ist ein ständiger Beifahrer. Ich währe wahrscheinlich ausgestiegen – oder durchgedreht.

    Ich habe während der Zeit dort einen (europäischen) Motorradfahrer sterben sehen, der einen Unfall mit einem Kind hatte. Dem Kind ging es verhältnismäßig gut, aber die Stimmung war natürlich gereizt. Die Leute waren wütend und hatten gleichzeitig Angst davor, daß die Verletzungen des Motorradfahrers auf sie zurückfallen.

    Die Erinnerung werde ich nicht mehr los, soviel steht fest.

    Wie gesagt: mir fällt da eine Menge zu ein.

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