Mal wieder ein Ausflug in mein "anderes" Thema. Im Juni gab es in Hattingen ein Vernetzungstreffen von Frauen, die auf unterschiedliche Weise im Netz unterwegs sind. Ein Resultat des Postgender-Irrsinns der Piratenpartei, der schrägen Chats bei der re:publica (wo sind eigentlich hier die Kommentare hin?), des aufsehenerregenden Getwitters bei der Sigint über ein Feminismus-Panel, und und..
Wenig überraschend ist das Thema (wieder) im feministischen Mainstream angekommen. An sich sind Fragen zur Abwesenheit von Frauen im Netz, an Computern, in den Medien ja nicht wirklich innovativ, müssen aber wohl weiterhin gestellt werden. Bei dem bewussten Treffen in Hattingen (ich war nie in einer angenehmeren Bildungsstätte!) tauchten drei Emma-Redakteurinnen auf, und als Resultat erschien in der letzten Emma Geschlechterkrieg im Internet. Im Internet sind alle gleich. User oder Userin – egal. Oder doch
nicht? Frauen im Netz machen mobil gegen den Sexismus 2.0.
Ein guter Überblick zum Stand der Dinge (und das sage ich nicht, weil ich auch zitiert werde). Es geht los bem Kongress des CCC 1988 und endet bei den oben beschriebenen letzten ‚Vorkommnissen‘. Außerdem: Gewaltandrohungen, spezifische Moderationsanforderungen bei feministischen Websites, Zugang zu Technik und ein paar Ideen zur Verbesserung der Misere.
Der Women’s Caucus der Free Software Foundation hat sich übrigens auch gerade des Themas angenommen und Empfehlungen verabschiedet, was zur Steigerung der Beteiligung von Frauen bei Freier Software getan werden kann (Danke Alster).
Der Artikel in der Emma ist so ziemlich das schlechteste was ich in letzter Zeit gelesen haben.
Da geht von Law&Order Rufen bei anonymen Drohungen bis hin zur Konstruktion von angeblich existierenden organisierten Anti-Feminismusgruppen die gezielt versuchen Veranstaltungen zu stören. Belegt an einzelnen Trollen… schlüssig…
Das einzig erhellende in dem Artikel war der Kommentar von Constanze Kurz: „Und ich hab keinen Bock mehr, andauernd darauf angesprochen zu werden, dass ich eine Frau bin. Ich lege Wert darauf, dass die Leute sich mit mir über meine fachlichen Kenntnisse unterhalten!“
Die „Konstruktion von angeblich existierenden organisierten Anti-Feminismusgruppen“ befindet sich innerhalb eines Zitats von einer Forenmoderatorin, also wird sie wahrscheinlich eher als sonst jemand wissen wovon sie redet. Wobei man „organisiert“ natürlich etwas relativieren muss, ich denke nicht, dass solche Gruppen Kongresse etc. veranstalten 😉
„Userin“? Ernsthaft? Das ist ein englisches Wort, „the user“ ist sowohl männlich als auch weiblich zu gebrauchen. Wir müssen ja jetzt bitte nicht auch noch damit anfangen, die englische Sprache mit sowas zu verballhornen.
Natürlich ist „the user“ ein englisches Wort. „User“ ist allerdings ein deutsches Wort (in dem Sinne, dass es in der deutschen Sprache verwendet wird), und wenn es eine Frau bezeichnen soll, wird daraus eben „Userin“. Das folgt deutschen Wortbildungsregeln. Wir müssen uns nur noch ein bisschen dran gewöhnen, dann finden wir „Userin“ so normal wie „Trainerin“. Oder ist hier jemand, der zu einer Übungsleiterin „die Trainer“ sagt?
Aber eigentlich ist das doch ein ziemliches Nebenthema, oder?
Eigentlich wäre es mal Zeit die deutsche Sprache im Grunde geschlechtsneutral zu gestalten, ohne alles zu verbiegen, und immer darauf achten zu müssen, ja auch die weibliche Form zu erwähnen, damit nicht irgendjemand im Quadrat springt. Eben ähnlich wie in der englischen Sprache. Also vor allem geschlechtsneutrale Pronomen, mit einem einheitlichen Substantivstamm. Ich finde es zum Beispiel weniger schlimm zum Beispiel einfach „Frau Kanzler“ zu sagen, als einfach neue Worte wie „Kanzlerin“ zu erfinden.
Ich habe mir den Artikel bei Emma durchgelesen und bin einfach entsetzt, wie radikal die heutigen „Feministinnen“ gegenüber allem sind. Ich als Frau habe keineswegs das Gefühl, in dieser Gesellschaft nicht das erreichen zu dürfen, was ich erreichen möchte. Es gibt natürlich noch Länder, in denen Frauen unterdrückt werden, aber um die geht es ja in dieser Debatte nicht.
Die Diskussion verstehe ich keineswegs. Mich überfällt eher das Gefühl, dass der Feminismus in Deutschland bereits erreicht hat, was er erreichen wollte und nun Angst hat, nicht mehr gebraucht zu werden. Mit allen Mitteln wird hier anscheinend um eine Daseinsberechtigung gekämpft, nur um als Organisation noch bestehen zu dürfen. Ich fühle mich aber von dieser Bewegung keineswegs unterstützt, sondern mittlerweile eher bedroht, da diese Radikalität, die Feministen allem entgegenbringen, was ihnen nicht passt, einfach nur schädlich für uns alle ist.
Wenn frau will, besetzt sie hohe Posten in Politik und Wirtschaft.
Wenn frau will, entscheidet sie selbst, was sie in diesem Land tut. Wenn sie die Kompetenz und vor allem auch das Interesse hat, beschäftigt sie sich auch mit Technik.
Wenn Frauen Interesse an Politik haben, dann schreiben sie auch in ihren Blogs darüber oder engagieren sich anderweitig.
Ich finde diese Hetze, die in diesem Artikel wieder sehr schön zum Ausdruck kommt, einfach nicht mehr zeitgemäß. Geht es Feministen um eine Übervorteilung der Frau? Wäre es nicht wichtig, Frauen darauf aufmerksam zu machen, dass sie ihre Poteziale und Möglichkeiten endlich nutzen, statt zu meckern. Doch dafür sind wir selbst verantwortlich und können es keinem Mann anlasten, wenn er einfach sein Ding macht, während wir noch darüber diskutieren, warum Frauen nicht einfach ihr Ding machen.
Und: Das Männer die Social Networks realisiert haben, kann man ihnen nicht zur Last legen, wenn wir Frauen – die wir uns doch die Klüngelexpertinnen nennen – es einfach nicht auf die Reihe kriegen, solche Netzwerke selbst zu schaffen. Und wenn Emma in diesem Artikel solche Netzwerke anklagt, warum nutzt Emma dann zum Beispiel Twitter?
Frauen können in unserem Land sehr wohl selbst entscheiden und Karrieren machen, so wie jede es gern möchte, ob als Vorstandschefin oder Hausfrau. Es gibt so viele Förderprogramme für Mädchen und Frauen, dass sich eigentlich eher die Männer benachteiligt fühlen müssten.
Wir Frauen müssen einfach lernen, zu entscheiden, was wir wollen und unsere Chancen zu nutzen. Andere (z. B. Männer) für eigene Schwächen verantwortlich zu machen, halte ich für charakterlos.
KimPossible! Du schreibst: „Wenn Frauen Interesse an Politik haben, dann schreiben sie auch in ihren Blogs darüber oder engagieren sich anderweitig.“
Das Hattinger Treffen wurde genau von solchen organisiert, die weil sie strukturelle Probleme und Machtverhältnisse (zb in der Piratenpartei) benannt haben, massiv angegriffen wurden. Dass Du das „Hetze“ nennst, will mir nicht in den Kopf. Oder der berühmte Shitstorm – findest Du, dass der ein Zeichen von erreichter „Gleichberechtigung“ ist??? Da bin ich verblüfft, was so alles als normal durchgeht…
„Ich finde diese Hetze, die in diesem Artikel wieder sehr schön zum Ausdruck kommt, einfach nicht mehr zeitgemäß. „
Wo wird denn da gehetzt? Und wogegen? Bitte mal konkret benennen.
Da landet man einmal hier im Blog …
Es würde mich eigentlich mal interessieren ob z.B. dieStandard jemals darüber nachgedacht hat, dass mit ihren Artikeln irgendetwas nicht stimmen kann wenn 1000e negative Kommentare darunter stehen? Man könnte sich beispielsweise fragen ob die Artikel nicht nur aus Unterstellungen, sinnlosen Falschbeschuldigungen oder gar aus kompletten Lügen bestehen und letztlich feststellen, dass das sogar der Wahrheit entspricht und die vielen negativen Reaktionen darauf völlig berechtigt sind. Wie man an dem Kommentarfreien Dienstag sieht, hat man sich solche Fragen sicherlich nicht gestellt. Stattdessen schaltet man die unliebsamen Reaktionen eben einfach mal ab.
Die Emma macht das natürlich nicht anders. Davon auszugehen, dass diese ganzen Reaktionen eine ganz bestimmte Ursache haben könnten und irgendwo berechtigt sind, möchte Emma nicht. Dafür ist das Blatt wahrscheinlich auch nicht gedacht. Stattdessen sagt man einfach mit der Ursache wäre alles in Ordnung und verunglimpft und diffarmiert die Reaktionen. Das nennt man dann tatsächlich Hetze.
… das sorgt bestimmt wieder für Spam im Postfach.
Für jemanden der nicht in einem der D-A-CH-Länder lebt, ist kaum nachzuvollziehen
was dort seit Jahrzehnten unter dem Decknamen „Feminismus“ abläuft. Als hätte
nie jemand Esther Vilars Bestseller zum Dressierten Mann gelesen. Apropos: die
Goethe-Bibliothek führt die Trilogie von Vilar nicht einmal mehr im Online-Katalog.