Es ist viel über das Panel „Das andere Geschlecht“ gesagt worden. Mehr noch über die Begleiterscheinungen, nicht so viel über den Inhalt. Das re:publica-Team hat inzwischen die Audios der dokumentierten Veranstaltungen fertig und veröffentlicht, und darunter auch die Aufnahme unserer Veranstaltung:
Wir freuen uns weiterhin sehr über Kommentare zum Inhalt der Diskussion.
Zur Diskussion: das andere Geschlecht…
„…Wo liegt die Diskriminierung, wenn ich bloggen will?…“ fragte ein Zuhörer (01:16:00).
Die Art und Weise, wie diese zentrale Frage von den beiden Frauen unter den Tisch gewischt wurde, war wohl programmatisch für die ganze Diskussion. Diese Anfrage wurde sogar von der Bloggerin an den einzigen Mann auf dem Podium weitergereicht, weil da “…kann Klaus besser was dazu sagen…“.
Stundenlang über Trolle reden und sich dann im entscheidenden Punkt wegducken, auch noch hinter einen Mann, ist doch wohl mehr als nur fragwürdig. Auch als die gleiche Frage (01:23:00) noch einmal durch einen Zuschauer wiederholt wurde, musste wieder der Klaus ran. Abermals beredtes Schweigen der beiden Damen…
Zu Detailfragen scheint man keine eigene Meinung zu haben, man vermeidet es offensichtlich ängstlich, sich festzulegen. Nichtssagende, allgemeine Äußerungen über die sog. Alphablogger, die Männer, die Trolle gibt es jedoch zuhauf in Endlosschleife.
Danach versuchte eine Zuhörerin (01:24:15), die am Anfang von der Moderatorin gestellte Frage, was denn der geringe Frauenanteil in den „deutschen Blogcharts“ zu bedeuten habe, doch noch zu beantworten. Auch darauf wollten die beiden Frauen auf dem Podium nicht eingehen, stattdessen wurde das Gespräch mit: „…gerade wenn’s am schönsten ist muss man aufhören…“ beendet.
Eine wirklich lehrreiche Sendung über die deutsche Frauenbewegung…
Hallo Harald,
Du hast nicht genau hingehört: „die zentrale Frage“, die in der Frage um 1:16 gefragt wurde, war vorher das zentrale Thema gewesen. Ich habe darauf nicht reagiert, weil ich tatsächlich nicht wusste, wie ich das zu diesem Zeitpunkt hätte beantworten sollen. Denn genau darüber hatten wir gerade über eine Stunde geredet hatten. Das war genau das Thema der Diskussion.
Dann ist die Frage aber auch nicht ‚von der Bloggerin an den Mann‘ weitergereicht. (Auf dem Podium saßen zwei Bloggerinnen und ein Blogger). Erst hatt Anna Berg geantwortet und dann das Mikro an Klaus Schönberger weitergegeben, weil er direkt angesprochen war: ihm war vorgeworfen worden, nicht belegt zu haben, dass zwei Drittel der Bloggerinnen Frauen seien. Er kann das belegen und sie wollte ihm Gelegenheit geben, genau das zu sagen.
Uns vorzuwerfen, wir hätten und hinter einem Mann versteckt, finde ich nicht nachvollziehbar. Der Mann auf dem Podium war eingeladen, weil er sich mit bestimmten Details zum Thema gut auskennt, besser als wir beiden anderen und viele Frauen, die ich kenne. Warum soll er dann die entsprechenden Fragen nicht beantworten? Ich kenne mich im Bereich Gender doch nicht zwangsläufig besser aus, nur weil ich eine Frau bin?
Hätte Klaus besser gar nicht sagen sollen, weil Männer sich dazu nicht äußern dürfen?
Zur Troll-Frage hat sich niemand weggeduckt, sondern die wurde von Anna beantwortet – wo du da wegducken siehst, ist mir ein Rätsel.
Und was den Schluss angeht: ich hätte da sehr gern noch weiter drüber geredet. Zu diesem Moment stand zwei Meter neben mir jemand von der Konferenz-Organisation, der sehr deutlich gemacht hat, dass wir jetzt aufhören müssen. Auch eine Frage der Fairness gegenüber der folgenden Veranstaltung, übrigens.
Was hättest Du an der Stelle denn gemacht? Ans Mikrofon geklammert und auf Teufel komm raus weitergeredet? Selbst *wenn* ich das gemacht hätte, wäre doch nicht mehr möglich gewesen, in Ruhe weiterzudiskutieren.
Hallo Anne:
„…Du hast nicht genau hingehört: „die zentrale Frage“, die in der Frage um 1:16 gefragt wurde, war vorher das zentrale Thema gewesen…“
Eben nicht! Sonst hätte es die zwei Nachfragen ja nicht gegeben…
„…Zur Troll-Frage hat sich niemand weggeduckt, sondern die wurde von Anna beantwortet – wo du da wegducken siehst, ist mir ein Rätsel…“
Ich habe niemals behauptet, zur Troll-Frage hätte sich jemand weggeduckt. Mein Kritikpunkt war, dass auf die zweimalig gestellte Frage: „…Wo liegt die Diskriminierung, wenn ich bloggen will?…“ (1:16 + 1:23) nicht eingegangen wurde.
„…Hätte Klaus besser gar nichts sagen sollen, weil Männer sich dazu nicht äußern dürfen?…“
Natürlich nicht, aber wie kommt Anna – selbst Bloggerin – auf die Idee, dass der Mann besser geeignet sei, diese Frage zu beantworten? – “…kann Klaus besser was dazu sagen…“
Ist auch alles nicht so dramatisch, es hat mich damals nur geärgert, dass die beiden – für mich – interessanten Fragen
1) Gibt es eine Diskriminierung, wenn ich bloggen will?
2) Weshalb sind so wenige Frauen in den dt. Blogcharts vertreten?
nicht – ausreichend – beantwortet wurden, anderseits jedoch für das Beschreiben von Troll-Kommentaren so viel Zeit verschwendet wurde. Aber „Schwamm drüber“… 😉
Gruß Harald
PS: Trotzdem vielen Dank, dass mein kritisches Posting überhaupt veröffentlicht wurde, anderen fehlt dazu oft der Mut!
Nun ja, ich denke, Anna Roth hat wohl mit ihrer Beobachtung, daß von Frauen geführte Blogs nur ungenügend wahrgenommen werden, lediglich belegen wollen, daß es sehr wohl immer noch ein Problem mit der Gleichbehandlung auch im Internet geben muß, das auch Nicht-Feministen nicht so einfach vom Tisch wischen können. Diese Beobachtung trifft natürlich zweifelsfrei zu. Dummerweise erhebt sich dann natürlich die Frage, wie es zu diesem Mißverhältnis kommen kann. Mit dieser Frage waren dann die Teilnehmer der Diskussion überfordert. Wissenschaftliche statistische Untersuchungen über die Ursachen dieses Mißverhältnisses gibt es wohl nicht. Da war man dann auf Spekulationen angewiesen. Es heißt, die Männer wären überheblich und unhöflich, trauten den Frauen keine Kompetenz zu etc. Haralds Fragen hätte wohl auch gar nicht erschöpfend beantwortet werden können, auch wenn irgendjemand das gewollt hätte. Abgesehen davon, war die Diskussion aber durchaus interessant, auch wenn nicht alle Fragen geklärt werden konnten. Die andere Diskussion auf der republica zur Geschlechterfrage ging beträchtlich schleppender.
@georgi:
„…Wissenschaftliche statistische Untersuchungen über die Ursachen dieses Missverhältnisses gibt es wohl nicht (..) Haralds Fragen hätte wohl auch gar nicht erschöpfend beantwortet werden können, auch wenn irgendjemand das gewollt hätte…“
Richtig – aber es wollte auch niemand eine wissenschaftliche Expertise, eine persönliche Einschätzung der Situation hätte vollauf genügt…
„…Abgesehen davon, war die Diskussion aber durchaus interessant, auch wenn nicht alle Fragen geklärt werden konnten. Die andere Diskussion auf der republica zur Geschlechterfrage ging beträchtlich schleppender…“
Wohl wahr!
Richtig – aber es wollte auch niemand eine wissenschaftliche Expertise, eine persönliche Einschätzung der Situation hätte vollauf genügt…Subjektiv eingefärbte Erklärungsversuche (= persönliche Einschätzung) gab es natürlich sehr wohl: Frauen wird ihre Kompetenz abgestritten, wohlerzogene Mädchen haben sich in der Gesellschaft zurückzuhalten, Frauen müssen sich gegen Anmache zur Wehr setzen und verlieren dabei die Lust, in der Öffentlichkeit zu stehen etc. etc. Das alles hat aber die beiden Fragesteller nicht zufriedenstellen können.
Ich muss sagen – und das hatte ich ja vorher auch schon versucht anzudeuten – dass ich die Frage oder das Problem nicht richtig verstehe.
Wir hätten die Fragen der beiden Männer im Publikum nicht richtig beantwortet, worin denn eigentlich die Diskriminierung von Frauen im Netz begründet sei. Genau darüber hatten wir vorher eine Stunde lang geredet. Das ist nicht eindimensional, auch das war schon gesagt worden. Es geht derzeit niemand davon aus, dass es eine heimlich Instanz gibt, die aktiv daran beteiligt ist, Frauen aus der Blogosphäre rauszuhalten. Es gibt mehrere Gründe, die zusamen spielen und darüber ist gesprochen worden. Wenn das den Fragestellern nicht ausreicht, kann ich das aber auch nicht ändern.
Ich werde mir nichts aus den Fingern saugen, nur damit es dramatischer oder plausibler wirkt, oder nachvollziehbarer für die, denen unsere Erklärungen nicht ausreichen. Im Gegenteil kann ich dann nur empfehlen, besser zuzuhören und nicht nur nach Bestätigungen für die eigenen festgefahrenen Denkweisen zu suchen. Oder: Wie hätte so eine Antwort denn ausfallen müssen, damit sie akzeptiert wird?
Nochmal zu der Frage, warum Anna fand, dass bestimmte Fragen von Klaus besser beantwortet werden konnten: einfach weil er sich damit besser auskennt. Er hat sich nämlich ausführlich und viel genauer als wir damit beschäftigt – genau deswegen war er eingeladen worden.
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