Vor acht Jahren trafen sich in Italien die G8. Dieses Jahr auch, aber nicht annähernd so spektakulär. Während des Gipfels 2001 fand etwas statt, das den Namen Terror tatsächlich verdient. Die juristische Aufarbeitung ist noch immer nicht abgeschlossen. Ein ganzes Büro hat in Genua Jahre damit zugebracht, Materialien aufzuarbeiten und damit den AnwältInnen zuzuarbeiten, die beschuldigte AktivistInnen verteidigen. Es ist auch versucht worden, das Offensichtliche vor Gericht zu verhandeln: Übergriffe der italienischen Polizei und Carabiniere (Teil des Militärs). Dabei sind verschiedene Filme entstanden, die z.B. dabei halfen, zu demonstrieren, wer wen zuerst angegriffen hat.
Verarbeitet wurden 500 Stunden Video, 15.000 Fotos und 1800 Polizeifunk- und -telefongespräche (aus dem Beweismaterial der Gerichtsverfahren). Viele Lügen konnten so aufgeklärt werden. Wenig überraschend wurden beschuldigte Beamte im Zweifel nach oben wegbefördert, während viele DemonstrantInnen zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden.
In der Nacht nach Ende des Gipfels, einen Tag nachdem ein Demonstrant erschossen worden war, wurde die Diaz-Schule gegen Mitternacht von Polizei und Carabiniere überfallen. Von den 93 Menschen in der Schule, von denen die meisten schliefen, mussten hinterher 63 im Krankenhaus behandelt werden. Mehrere waren lebensgefährlich verletzt. Bis auf die, die nicht aus den Krankenhäusern entlassen wurden, wurden alle hinterher direkt in die Bolzaneto-Kaserne gebracht, wo sie über Tage ohne Kontakt zur Außenwelt misshandelt wurden.
Auf der Website Processi G8 (G8-Prozesse) gibt es jetzt u.a. den Film über den Überfall auf die Diaz-Schule (40 Min.). Die Filme sind in italienischer Sprache, aber die Bilder sprechen für sich. Die DVD kann für 5€ plus Porto bestellt werden (info@processig8.org).
Teil 1 "Blitz"
Da alle beteiligten Beamten während des Überfalls maskiert waren, konnten ihnen individuell keine Straftaten zugeordnet werden. Niemand wurde wegen Körperverletzung oder versuchten Mordes oder Totschlags verurteilt.
Ohja, ich kann mich noch so gut daran erinnern. Und ich muss sagen, dass mich die Ereignisse damals aus meiner damaligen Politikverdrossenheit gerissen haben. Ich hatte danach das Gefühl „was tun zu müssen“… Und daran hat sich bis heute nichts geändert.
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Das waren Tage, wenn nicht klar war, was geschah, und wie die Polizei reagiert