Schon fast vorbei ist Ada Lovelace Day – Ein Tag, um über Frauen zu bloggen, die im Bereich Technik herausstechen. Oder so. Die englische Fassung klingt netter:
Ada Lovelace Day is an international day of blogging to draw attention
to women excelling in technology. Women’s contributions often go
unacknowledged, their innovations seldom mentioned, their faces rarely
recognised. We want you to tell the world about these unsung heroines.
Whatever she does, whether she is a sysadmin or a tech entrepreneur, a
programmer or a designer, developing software or hardware, a tech
journalist or a tech consultant, we want to celebrate her achievements.
Es gibt unglaublich viele großartige Frauen, die weitgehend unbemerkt vom Mainstream sehr selbstverständlich sehr viel über Technik wissen. Und damit umgehen können. Eine, die mir einfällt, ist Star Simpson, die ich beim letzten Chaos Communication Congress kennengelernt habe. Star, MIT-Studentin, wurde am Flughafen Boston festgenommen, weil sie eine Jacke mit einer selbstgemachten Applikation aus leuchtenden LED-Lämpchen trug. Anklage: Tragen eines gefälschten Geräts (gibt es wirklich) und sie ist tatsächlich verurteilt worden – das fällt in den Bereich Terrorismus-Bekämpfung. Star ist ein Geek, in jeder Hinsicht, soweit ich das beurteilen kann. Sie bastelt gern. Zitat von boingboing.net zu diesem Verfahren:
But on the plus side, she’s not dead.
(Das gute ist, dass sie noch lebt).
Eine andere Frau, die mir einfält, ist Donna Metzlar, Genderchangers.
Ich kenne nicht viele Frauen, die ein ziemlich schrill aussehendes Hemd
mit großer Freude vor allem deswegen tragen würden, weil es von einer Firma stammt, die "Firewall" heißt.
Donna .. ist auch ein Geek. Was ist das? Mit dem Versuch, dieses
Wort zu definieren, kann ich mich nur in die Nesseln setzen. Sie weiß
unglaublich viel über Computer und schert sich wenig darum, was andere
Leute davon halten. Was sie besonders macht, ist ihr Engagement,
anderen zu helfen, mit Technik klar zu kommen. Zusammen mit den
Genderchangers ist sie seit Jahren damit beschäftigt, Kurse zu geben
oder zu organisieren, in denen Frauen mehr über IT lernen, bzw. lernen,
wie sie Sachen selbst rausfinden können.
Legendär ist der "Hardware-Kurs".
Dabei werden alte Computer auf- und auseinander- und wieder
zusammengeschraubt. Sinn der Sache ist, den Respekt vor den seltsamen
Geräten zu verlieren und auch, zu verstehen, worauf der ganze Spuk
basiert. Es ist keine Geheimwissenschaft, sondern funktioniert genauso
nachvollziehbar wie meinetwegen ein.. <setze hier ein Gerät ein,
dass Du schonmal auseinander geschraubt hast>.
Donna mit allem, was sie für den Hardware-Kurs beim Eclectic Tech Carnival 2008 brauchte.
Dabei geht es nicht in erster Linie darum, Wissen zu vermitteln,
sondern darum, Wissen zu teilen. Im Unterschied zu männlich dominierten
Tech-Communities (Gemeinschaften, die sich um technische Themen
gruppieren), bei denen "Ich weiß was, was Du nicht weißt" oft ziemlich
dominant ist, ist im Umfeld von Genderchangers und Eclectic Tech
Carnival ganz selbstverständlich, dass niemand alles, aber dafür alle
ein bisschen wissen. Und es darum geht, herauszufinden, wer was weiß
und wie es weitervermittelt werden kann. Ich habe dabei viel gelernt.
Und viel Spass gehabt.
Ein sehr schönes Beispiel eines klassischen Gender-Tech-Missverständnisses
begab sich beim "What the Hack"-Festival in den Niederlanden 2005. Die
Genderchangers haben aus alten Hardwareteilen ein Kunstwerk auf Gras
produziert und sind von einem Journalisten völlig falsch verstanden
worden, der eine ziemlich eingeschränkte Vorstellung davon hatte, was
Frauen mit Computern anfangen können.Während andere die Vorstellung
ganz entsetzlich fanden, dass diese Frauen aus Netzwerkkarten, die man noch hätte benutzen können!, einfach hübsche Muster legen.
Und zwar nicht, weil sie sonst nichts damit hätten anfangen können,
sondern weil es Spaß machte und weil sie zum Nachdenken anregen wollten
darüber, dass es nicht nur einen Weg gibt, etwas zu tun.
Sehr guter Artikel, vieles davon wusste ich auch noch nicht, obwohl ich mich ja auch ein bisschen mit IT befasse 😉 Hast schon recht, Vorurteile gibt es genug. So hat mir Constanze Kurz, die ja nun wirklich extrem viel Ahnung insbesondere von Hardware-Themen wie Biometrie und Co hat, einmal erzählt, dass selbst sie gelegentlich dumme „Frauen und Technik“-Witze zu hören bekommt. Sowas habe ich bei meiner Hilfskraft-Stelle auch schon erlebt, ein Student zum anderen „Du bist ohnehin voll der Noob, das hast du falsch gemacht und das auch, und jetzt musst du dir auch noch von einer Frau helfen lassen.“ Von daher finde ich es sehr gut, einmal zu zeigen, dass es auch anders sein kann.
… und der Finanz-Terror feiert derweil fröhliche Urständ!
Mir geht ein Licht auf: Absicht war’s!
Generell ist es einfach so, dass die Masse der Frauen weniger Begeisterung für die technischen Dinge entwickelt als der männliche Part. Vielleicht ist das ja auch genetisch bedingt. Auf jeden Fall ist man mit großen Schritten dabei, diesen Rückstand aufzuholen, Vorreiterinnen wir Ada, Star und Donna sind vielleicht jetzt noch Extreme, werden aber vielleicht den Weg in die gleichermaßen verteilte Zukunft ebnen.
Na, Britta Westfalia, genetisch bedingt?
Irgendwie drängt sich mir das Gefühl auf, dass Du die Botschaft dieses Artikels komplett verdrehst*.
Rückstand aufholen?
Wenn hier wer einen Gendefekt und einen Rückstand aufzuholen hat, dann ja wohl eher die Herren dieser Welt, die sich lieber hinter Laptops und Bulldozern verkriechen und eher die Welt in Schutt und Asche legen, als auch nur ein Stück von ihrem Ego-Trip zu lassen und mal sich und die Mitmenschen wahrzunehmen (und auszuhalten).
Wobei ich auch da nur sagen kann: gemeint sind hier die ‚männlich sozialisierten‘ Wesen, denn an Schwanz haben und Brust nicht haben (oder umgedreht) lässt sich das ganz sicher nicht festmachen.
* Womit ich mich dann auch gleich als besserwisserischer ‚Mann‘ oute, der anderen die Welt erklären zu können (und müssen) glaubt!
hätte ich nicht gedacht 😉
hätte ich nicht gedacht 😉