„It’s good to know you looked the beast in the eye and didn’t flinch“

Diese Zitat von Steve Kurtz aus dem Film „Strange Culture“ würde auch zu Nick Merrill passen.

Mir haben in den Jahren nach Andrejs Verhaftung öfters Menschen gesagt, dass sie große Achtung für unsere Courage hatten, dem Wahnsinn zu widerstehen. Das hat uns gefreut und uns auch viel Kraft gegeben. In diesem entscheidenden Jahr nach der Festnahme hatte ich nicht das Gefühl, bewusst und aktiv Widerstand gegen irgendwas zu leisten. Gefühlt gab gar keine Alternative.

Das würde vielleicht auch auf Nick Merrill zutreffen, nur dass sich unsere im Vergleich zu seiner Situation ziemlich unspektakulär ausnimmt.

Und die Geschichte geht weiter: Nick wurde von Rop Gonggrijp zum 27. Kongress des CCC eingeladen. Heute erschien in der New York Times ein Artikel dazu, welche Bedeutung es auch im aktuellen Fall des Suppoenas gegen Twitter zu Wikileaks hat, das Nick sich erfolgreich gegen ein FBI Gag Order gewehrt hat: Twitter Shines a Spotlight on Secret F.B.I. Subpoenas

Nick hat beim 27c3 einen extrem beeindruckenden Talk gehalten: The importance of resisting Excessive Government Surveillance

Nick wurde vom FBI unter dem Patriot Act nicht nur mit jahrelanger Haft bedroht, sondern durfte dazu noch mit niemanden darüber sprechen. Es war nicht einmal klar, ob der Kontakt zum Anwalt schon strafbar war. Er betrieb 1994 2004 einen kleinen ISP, der u.a. Indymedia New York, aber auch Democracy Now! hostete, dazu viele andere NGOs und unabhängige Medien. Eines Tages stand ein FBI-Agent in seinem Büro, überreichte ein Schriftstück, das die Aushändigung verschiedener Informationen über Kunden forderte und die Anweisung enthielt, unter Strafandrohung mit niemandem darüber zu sprechen. Solche Gag Order („Schweigebefehle“) werden in großer Zahl verteilt. Nick war der erste, der sich mit Hilfe der Bürgerrechtsorganisation ACLU dagegen wehrte und im August 2010, nach sechs Jahren, Recht bekamt und jetzt immerhin über Teile des Verfahrens öffentlich sprechen darf.

Sechs Jahre war er völlig allein mit der Angst, womöglich als nächtes mit einem Sack über den Kopf in einer Art Guantánamo zu verschwinden. Auch der ACLU, der für ihn die Verfahren führte, antwortete auf die Frage, ob so etwas passieren könne: Wir wissen es nicht. Nick durfte nicht einmal zu erkennen geben, dass er sich für das Verfahren interessierte, das unter falschem Namen (der Schweigeauflage wegen) für ihn geführt wurde. Auch seine Familie und sein Freundin wussten nichts darüber.

Mehr dazu:

ACLU, 10.8.10: National Security Letter Recipient Can Speak Out For First Time Since FBI Demanded Customer Records From Him

ACLU Website zum Verfahren: Doe v. Holder : Internet Service Provider’s NSL

Wired, 10.8.10: ‘John Doe’ Who Fought FBI Spying Freed From Gag Order After 6 Years

Democracy Now!, 11.8.10: Gagged for 6 Years, Nick Merrill Speaks Out on Landmark Court Struggle Against FBI’s National Security Letters

Nick Merrill anonym als John Doe in der Washington Post, März 2007: My National Security Letter Gag Order

New York Times, Sept. 04: Judge Strikes Down Section of Patriot Act

ACLU Video:

Democracy Now!:

Dazu Teil zwei und drei

Nick hat vor, seinen alten ISP Calyx Institute so aus- und umzubauen, dass es zur Unterstützung von Menschen genutzt werden kann, Menschen in ähnlichen Situation zu helfen. Ich bin sicher, er freut sich über praktische Unterstützung.

6 Gedanken zu „„It’s good to know you looked the beast in the eye and didn’t flinch“

  1. In Bezug auf google, facebook (und die anderen, warum fragt keiner apple, ebay, M$ oder die kleine Klischte nebenan?) ist die Sache einfach. Fragen und die Antwort ist ein klares Nein oder keine Anwort, im besten Fall die Antwort, dass es keine Antwort gibt. Bei google oder facebook dürfte die Sache inzwischen klar sein.

    Also einfach mal Fragen: hey Anne, hast Du irgendwelche Userdaten weiter gegeben?

  2. Firefox: „Dieser Verbindung wird nicht vertraut. Ungültiges Sicherheitszertifikat. ACHTUNG!ACHTUNG!“

    Es nervt… aber schreckt vielleicht ab.

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