Kinderpornographie gut verstecken oder doch besser bekämpfen?

flickr.com/photos/wheatfields/546901054/Also bei Kinderpornographie hört’s aber wirklich auf. Da wird doch jeder einsehen, dass hartes Durchgreifen alternativlos ist. Oder?

Im Bundestag beim Unterausschuss Neue Medien fand heute eine Anhörung dazu statt, ob und wie bestimmte (kinderpornographische) Inhalte im Internet gesperrt werden können und sollen. Es wurden im Minutentakt getwittert und es gibt ein paar ganz interessante Details dazu. Ich habe keinen Zweifel, dass mit dem Totschlag-Argument "wir müssen unsere Kinder vor den bösen Männern schützen" auch dieser Plan umgesetzt werden wird, obwohl sehr gute Gegenargumente kursieren.

Bei netzpolitik.org
fand ich eine sehr schöne Demonstration des Arguments, warum
Internet-Sperren Kinderpornographie fördern, statt sie zu verhindern.
Ein Streitgespräch zwischen Frank Rieger, CCC und Mechthild Maurer, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder gegen sexuelle Ausbeutung ebenfalls heute im Deutschlandradio. Glatter Punktsieg für den CCC. 

http://noblogs.org/flash/mp3player/mp3player.swf

 

Etwas nüchterner der CCC als Ganzes: Ausblendung von problematischen Inhalten schützt nur die Täter.

SPON wies auf ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hin, das feststellte, "die Seitensperrung sei
technisch kaum umsetzbar und gefährde schwerwiegend die im Grundgesetz garantierte Kommunikationsfreiheit."

Von Fefe stammt die Kleinigkeit, dass ein Großteil der von den Skandinaviern gefilterten Domains in Deutschland liegt.

Christiane Schulzki-Haddouti hatte für heise news vor ein paar Tagen schon diverse Gutachten gegen den Leyen-Plan vorgestellt: Gutachten: Rechtliche Bedenken gegen Internet-Sperren. Da gibt’s dann auch noch einen sehr ausführlichen Bericht von der Anhörung.

Und wozu das alles? "Nur 12 Minuten nach dem Beginn der Kinderpornoblockdebatte fällt das Wort Urheberrecht."

 

Bild: net_efekt, Lizenz

14 Gedanken zu „Kinderpornographie gut verstecken oder doch besser bekämpfen?

  1. „Die heftige Kritik aus Reihen der Internetwirtschaft und von Rechtsexperten bezeichnete die CDU-Politikerin als reines „Ablenkungsmanöver“: „Wir rühren nicht an der Kommunikationsfreiheit.“ Es gehe darum, Schwerstkriminalität zu bekämpfen. Entscheiden müsse sich Politik und Gesellschaft höchstens, ob die Freizügigkeit des Marktes das höhere Gut darstelle oder die der Menschenwürde.“

    Das ist laut Heise die Antwort von Frau von der Leyen. Ablenkungsmanöver also. Fragt sich nur noch, wer hier wen ablenkt. Das traurige daran ist nur, dass man so gut wie nichts dagegen tun kann.

  2. Erstens: Zustimmung. Auch, wenn ich gewisse Zweifel daran hege, dass die Einführung von Netzfiltern eine aktuelle Entscheidung ist, oder tatsächlich im Zusammenhang mit Kinderpornographie steht. Dagegen spricht, dass alles das bereits 2001 in der International Convention Against Cybercrime angesprochen und zur Durchführung beschlossen wurde.
    Zweitens: das (wirklich coole) Anti-Censorship-Icon, das sich ursprünglich gegen Zensur bei Flickr richtete, steht unter einer Creative Commons „Attribution-NC-Share-Alike“-Lizenz. Das heisst, es ist komplett OK, es zu verwenden. Aber eigentlich muss(!) der Urheber dann auch genannt werden. Sonst hätte er das „Attribution“ weggelassen. Der wird Dich zwar kaum verklagen, und das ist auch nicht im Sinne von „das darf man nicht!“-Klugscheisserei gemeint, aber erstens gebietet’s eigentlich der gute Stil und zweitens denke ich, es gibt so viel allgemeines Unwissen über die Feinheiten von CC/GNU etc., dass man gelegentlich man an prominenter Stelle darauf hinweisen darf. Wenn man’s schon besser weiss. 🙂

  3. Hallo Tom,

    zum zweiten Punkt: steht unten drunter. Damit hatte ich eigentlich angenommen, Urheber und Lizenz ausreichend gewürdigt zu haben..?

  4. Arghh! Wie peinlich.
    Da steht er ja gross und mächtig, der (vorbildhafte) Bildnachweis. Ich habe ihn bloss nicht gesehen, weil ich das Bild selber „klauen“ wollte und beim Anklicken und „Eigenschaften anzeigen“ lassen zwar die Original-Adresse des Bildes im Kommentar aber die lokale URI im Blog gesehen habe, Klar, da unten hätte ich ihn nicht vermutet, aber ich weiss selber, wie unmöglich es ist, der meisten Blogsoftware eine ordentliche Bildunterschrift abzuringen.

  5. Warum alle den Rieger da feiern, ist mir wirklich schleierhaft.
    Die Tante bietet jede Menge Angriffsflaeche, Rieger geht jedoch wenig oder kaum drauf ein.
    Das mit dem Argumentieren in der Öffentlichkeit darf wirklich nochmal geübt werden.

  6. Aber die Sache ist, was hättest du denn noch antworten wollen?
    Du musst einfach bedenken, dass die Hörer dort keine Ahnung haben, wenn man erklärt hätte was man alles machen könne …
    Also muss man halt auf einem niedrigen Level bleiben für den Hörer, obwohl man gerne mehr hätte machen können.

  7. „Von Fefe stammt die Kleinigkeit, dass ein Großteil der von den Skandinaviern gefilterten Domains in Deutschland liegt.“

    Von Fefe bezieht sich auf scusiblog, dne eigentlichen Verfasser. Habe mir mal genauer angeschaut, was scusiblog da analysiert hat. Die Methoden und Schlussfolgerungen sind ein fach nur haarsträubend:

    * es wurden veraltete Listen genommen, die Serverstandorte können sich längst geändert haben
    * es sind Listen, die sich keinesfalls explizit auf KiPo beziehen. Was in einem Land illegal ist, kann in einem anderen völlig legal sein. Bspw. interessiert sich in den USA kein Staatsanwalt für Holocaustleugner.
    * von den anfangs genannten 331 Server in Deutschland bleiben auch für scusiblog nach genauerem Hinschauen dann nur 26 übrig
    * scusiblog schaute sich eine Homepage an, und wollte daraus schlussfolgern ob in den Tiefen des Servers illegale Inhalte liegen.

    Billiger geht es glaub ich nicht mehr.

  8. Zu der ‚einen Homepage‘ sagt Scusi: „auf der Seite sind lauter Fotos von Kindern und jungen Mädchen in teils mehr, teils weniger aufreizenden Posen […] wenn der Inhalt dieser Seite illegal sein sollte, dann fragt sich schon warum dieser Eintrag aus einer Zensurliste die so ca. ein Jahr alt ist am heutigen Tag immer noch aktiv ist.“

    Soviel zum Wegschauen.

  9. Die arme Frau wiederholt ja ständig nur ihre drei Argumente, man möchte ihr fast helfen, denn ich glaube ihr und ihrem Verein durchaus, daß sie so gerne daran glauben wollen, daß hier ein gutes Werk getan wird. Auch die spürbare Verzweiflung darüber, daß das irgendwie nicht gewürdigt wird ist hörbar. Ich hoffe, sie kommt irgendwann auch noch aus der momentanen Denial-Phase raus und erkennt bewusst, daß sie und ihre Sache in Wirklichkeit nur in völlig zynischer Weise vor den Karren gespannt wurde.

  10. @Sven: das Netz ist grenzübergreifend, Inhalte können in einem Land als gerade noch gesetzeskonform, in einem anderen als illegal bewertet werden. Daher kann man sich in dieser Grauzohne dort auch nur mit lokalen Sperren behelfen, und das Übel eben nicht an den Wurzeln bekämpfen.

    shy-lolita.info ist (jetzt) übrigens in Moskau registriert, hat eine Transfersperre und keine IP-Adresse. Man darf die Dinge ruhig mal nachprüfen, anstatt sie blos weiterzutratschen.

  11. @Sebastian: Du verschweigst, wem Du das zu verdanken hast, nämlich genau dem von Dir angegriffenen Blog.

    „Einer meiner Leser hat dem Hoster von shy-lolita.info eine Email geschrieben und 10 Minuten später war die Seite offline. Geht doch, warum kann so was das BKA nicht, wo sie doch praktisch ein Jahr Zeit gehabt hätten die Zensurliste ihrer finnischen Kollegen mal durchzugehen und die Server in DE ‘ermitteln’.“

  12. 1. Es ist doch klar: kein BKA der Welt kann den Überblick haben, was alles im Netz abgeht. Inhalte kann man jeden Tag umziehen.

    2. Ich kann es nicht wissen, aber schätze es handelte sich nicht um Bilder die hierzulande den Tatbestand von verbotener Pornographie erfüllen. Das wurde ja auch im Artikel angezweifelt. Nun sind sie weg. Was ist mit der viel beschworenen Informationsfreiheit?

    Einerseits wird gegen Sperrmaßnahmen argumentiert, aber dann „verdanken“ wir eine Sperrung fragwürdiger Inhalte eben denjenigen, die sich dagegen verwehren. Der Bock als Gärtner.

    Ich möchte es lieber nicht den Providern überlassen, aufgrund von Mails besorgter Bürger nach gutdünken Inhalte vom Netz zu nehmen.

  13. Ihr müßt nochmal ab Minute 6:00 reinhören. Da sagt sie: „Es sind zusätzliche Mittel ja notwendig, weil wir ja auch die Opfer haben.
    Man muß ja auch mal anschauen, daß derzeit Kinder in hohem Maße mit diesen Bildern
    konfrontiert werden. Und hinter jedem kinderpornographischen Bild steckt ja auch ein tatsächlicher sexueller Mißbrauch.
    Und was passiert da mit unseren Kindern, ja?
    Studien zeigen ja, daß derzeit die 10 bis 18jährigen zu 38% ungewollt zu sexuellen Handlungen angesprochen werden im Internet. Davor müssen wir unsere Kinder schützen, ja!“

    Also sie rührt zusammen Kinder als Mißbrauchsopfer und Kinder, die sich so Seiten ansehen, und Kinder die überhaupt (mit 17,5 Jahren) auf sexuelle Inhalte angesprochen werden – „unsere Kinder“.

    Schon die Unterstellung jedermanns Kind könne quasi Opfer von Kinderpornographie werden (die nach wie vor v.a. im engsten Familienkreise stattfindet). Und dann will sie zensieren, daß 17jährige im Netz auf sexuelle Inhalte angesprochen werden.

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