Endlich mal laut sagen dürfen

Viele meinen, man brauchte die Nazis nur aufzuklären – über die wahren Ziele ihrer Führer zum Beispiel – und schwupp, schon gäbe es keine Nazis mehr. Ist aber leider ein Irrtum, die wollen nämlich gar nicht aufgeklärt werden. Das sind nicht bloß Verführte. Die wollen genau das, was ihr Adolf ihnen bietet, nämlich endlich mal laut sagen dürfen, was sie schon lange heimlich denken. Verstehst du? Hitler spricht denen aus dem Herzen. Ob das nun ihr Rassenhass ist, den er ihnen zugesteht, oder ihr Deutschtum, auf das sie endlich wieder stolz sein dürfen – er ist ihr Mann und sie sind seine Leute.

Aus: Klaus Kordon: Mit dem Rücken zur Wand, Gulliver / Beltz & Gelberg 1990, S. 93

4 Gedanken zu „Endlich mal laut sagen dürfen

  1. klaus kordon und seine bücher haben mich meine späte kindheit und jugend begleitet. genialer mann, sollte pflichtliteratur im geschichts(!)unterricht sein, gerade die roten matrosen.

  2. Hmm, muss ich endlich mal lesen. Hab den ersten Band der Reihe („Die roten Matrosen“, „Trilogie der Wendepunkte“) gelesen, klasse. Die beiden anderen Bücher hab ich sogar zuhause stehen, ich komme nur so wenig zum lesen. 🙁

    Kann die Reihe trotzdem extrem empfehlen. 🙂

  3. Das Zitat gefällt mir nicht. Es suggeriert, dass den Nazis sowieso nicht mehr geholfen werden kann. Man bräuchte also nicht mehr aufzuklären.

    Außerdem wissen die Nazis über Hitler bestimmt ganz gut Bescheid. Über den, und dessen Ziele muss man also wirklich nicht mehr aufklären.

    Dieser Mann ist nicht deshalb ein schlechter Mensch, weil es alle sagen, sondern weil wir mit den Folgen seiner Ziele nicht leben wollen (bzw. nicht können, falls wir zufällig die falschen Vorfahren haben).

    Man müsste die Nazis also dazu bringen, über die Folgen ihrer Ziele nachzudenken.

Kommentare sind geschlossen.