Soziale Netzwerke beim c’t Online Talk

Beim c’t Online Talk gestern ging es um Soziale Netzwerke. Ganz allgemein. In der Ankündigung hieß es noch optimistisch

Ob Google+ nun die bessere Alternative im Social Networking ist, lassen wir für den c’t-Onlinetalk auf DRadio Wissen (Samstag, 16.7., 11 Uhr) erst einmal dahin gestellt.

Eigens zur Sendung wurde übrigens, erfuhr ich aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, die c’t Radio-Seite eingerichtet: http://www.heise.de/ct/radio/!

Und worüber haben wir geredet, gefühlt bestimmt die Hälfte der Zeit? Genau. Mit drei ausgemachten Fans des neuen Hypes hatte ich also Gelegenheit, mich eine Stunde zu unterhalten: Jürgen Kuri, stellvertretender c’t Chefredakteur, hat moderiert, außerdem Don Dahlmann und mspro, manchen auch bekannt als Michael Seemann.

Update: Es war ein sehr nettes Gespräch, und ich bin mir mit den dreien hoffentlich einig, dass wir das gern bei Gelegenheit fortsetzen sollten – ich hoffe, dass ich hier keinen gegenteiligen Eindruck vermittelt habe.

Bei DRadio Wissen, hier zum Nachhören. Auch als mp3, leider gerade nicht als Player zum Anklicken, weil mein Urlaubs-UMTS den Upload nicht hergibt. Später.

Bei GooglePlus ist die Peer-Pressure, da mitzumachen, fast ins Unendliche gestiegen – gibt es eigentlich außer mir noch mehr Leute, die die Aussicht, alle Informationen über sich gebündelt bei Google zu hinterlegen, ausreichend unangenehm finden, um es erstmal zu beobachten?

Fast schon erleichternd fand ich die Frage (bei Facebook!) von Marc Rotenberg, Präsident des EPIC (Electronic Privacy Information Center):

Ok. So here is the dilemma: lots of invitations from friends to join Google+ but a serious objection (mine) to establishing a Google Account because that links together a lot of otherwise disparate Internet activity (not very „circley“ ;-> ). Any thoughts?

Und darauf 58 Antworten bekam, große Mehrzahl skeptisch bis ablehnend.

Nach dem ersten Gehechel hierzulande gibt es inzwischen eine Diskussion, weil Google – wie schon öfter – nach enthusiastischem Auftakt einen großen Fettnapf erwischt hat: Plus-Accounts dürfen keine falschen Namen haben. Oder müssen jedenfalls halbwegs überzeugend wirkende Vor- und Nachnamen haben. Resultat: ein Sturm im Wasserglas. Sascha Lobo hat pro Pseudonyme kommentiert, empfehlenswert ist auch Anonymität von Jens Scholz (schon älter).

Es ging natürlich auch noch um andere Themen: Bedeutung der Netzwerke an sich, ausgiebig um (den Schutz der) Privatsphäre, und die Polizei.

Dabei bin ich auf eine Frage gekommen, zu der ich gern mal Meinungen von JuristInnen lesen würde:

Die Sozialen Netzwerke werden von (privaten) Unternehmen betrieben. In der Regel unterschreiben wir beim Anlegen des Accounts, dass wir die Rechte an unseren Inhalten mehr oder weniger komplett an die Betreiber abgeben. Damit wären unsere Daten deren Eigentum.

Wie gerade beschrieben, nutzen Polizeien gern und zunehmend Informationen aus Sozialen Netzwerken, primär solche, die öffentlich einsehbar sind. Nur: sind die Informationen/Daten, die ich so einer Plattform ‚übergebe‘, tatsächlich öffentlich? Oder nicht eigentlich eher privat, weil Eigentum von Facebook oder wem auch immer? Dürfen die das so ohne weiteres?

Natürlich machen sie es sowieso, das ist gar keine Frage.

Letzte Frage für heute: Teilt Ihr die im Online-Talk mehrheitlich vertretene Ansicht, dass wir alle früher oder später nur noch GooglePlus benutzen werden, oder kennt Ihr Netzwerke – etwa für Spezialinteressen, mit besonderem Datenschutz-Fokus, … – , die Ihr für überlebensfähig haltet? Welche?

Ich finde ja beispielsweise Lorea sehr sympathisch. Sicher nicht für alle, aber in/um Spanien und da bei den Sozialen Bewegungen soll es sich einiger Beliebtheit erfreuen: “Reclaim the Networks: Technological Sovereignty for Social Networks”. Dazu gehört auch n-1.cc, mit über 22.000 Accounts, was ja nicht wenig ist.

7 Gedanken zu „Soziale Netzwerke beim c’t Online Talk

  1. Ich fand den Talk ganz spannend. Auf der einen Seite war ja eine gewisse Affinität zu sehen war während auf der anderen Seite, ich weiß nicht ob man es Skepsis nennen sollte aber eben eine gewisse/gesunde Vorsicht vorherrscht.

    Zu Ihrer Frage. Ich denke das Potential das Google durch seine verschiedensten Dienst hat ist schon enorm. Wenn sie es schaffen diese Dienste unter die Haube Google+ zu packen und darüber das Thema Cloud Computing voranzutreiben bzw. in die breite Masse zu bringen, dann werden es die anderen Mitspieler, nicht unbedingt Facebook, schwer haben.

    In wie weit es sinnvoll ist seine Daten, Dateien und Informationen in das diffuse Objekt Namens „Cloud“ zu bringen und dann ggf. nur bei einem Anbieter? Ganz ehrlich das muss jeder für sich beantworten und es wird hier ebenso enden wie es in der Vergangenheit gelaufen ist:

    * es wird die totalen Befürworter geben
    * es wird die Mahner geben
    * es wird die geben, die wissen wie es zu nutzen ist
    * es wird die geben die sich keine Gedanken machen
    * es wird die geben die es aus Prinzip nicht nutzen werden

    Nichts desto trotz, die (Markt)macht von Google sehe ich nicht so groß, dass wir es hier mit einer Art Monopolisten zu tun bekommen. Wie Sie ja selber schon angesprochen (angeschrieben) haben, wird es immer Möglichkeiten geben auszuweichen. Gleichzeitig kann man ja feststellen, dass je größer eine Firma, gerade im Umfeld des Social Networking, wird, die Leute immer vorsichtiger und hellhöriger werden. Gleichzeitig macht die Suche nach Alternativen die Runde und wenn man sich MySpace ansieht, kann man auch erkennen wie es gehen kann wenn man in diesem Umfeld „mal den Zug verpasst“.

    So blöde wie es klingt aber ich denke Ihre Frage nach (öffentlichen) sozialen Netzen mit Datenschutzfokus bringt zwei Parameter mit, die sich jedenfalls aktuell, meiner Meinung nach ausschließen. Wobei ich zugebe, dass ich nicht so Internetweitgereist bin um mir eine abschließenede Meinung zu bilden.

    Allerdings gibt es ja Entwicklungen in diesem Bereich. Es gibt ja mit dem Projekt Diaspora die Idee eines dezentralen soziales Netzwerkes. Wo hier die Reise hingeht muss man abwarten. Das Potential, basierend auf der Grundidee, ist hier aber natürlich gegeben.

    Ich gebe zu ich war in den letzten Jahren ein Social Network Muffel und komme erst in den letzten Monaten auf den Geschmack. Daher bin ich hier aktuell auch eher Benutzer und aufmerksamer Beobachter. Mir persönlich sagt Google+ technologisch mehr zu als Facebook. Allerdings muss man wohl abwarten wie sich Google+ entwickelt und wie Google darauf, gerade im Bereich der Nutzerdaten, der Datennutzung und des Datenschutzes reagiert.

  2. Die Sozialen Netzwerke werden von (privaten) Unternehmen betrieben. In der Regel unterschreiben wir beim Anlegen des Accounts, dass wir die Rechte an unseren Inhalten mehr oder weniger komplett an die Betreiber abgeben. Damit wären unsere Daten deren Eigentum.

    Nein. Hast Du die ToS von Google+ gelesen? Ja, man erteilt ihnen relativ weitreichende Rechte an den Daten, die man dort einstellt, aber gerade due ToS bei Google beinhalten ziemlich restriktiv nur die Rechte, die sie brauchen, um Google+ sinnvoll anbieten zu können. Wenn man ein Bild/einen Text in einem sozialen Netz einstellt und dort öffentlich macht, dann muss man dem Betreiber des Netzes nun mal erlauben, diesen Text öffentlich zu zeigen, das ist doch offensichtlich, oder?

    Was die Polizei angeht: Öffentlich einsehbare Informationen bei G+ oder anderen sozialen Netzwerken sind öffentlich. (Was denn sonst? Jeder darf’s sehen, nur die Bullen nicht? Das wäre doch absurd.) Nicht umsonst kann man seine Beiträge und fast alle Informationen bei G+ mit seinen Kreisen, seinen erweiterten Kreisen (sozusagen Freundesfreunde) oder gezielt mit einzelnen Gruppen oder Personen teilen.

    Zuletzt: Spezialistennetzwerke werden sich halten und auch Facebook wird zumindest mittelfristig nicht den Weg von MySpace gehen, auch wenn Fb es schwer haben wird, weiter so schnell zu wachsen wie bisher. Das liegt aber nicht nur an G+, sondern auch daran, dass Fb in einigen Märkten die maximale Marktpenetration erreicht hat und bestenfalls langsam wächst.

  3. Eine hervorragende Liste an Argumenten für und gegen Pseudonyme gibt es hier: http://geekfeminism.org/2011/07/08/anti-pseudonym-bingo/

    Zu der Frage von Privatheit und Öffentlichkeit auf Plattformen für soziale Netzwerke wünsche ich mir eine ähnlich fundierte Kritik wie an kommerziell privatisierten öffentlichen Räumen in der echten Welt: Shopping-Malls, Bahnhöfe etc. Da wurde schon vieles gedacht und gesagt, was in der Analogie durchaus Bestand haben könnte.

  4. Interessanter Talk – aber Eric Schmidt und die Diskutanten machen es sich zu einfach mit der Haltung, „Wer um seine Daten in Social Networks fürchtet, soll sie nicht dort veröffentlichen“. Selbst wer noch nie ein Soziales Netzwerk betreten hat, ist dort vielleicht längst in kompromittierender Weise vorhanden. Denn wo immer man geht und steht, sind Handykameras im Einsatz, um die Fotogalerien in Facebook zu füllen. Der Einzelne hat keine Kontrolle, was andere über ihn veröffentlichen. Darin sehe ich das eigentliche Privacy-Problem. Und damit wird
    es geradezu unvermeidlich, in Facebook vertreten zu sein um zu beobachten, was dort mit der eigenen Reputation passiert.

  5. ich glaube, dass wir in einer Übergangszeit leben. Die Dominanz einzelner Social Networking Anbieter schreit geradezu danach, irgendwann einen gemeinsamen Standard zu finden der wieder allen, auch kleineren und Nischenanbietern ermöglicht, Lösungen zu positionieren. Ergo: Nein, ich glaube nicht, dass google plus alles an sich reißen wird. Der Neuigkeitswert und zusätzliche Nutzen ist einfach nicth groß genug.
    My 0,02€ in klein (in ausführlicher auf meinem Blog auf http://www.primbs.de/post/Sind-bald-alle-nur-noch-bei-Google-Plus.aspx)

  6. Pingback: Berliner Blogs im Wikio-Ranking Juli 2011 – Von Stefan Stahlbaum

  7. danke, die sendung werde ich mir asap/mit musse anhören.

    re zu deiner frage – da ich bei geekfeminism die noch andauernde diskussion von wg. G+/realnamen mitlese und mir generell und speziell meine meinung zu solchen netzwerken/webthemen er-arbeite – ganz klar : ich bin weder bei FB noch G+ (oder dann zukünftig bei ?).
    weil : aus meinen persönl. gründen werden diese – wie du ganz genau sagst – (US-)privatfirmen *meine daten* nicht bekommen.

    (imho ist es vielleicht dazu auch eine „typ-/charakter-sache“ und zB eine ökonomische abhängigkeit vom real-namen bei zB selbständige/freiberuf)

    http://geekfeminism.org/2011/07/10/the-status-of-pseudonymity-and-privacy-on-google/

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