In der Wochenendeausgabe des Guardian gibt es einen langen Artikel über den im Januar geouteten Polizeispitzel Mark Kennedy. Die britische Polizei will ihn nicht mehr haben, die AktivistInnen auch nicht, von der Familie hatte er sich vorher schon entfremdet. Eigentlich wollte er nur Gutes – Umwelt schützen, aber auch Verbrechen verhüten. Jetzt weiß er gar nicht mehr, wer er ist und will sogar Scotland Yard wegen der erlittenen Traumatisierung verklagen. Seiner, nicht der von ihm verursachten.
Der lesenswerte Bericht im Guardian enthält viel, worüber sonst nur spekuliert werden kann. Die Frage „Warum machen die das?“, die mir auch regelmäßig gestellt wird, lässt sich danach wenigstens ein bisschen besser beantworten.
Die Geschichte, wie es zu seiner Enttarnung kam, kannte ich noch nicht: 2009 wollte die von ihm infiltrierte Öko-Aktivismus-Gruppe ein Kohlekraftwerk besetzen. Kennedy gab das an die Polizei weiter, 114 Menschen wurden festgenommen, darunter Kennedy. Daraus ergaben sich zwei Alternativen: a) er wird zu einer Haftstrafe verurteilt oder b) er fliegt auf. Ergebnis: das Verfahren brach zusammen und hinterließ 1 Mio. Pfund an Verfahrenskosten. In der Folge wurden Polizeispitzel zum öffentlichen Thema, auch im britischen Parlament.
Inzwischen wurde der 6. Spitzel enttarnt. Die Geschichte dazu könnte auch aus einem Film sein: sein Handy telefonierte versehentlich selbständig, während er gerade über seine Ergebnisse an andere Beamte weitergab. Das Gespräch wurde vom Anrufbeantworter aufgezeichnet.
Dazu passt noch
- „Er war zu gut, um wahr zu sein!“. Geschädigte über linke Spitzel (taz, 10.2.).
- Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat für den Einsatz von Mark Kennedy sogar bezahlt, kam gerade durch eine Kleine Anfrage der Linken heraus: Britischer V-Mann bei G8 von MV bezahlt (Ostsee-Zeitung, 23.3.).
- Grüne wollen gegen britischen Undercover-Polizisten ermitteln lassen (Tagesspiegel, 10.3.)
- Der deusche Verfassungsschutz möche, ungeachtet der Pannenserie in den eigenen Reihen in letzter Zeit, das System gern noch ausbauen: Linke bekommen mehr Spitzel. Spionage durch den Verfassungsschutz. (taz, 24.3.).
Das Kapitel ist also noch lange nicht beendet.
Ob Simon Brenner gerade die baden-württembergische Polizei verklagt?
Bild: © Petra Hegewald / PIXELIO
„Die Geschichte dazu könnte auch aus einem Film sein: sein Handy telefonierte versehentlich selbständig, während er gerade über seine Ergebnisse an andere Beamte weitergab. Das Gespräch wurde vom Anrufbeantworter aufgezeichnet.“
→ „Enthüllung“ mit Michael Douglas 😉
Ich frag mich immer wieder ob dieser Simon Brenner Wolf Haas gelesen hat:
https://secure.wikimedia.org/wikipedia/de/wiki/Wolf_Haas#Die_Figur_Brenner
Könnte der Wolf Haas nicht das LKA für diese Urheberrechtsverletzung verklagen 😉