W.A.R. – !Women Art Revolution

Lynn Hershman (70) hat bei der Berlinale ihren neuen Film vorgestellt: !Women Art Revolution über 40 Jahre feministischer Kunst. Vor allem in Interviews mit Künstlerinnen geht es darum, wie sie sich feministische Kunst seit den 60ern in Politik und Gesellschaft eingemischt und damit die westliche Kulturszene verändert hat.

Lynn Hershman habe ich hier schon einige Male erwähnt: sie ist auch Regisseurin von Strange Culture, den Film über das Bio-Terrorismusverfahren gegen Steve Kurtz vor einigen Jahren. In einer der Hauptrollen: Tilda Swinton, u.a. Präsidentin der Berlinale-Jury 2009.


Nachdem ich mich ja bekanntermaßen gern mal mit der Tatsache beschäftige, dass sowohl bei den ‚wichtigen Blogs‘ als auch etwa im Journalismus Frauen deutlich unterrepräsentiert sind, freut mich dieser Film, der die noch viel größere Diskrepanz in der Kunst beschreibt. Mit Material und Interviews aus 40 Jahren. Auf dem ersten Plakat der Guerrilla Girls (1989) waren noch 5 Prozent der KünstlerInnen in den Moderne-Kunst-Abteilungen des Metropolitan Museum of Art in New York Frauen. 16 Jahre später waren es nur noch 3 Prozent.

Die Filmmusik ist u.a. von Laurie Anderson, Janis Joplin, Sleater-Kinney, The Gossip, Erase Errata und Tribe 8.

Während der Berlinale haben sich Diana McCarty (Reboot FM) und Barbara Mürdter (popkontext!) eine Stunde lang mit Lynn Hershman und Produzentin Alexandra Chowaniec unterhalten. Darin erzählt Lynn Hershman die Geschichte, dass einmal eine Fotografie von ihr von einem Sammler nicht gekauft wurde, weil sie von einer Frau war. Denn: das wäre eine schlechte Investition gewesen – und das Geld verschwenden wollte er ja nicht. Langfristig war das nicht schlecht, denn der Erlös des Bildes aus dem Verkauf 35 Jahre später hat den aktuellen Film mitfinanziert:

Reboot FM:  Hausradio Berlinale Special – W.A.R. Women Art Revolution with Lynn Hershman Leeson – 1 Std (Soundcloud)

Der Film thematisiert auch das Problem, dass Kunst von Frauen wieder verschwindet, wenn sie je sichtbar war. Junge Künstlerinnen erfahren wenig über die Künstlerinnen vor ihnen. Wenn aber doch, und wenn sie sie suchen, finden sie nichts in den Bibliotheken. Es gibt ein Projekt, um dies zu ändern: RAW/WAR ist eine Website, die ermöglicht, eigene Werke hochzuladen. So soll ein zugängliches Archiv entstehen. Außerdem gibt es eine Kollaboration mit der Stanford University, die das Archiv von Women Art Revolution hostet. Hier gibt es alle Interviews, die Lynn Hershman über 40 Jahre mit den Künstlerinnen gemacht hat, dazu Transkripte und Biografien.

Ich weiß nicht, ob und wann Women Art Revolution in Deutschland läuft, aber ich hoffe sehr. Liebe Kino-BetreiberInnen: denkt doch mal darüber nach und lasst uns wissen, wenn’s konkreter wird.

Track artwork
Lynn Hershman’s Website und Blog.

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