Reaktionen zu „Das Comeback der Überzeugungen – linke Medien in der Krise“

Flyer zur Veranstaltung Das Comeback der ÜberzeugungenStefan Tenner hat für das Medienmagazin Recherche von Radio Corax die Veranstaltung

Das Comeback der Überzeugungen
Starker Staat, schwache Banken, politische Presse:
Haben die linken Medien im Krisenjahr 2009 wieder Konjunktur?

aufgenommen. Am Freitag lief in der 69. Ausgabe ein einstündiger Zusammenschnitt:

http://noblogs.org/flash/mp3player/mp3player.swf

Mir kam die dankenswerte Aufgabe zu, in einer Runde mit den vier (Ex-)ChefredakteurInnen von taz, Frankfurter Rundschau, Neues Deutschland und Freitag die Blogs, Nicht-Printmedien, … zu verteten. Vielen Dank nochmal an alle, die auf meine Fragen, was anderen zu dem Thema noch wichtig scheint, reagiert haben!

Berichte von der Veranstaltung:

 

 

Ich gebe zu, dass ich weiterhin mehr Fragen als Antworten zum Thema ‚Linke (Medien) und die Finanzkrise‘ habe, was wohl auch dazu geführt hat, dass meine Beiträge in den eh schon spärlichen Berichten über die Veranstaltung keine wesentlich Rolle gespielt haben. Die Print-VertreterInnen haben sich einerseits der Frage gewidmet "Was ist links – was ist die Aufgabe von linken Zeitungen?" und sind – das liegt in der Natur der Dinge – stark damit beschäftigt, wie sie das ökonomische Überleben retten können. Bzw., warum, wenn die Zeiten schlecht sind und linke Antworten gefragt sein müssten, die Auflagen nicht steigen.

Mich interessiert eher, ob und wie die schlechten Zeiten dazu führen, dass neue Wege gegangen werden, was die Form betrifft. Es gibt einen Beißreflex seitens mancher ‚gelernter JournalistInnen‘ gegenüber denen, die den bewährten Medienbetrieb in Frage stellen. Wenig überraschend, immerhin ist das keine Branche, in der Arbeitsplätze als sicher gelten. 

Trotzdem bin ich der Meinung, dass auch Printmedien durch mehr Interaktivität gewinnen können und auch gar keine Wahl haben, als neue Wege zu gehen. Deswegen sind linke Antworten auf die Finanzkrise weniger in der Analyse der Situation und dem ideologischen An-die-Hand-nehmen zu finden, obwohl das alles sicher seine Berechtigung hat. Interessanter ist, dass eine allgemeine Krise = Orientierungslosigkeit auch eine Chance ist, Neues zu probieren. Schade, dass der Dialog dazu nicht besonders weit gekommen ist. Dass die vier anderen das nicht so wesentlich fanden, ist nicht überraschend. Bei 5 Leuten auf dem Podium und mehreren verhandelten Themen bleibt sowieso nicht viel Zeit zur Diskussion.

Etwas aus der Reihe fiel Philip Grassmann, Chefredakteur des Freitag, der gerade die Verbindung zwischen Web und Print neu probiert. Der hat sehr gekonnt für das neue Projekt geworben. 

Ist mir zugegebenermaßen erstmal von der Idee her auch sehr sympathisch. Die Umsetzung.. naja.. ruckelt noch ziemlich. Der Freitag versucht, mit einer Online-Community mit eigenen Blogs relativ offene Diskussionen zu fördern, deren Ergebnisse dann auch in der Printausgabe landen können. Ich hoffe, dass die ewig krittelnde deutsche Webgemeinde weiter anerkennt, dass da was interessantes Neues gestartet wird, statt sich mit der Suche nach dem Haar in der Suppe aufzuhalten.

Ich habe, nachdem ich mich nach der Veranstaltung länger mit dem Online-Chef des Freitag unterhalten habe, auch ein Freitag-Blog eingerichtet, zum Ausprobieren. An sich brauche ich kein zweites Blog, aber es ist explizit erwünscht, Texte auch einfach ‚rüberzukopieren‘. Das habe ich dann auch gemacht und bin prompt mit einem eher flapsigen Puzzle zur Schülerdatei in der aktuellen Print-Ausgabe gelandet.

Zum Schluss noch die letzte Debatte in der Arena Print vs. Web:

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3 Gedanken zu „Reaktionen zu „Das Comeback der Überzeugungen – linke Medien in der Krise“

  1. Linke Meinungen (weder in Regierungen, Medien noch Wirtschaft) sind jetzt nicht mehr gefragt als vor wenigen Jahren. Links ist das Interesse/die Macht der Menschen über der Wirtschaft zu stellen (passiert nicht). Der (jetzige) aktive Staat ist kein starker Staat, da er durch Banken und Autokonzerne getrieben wird und nicht die Wirtschaft antreibt.

    Die Fehler der Kriese werden nur mit anderen Mitteln fortgesetzt.

  2. @Blauebirke

    Warum ist der Staat kein starker Staat mehr? Gerade weil er die Banken und Autokonzerne unterstützt ist er doch ein starker Staat oder etwa nicht?

  3. @Chris
    Ein Beispiel: Der Staat gibt den Banken viel Geld (direkt und über Garantien) und könnte deshalb eine starke Position in der Verhandlung haben, insbesondere bzgl. der Rückzahlungen. Stattdessen sollen über die Rückzahlungen erst später diskutiert werden und „im gegenseitigen Einvernehmen“.

    Der Staat verhält sich also im Moment eher wie ein Diener der Wirtschaft. Dessen Bitten werden ohne nennenswerte Gegenleistungen oder Hinterfragen erfüllt. Der Wirtschaft wird gar eine „l’État c’est moi“-Stellung zugesprochen.

    Ein starker Staat würde im Gegensatz dazu, selbst die Agenda setzen. Er würde entscheiden, welche Industrien ihm (d. h. dessen Bürger) besonders Nutzen (z. B. Kauf gegen den Klimawandel). Würde sich nicht darauf beschränken den Status quo möglichst zu erhalten, sondern einige Industrien verstärkt aufzubauen und dafür einige fallen zu lassen.

    [1] http://www.lobbycontrol.de/…t-als-mullentsorger/

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