Zentrale Schülerdatei Berlin

Safer-Privacy.de hat eine gute Materialsammlung zur geplanten Berliner Schülerdatei. Um gar keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen:

Dass es bei der Schülerdatei nicht in erster Linie um Kosteneffizienz
oder ähnliches geht, zeigt auch eine Pressemitteilung der Berliner
Justizsenatorin von der Aue: "Diese
Schülerdatei ist eines der wichtigsten Mittel, um effektiv gegen
Schulschwänzer und junge Straftäter vorzugehen. Wir können nicht länger
darauf warten."

Losgehen soll es gleich nächstes Jahr. Geplant ist die Erfassung von

 

nicht nur Namen von Schülern, Geburtsdatum und -ort, Geschlecht und
Anschrift, sondern auch Namen, Adressen und Telefonnummern der
Erziehungsberechtigten. Auch Name, Anschrift und Nummer der Schule
sollen in das Dossier, dazu Klasse, Lerngruppe und Jahrgangsstufe.
Nicht zu vergessen, in welcher Weise der Delinquent der Schulpflicht
nachkommt, Aufnahme- und Abgangsdatum, Bildungsgang einschließlich
Abschluss. Hinzu kommen die Teilnahme an der ärztlichen
Schuleingangsuntersuchung, Art und Umfang außerunterrichtlicher
Förderung und Betreuung, nichtdeutsche Herkunftssprache, inwieweit der
Schüler zur Zahlung von Lernmitteln verpflichtet ist, Details zum
sonderpädagogischen Förderbedarf, Angaben zum beruflichen Bildungsweg.

Safer-Privacy hat dazu noch einen Pressespiegel und ihre Briefe an die Berliner SPD und Linke. Leider gibt es dazu keinen direkten Link. Alles nicht mehr total frisch, aber durchaus aktuell. Interessant in dem Kontext noch dieser Bericht, den Fefe ausgegraben hat: Mehr Geld für Bürokratie im Schulbereich :

Während die Bildungsausgaben in vielen
Bundesländern sinken, steigen die Ausgaben für Schulverwaltungsapparate
in vielen Bundesländern (ausgenommen; Sachsen-Anhalt, Sachsen, Berlin,
Baden-Württemberg, Niedersachsen, Hamburg, Brandenburg) mit einer
durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 3,1% (geometrisches
Mittel) in einem Zeitraum von 1992 bis 2005.

Ok, betrifft Berlin nicht, aber mit der direkten Anschauung einer Mutter eines Berliner Schulanfängers: ich könnte mir vorstellen, dass das Geld sinnvoller ausgegeben werden kann, als es in diese Datei zu stecken. Ich finde ziemlich erstaunlich, was alles von den Eltern selbst bezahlt werden muss ("Wir wollen ja mit den Kindern auch mal basteln, dann müssen wir das Material aber aus der Klassenkasse bezahlen"). Vom jüngsten Spendenaufruf des Rektors ganz zu schweigen, nachdem der Server der Schule samt massenhaft Rechnern geklaut wurde. Und wenn wir kein Geld auftreiben, dann gibt’s eben keine Computer mehr an der Schule. Sehr schön. (Und von hier einen schönen Gruß an die Arschlöcher, die nachts mit dem LKW vorgefahren sind und die ganze Schule leergeräumt haben).

3 Gedanken zu „Zentrale Schülerdatei Berlin

  1. „die ganze Schule leergeräumt“? Na, ein klarer Fall für Überwachungskameras!

    Damit ist dann ja auch klar, wofür der Technik-Etat im nächsten Schuljahr draufgeht: an jede Gebäudeecke wird eine Linse getackert! Dadurch sind dann die Computer wenigstens sicher, die man im Jahr drauf irgendwann anschaffen kann…

  2. ein gutes Beispiel für die zweischneidigkeit des Themas überwachung.wenn in der Bevölkerung ein bewußtsein für die negativen freiheitsbeschränkenden Konsequenzen von überwachung bestünde,hätte ich nichts gegen vermehrte videoüberwachung als Maßnahme gegen Vandalismus und Diebstähle.da dieses bewußtsein aber fehlt,werden die negativen konsequenzen überwiegen.wobei die überwachungskritiker die Entwicklung meines Erachtens nicht zu Ende denken.der vielkritisierte Schäuble schafft nur die Technologie und verstärkt deren Akzeptanz.die in einigen Jahrzehnten kommende islamische Diktatur wird diese “ vorarbeiten“ dankend übernehmen.kopftuchgebote,gebetszeiten sowie das verbot kritischer Meinungen lassen sich dann leicht kontrollieren.

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