Freitag wird im Berliner Zeughauskino der Film "Strange Culture" gezeigt, im Rahmen des Filmfestivals "ueber-Macht". Der Film ist eine Mischung aus Dokumentation und Spielfilm und hat das Bioterrorismus-Verfahren gegen den US-Amerikaner Steve Kurtz vom Critical Art Ensemble zum Thema.
Der Film ist von Lynn Hershman, und Steve Kurtz‘ Frau Hope wird von Tilda Swinton gespielt, die dieses Jahr Präsidentin der Jury der Berlinale sein wird.
Ich habe im Dezember in meinem Vortrag beim 25c3 auch über diesen Fall gesprochen. Im November 2007 haben wir in der Berliner NGBK eine Veranstaltung zum mg-Verfahren mit Ausschnitten des Films gemacht. Auch die gibt es vollständig dokumentiert – ich fand sie damals ziemlich gut.
Hier zum Nachhören Teil 1
http://noblogs.org/flash/mp3player/mp3player.swf
Wir haben Steve Kurtz und seine Partnerin Lucia Sommer letzten Sommer kennengelernt, als sie kurz in Berlin waren. Die beiden waren nicht in allen Punkten vom Film überzeugt: z.B. stört sie sehr, dass Steve’s StudentInnen im Film so dargestellt werden, dass der Eindruck entsteht, dass es einigen von ihnen sehr schwer fiel, ihren Dozenten angesichts der Terrorismus-Vorwürfe zu unterstützen, weil sie selber Repressalien befürchteten. Tatsächlich sollen die StudentInnen sich sehr großartig verhalten haben und gar nicht so skeptisch gewesen sein wie dargestellt. Es war den beiden sehr unangenehm, dass so ein falscher Eindruck entstehen könnte. Was ich sehr sympathisch fand.
Die Szene selber fand ich eher gut – auch wenn sie den StudentInnen nicht gerecht wird -, weil sie sehr eindrücklich darstellt, was ein Terrorismus-Vorwurf für das Umfeld der Betroffenen bedeuten kann, welche Angst und welcher Stress damit für sehr viele Leute ausgelöst werden.
Ich finde den Film großartig: geht hin!
Ganz unproblematisch ist das Gesellschafter-Filmfestival nicht. Beim letzten
Filmfestival Uebermorgen hat in Gütersloh die Bertelsmannstiftung die Stadtkoordination
übernommen (http://sandimgetriebe.attac.at/6418.html). Neben der Beteiligung von RTL, wird
z.B. das Buch zum Monsanto-Film von Random-House (Bertelsmann) verlegt:
http://www.randomhouse.de/…id=14432&mid=2498
D.h. ein bischen Kritik ist erlaubt und wenn es dann noch der Profitsteigerung dient. Ganz davon abgesehen ist die Bertelsman-Stiftung nicht nur in Bezug auf Sozialabbau/Privatisierung aktiv. Z.B. gibt es von dem von der Bertelsmann-Stiftung finanzierten CAP-Institut ein Papier mit dem wunderbaren Titel: „die Kosten des nicht Handelns“. Darin wird die islamische Gefahr herbeigeredet und als Konsequenz u.a. die Aufhebung des Trennungsgebot von Militär, Geheimdiensten und Polizei gefordert. Bertelsmann selber ist auch durch die Tochter arvato/empolis beim Polizeikongress aufgetreten.
Passenderweise wurde bei der vierten Bertelsmannkritischen Tagung ein Spitzel entarnt. Es ist nicht bekannt, ob der Bertelsmannkonzern a la Nestle jemanden von einer Detektei angeheuert hat oder ob es ein staatlicher Stasi 2.0 Mitarbeiter war.