Nie wieder Polylux

Gestern lief die ultimativ letzte Polylux-Sendung. Unter dem Motto "Wie hat Polylux mein Leben verändert" kamen allerhand Leute zu Wort. Wir hätten auch was beizutragen: der erste Fernsehbeitrag über das §129a-Verfahren gegen Andrej lief dort, letztes Jahr im Oktober. Das war durchaus eine mutige Entscheidung der Redaktion. Den haben inzwischen 26.000 (ja, sechsundzwanzigtausend) Leute gesehen und das hat unser Leben durchaus verändert. Danke nochmal an das Polylux-Team.

Screenshot Polylux Mein Leben als Terrorist

(Sorry für den technischen Umweg, einbetten geht damit nicht)

 

Dazu passt noch, dass in den Akten zu Andrejs Verfahren auch auftauchte, dass das BKA feststellte, dass ich die ‚Kontaktperson‘ zu Polylux gewesen sei bei einem Beitrag zum G8-Gipfel. Uuuh, gefährlich. Da ging es um Bewältigung von Traumatisierung (die ja bei Gipfelprotesten schonmal entsteht) und ich hatte in einer Mailingliste gefragt, ob jemand Interesse hätte, sich für einen Polylux-Beitrag interviewen zu lassen. Fertig ist die Aktennotiz.

Gemeinsam mit Polylux wird vom RBB auch der Berliner Radiosender Multikulti abgeschaltet. Zum Geldsparen. Es gibt viele wirklich erstaunlich blöde Entscheidungen auf dem Berliner Medienmarkt, aber diese ist sicherlich besonders erstaunlich blöde. Und lässt mich manchmal etwas wackelig werden in meiner grundsätzlichen Haltung gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Was passiert eigentlich mit dem Polylux-Archiv?

11 Gedanken zu „Nie wieder Polylux

  1. Beim Ansehen des Beitrags kam mir der Gedanke, wie kurios es doch ist, daß Herr Holm, der ja in der DDR staatsnah war, nun mit Methoden bearbeitet wird,die den Stasi-Methoden der DDR auffällig gleichen.

  2. Eine kleine Korrektur. Der Polylux-Beitrag wurde sogar noch öfter gesehen, denn die Viewzählung auf der Seite fehlen die auf externen Seiten oder via Playern Miro oder iTunes. Wenn man das dazurechnet, haben wir mehr als doppelt so viele Zuschauer diesen Beitrag gesehen.
    Frohe Weihnachten!

  3. deine dankbarkeit gegenüber polylux kann ich verstehen. ansonsten sollten wir diesem format, in dem vorrangig pseudo-kritisch themen in fünf minuten blöcken verwurstet wurden, keine träne zuviel nachweinen. sehr schön dazu der nachruf in der taz zwei:
    Das Magazin sollte Trends entdecken, hat sie aber beerdigt, http://www.taz.de/…1/das-neueste-von-vorgestern/

  4. habe wegen des kommentars von carlo eben mal gesucht, was über andre eigentlich so im netz zu finden ist und bin da ganz oben auf den Wikipedia-Eintrag gestossen (http://de.wikipedia.org/wiki/Andrej_Holm) – die Wikipedia als verlängeter Arm der Öffentlichkeitsarbeit der Bundesanwaltschaft? Jede Menge falsche oder verfälschende Behauptungen zumindest im Teil zu den mg-Ermittlungen. Erschreckend, wenn mensch die selbstorganisierten Ursprünge dieses Mediums bedenkt …

  5. Was stimmt den konkret am Wilipedia-Artikel nicht? Und wenn du es blegen kannst darft du es auch gerne ändern.

  6. In dem Wikipedia-Artikel steht nichts Falsches, aber es ist enorm selektiv. Auf mich wirkt er, als ob eineR oder mehrere nicht sehr engagiert gegoogelt hätten und – mindestens im Bereich ‚Leben und Wirken‘ – ein paar Zufallstreffer aneinander gehängt hätten. Im Bereich ‚Ermittlungsverfahren‘ ist es nicht ganz so zufällig, aber auch da fehlt viel. Wenn Leute dann davon ausgehen, sie wüssten in etwa, wer Andrej Holm ist: das schmerzt schon ein bisschen.

    Ich bin bisher davon ausgegangen, dass nicht gewollt ist, Wikipedia-Artikel über sich (oder nahe Angehörige) selbst zu ändern. Mir ist aber nicht klar, wie dann der Weg ist, den wir gehen könnten.

    Beim englischen Artikel ist mir folgendes passiert: da waren die Informationen noch viel rudimentärer und teilweise falsch. Da ich auch da nicht selber ändern wollte, habe ich eine lange Mail an Wikipedia geschrieben, Änderungen vorgeschlangen und viele mögliche Quellen genannt. Ergebnis: der ganze Artikel ist einfach gelöscht worden. Das war nicht, was ich mir vorgestellt hatte… Auch meine Nachfrage per Mail, wie das zu ändern sei und dass unser Ziel nicht war, den Artikel löschen zu lassen, habe ich nie eine Antwort bekommen.

    Für sachdienliche Hinweise wären wir dankbar.

  7. Du bist doche gerade auf dem Congress. Da laufen etliche Wikipedianer rum. Die können dir am ehesten von Angesicht zu Angesicht erklären wie ma in so eine Fall am Besten vorgeht. Aber Zurückhaltung bei Artikeln über Angelegenheiten, die einem zu nahe am Herzen liegen ist oft nicht die ungeschickteste Lösung. (http://de.wikipedia.org/…edia:Interessenkonflikt)

  8. Nur keine falsche Scham beim Bearbeiten von Wikipedia. Diese Plattform ist dazu da. Du kannst dort das Lemma ganz bequem anonym bearbeiten.

    Dass der Artikel gelöscht wurde liegt nicht an „Wikipedia“, sondern Wikipedia besteht aus vielen Menschen und vielen AdministratorInnen. Wenn da mal einen oder einer eine Laus über die Leber gelaufen ist, dann wird das Lemma gelöscht. Das sollte eigentlich nicht sein, passiert aber. Es gibt dort auch AdministratorInnen die eher bürgerlich-rechts sind und ganz sicher auch Angehörige von Repressionsorgen die dort administrieren.

    Trotzdem ist Wikipedia eine gute udn nützliche Plattform und ich finde, es ist nichts schlimmes dabei, wenn Du das Lemma über Dich oder Andre selbst bearbeitest.

    Lasst Euch nicht kleinkriegen!!

  9. Hallo, liebe Betroffene,

    mit Eurer neugewonnenen Erfahrung habe ich gleich das passende Jobangebot an Standort Berlin für Euch entdeckt:

    http://www.bund.de/…property=publicationFile.pdf

    Na, wie wärs?

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