Wer keine TerroristInnen hat, macht sich welche. Ein weiteres Beispiel aus dieser Kategorie ist Portugal, das laut Europol-Bericht zu Terrorismus in der EU letztes Jahr einen einzigen Terrorismusfall im Bereich "Ein-Thema-Terrorismus"hatte:
One single issue terrorist attack was reported for 2007. The attack took place in Portugal and was committed against a transgenic corn field. Over 100 people took part in the attack; more than one hectare of the field was destroyed.
(Europol: TE-SAT 2008, EU Terrorism Situation and Trend Report, S. 40)
Einigen der betreffenden "TerroristInnen" drohen offenbar demnächst juristische Konsequenzen. Es sind jetzt eine Website samt Online-Petition online gegangen, bei denen es darum geht, die Betroffenen zu unterstützen und sich für Protest und Zivilen Ungehorsam gegen Gentechnik auszusprechen.
Europol selber erklärt in TESAT 2008, dass alle anderen Staaten sog. Single-Issue-Aktivitäten als ‚Extremismus‘ deklarieren und Portugal hier mit 150 Terroristen, die ein Maisfeld angegriffen haben, eine Ausnahme darstellt. Ansonsten gab es außer im Bereich Rechtsextremismus in Portugal keinerlei wahrnehmbaren Terrorismus. Andere Themen, die im Europol in derselben Kategorie genannt werden, sind Tierrechtsaktivismus, allgemein das Thema Ökologie und "Angriffe gegen Privateigentum und Personen, die mit bestimmten Unternehmen in Verbindung gebracht werden" (TESAT 2008, S. 43). Da überrascht dann nicht mehr ganz so, dass in Österreich seit Mai neun TierrechtsaktivistInnen in U-Haft sitzen, denen bisher auch nicht direkt Mord und Totschlag nachgewiesen wurde.
Und was ist eigentlich passiert? Laut http://solimove.liveinfo.nl
sind am 17. August 2007 etwa 150 Menschen auf ein Maisfeld in der
Region Algarve gegangen und haben dort einen Hektar Gen-Mais zerstört.
Die Aktivisten boten öffentlich an, die 51 Hektar GVO-Mais mit
biologischen Maissaatgut zu ersetzen, was von dem Besitzer abgelehnt
wurde.
Das klingt nicht sehr nach klassischer terroristischer Aktivität,
total klandestin und die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzend..
Dieses Video illustriert gut die Absurdität des Vorwurfs ‚Ökoterrorismus‘.
Wenn die Zerstörung eines Gen-Mais-Feldes schon unter Terrorrismus zählt, sollte sich wirklich mal jemand vor Augen führen, was hier eigentlich los ist…
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Interessanter Beitrag, gerade auch vor dem Hintergrund des zur Zeit laufenden Prozesses gegen zwei Feldbefreier in Gießen, wobei die nicht wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung angeklagt sind 😉
Aber wer weiß, die Strafverfolgungsbehörden erweisen sich ja oft als recht phantasiebegabt. Vielleicht wird das Zerstören von Gen-Pflanzen irgendwann als Angriff auf wichtige Lebensgrundlagen o.ä. aufgefasst, der die Bevölkerung somit in Angst und Schrecken versetzt…
Aber man muss evtl. gar nicht so weit ins Ausland schauen. Letztes Jahr war ja erst Hauke Benner (aktiv in einem Netzwerk gegen Gentechnik) von den Hausdurchsuchungen der BAW vor dem G8-Gipfel betroffen, die im Rahmen eines §129a-Verfahrens stattfanden. Insofern: Wer keine TerroristInnen hat, macht sich welche. Auch hier.