Mit einem Blog, der noch kein Jahr alt ist, gehöre ich eher zu den Frischlingen in diesem Gebiet. Im April bei der re:publica bin ich das erste Mal auf eine offenbar heiße Debatte zum Thema Bloggen vs. Journalismus gestoßen, die mich erheblich überrascht hat, weil mir die klare Grenze nicht besonders selbsterklärlich war. Oder zumindest die klare Grenze zwischen den Identitäten ‚JournalistIn‘ und ‚BloggerIn‘ nicht. Auf mich wirkte es wie eine sehr identitär geprägte Scheindebatte.
Bisher hielt ich beides getrennt, und habe gerade heute mit diesem Prinzip aufgeräumt; das Ergebnis steht bei Telepolis: Genua 2001: Urteil im Bolzaneto-Verfahren.
Das folgt der einfachen wie naiven Idee, dass ein gutes Thema schnell und ungenau gebloggt werden kann und dann mit Nacharbeit vielleicht auch noch andere interessiert. Naiv, weil es wahrscheinlich die absolute Ausnahme ist, dass ein Thema, dass schon gebloggt wurde, noch von ‚richtigen‘ (Bezahl-)Medien übernommen wird. Genau dazu fand ich eben eine Debatte bei KoopTech von Christiane Schulzki-Haddouti, der sozusagen das Gegenteil passiert ist: bei der Recherche zu einem Thema, dass ein ordentlicher Artikel werden sollte, haben gleich mehrere BloggerInnen, die sie um ein Statement gebeten hatte, nicht den Artikel abgewartet, sondern sofort darüber gebloggt. Das Thema bewegt, das ist deutlich und es gibt einige interessante Kommentare.
Um was es in der Auseinandersetzung geht: wer war
zuerst da, auch und gerade im friendly Web 2.0, aber auch: wer hat
Zeit, gut zu recherchieren und wird trotzdem gelesen. Wenn schnelles
Bloggen verhindert, dass gut recherchierte Artikel erscheinen, nützt
das kaum wem, außer natürlich einem Ego. Schade (aber kaum zu ändern),
wenn Redaktionen gute gemachte Themen nicht mehr bringen, weil sie als
Stichwort schon irgendwo aufgetaucht sind. Mir ist die Variante lieber,
die ich heute ausprobiert habe: sozusagen öffentlich und zum Mitlesen
schreiben. Erst einen Rumpf bloggen und später was Besseres draus
machen. Vorausgesetzt, mir klaut keineR zwischendrin die Idee *und* ich
kann die Miete bezahlen.
To be continued.
Die Debatte zeigt glaube ich, dass alle im Moment in einer Orientierungsphase sind. Man muss dies und das ausprobieren. Vor allem aber glaube ich, dass man mit den Redaktionen abklären muss, inwieweit sie es stört, dass man Themen im Blog antestet.