55 Menschen sind im Mittelmeer ertrunken. Einer hat überlebt.
Die Zahlen lösen kein Entsetzen aus. Die Bilder kommen nicht mehr an. Dass im Mittelmeer zwischen Libyen und Italien, nach der Aussage des einzigen Überlebenden 55 Flüchtlinge ertranken, war den meisten Zeitungen – auch dieser – gerade noch eine Kurzmeldung wert.
„Es ist schwer zu glauben, dass in jenem Teil des Meeres 15 Tage lang kein Schiff sie bemerkte“, argwöhnt die linke italienische Tageszeitung il manifesto, aber offenbar herrsche die Ansicht vor, „wer Ausländern in Schwierigkeiten hilft, wird Probleme haben, auch weil die Staaten die Ausschiffung verhindern und die Ausländer auf den Schiffen bleiben müssen, die sie aufgefischt haben.“
Nach Angaben der UNHCR, des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, sind allein in diesem Jahr bereits 170 Menschen ertrunken, … (Thomas Schmid, Frankfurter Rundschau)
Wir nehmen es hin. Wir finden mehr oder weniger normal, dass es auf den ‚Vermischtes‘-Seiten lange Berichte über Unfälle mit einigen Toten und Verletzten gibt, und gleichzeitig die vielen Toten des Mittelmeers gelegentlich eine Kurzmeldung bekommen. Diese Toten gibt es, weil die deutsche Regierung, deutsche InnenpolitikerInnen, gemeinsam mit anderen EU-Regierungen, entscheidet, dass es sie gibt. Es ist damit auch unsere Verantwortung, dass es diese Toten gibt.
Einer hat überlebt. Lorenzo Pezzani hat mit ihm gesprochen.
Das Filmteam war zufällig, im Rahmen der Aktion Boats 4 People, in Tunesien.
Boats 4 People ist ein internationales Bündnis von Organisationen aus dem Mittelmeerraum, Afrika und Europa. Es wurde gegründet, um dem Sterben an den Seegrenzen ein Ende zu setzen und die Rechte von MigrantInnen auf dem Meer zu verteidigen.
Die Forschungsgesellschaft Flucht und Migration berichtet regelmäßig über die Situation der Flüchtlinge am Mittelmeer.
Nachtrag: