Über Links, Charts, Blogs

Von mass distraction, FlickrEin Interview der Netzpiloten mit Jens Schröder holte kurz ein Thema ans Licht, das bei den meisten Menschen zu Stöhnen führt, wenn ich es in den Mund nehme: die deutschen Blogcharts. Jens Schröder, der sie betreibt, wiederholt kokett, dass die Charts selbstverständlich nicht repräsentativ seien, versucht das Phänomen der Stempelblogs zu ergründen, die seit einer Weile die Charts stürmen und beschreibt, wie sie zustande kommen (die Charts, nicht die Stempelei). Außerdem hat er eine neue Konspiration entdeckt: die, dass Männer sich untereinander mehr verlinken und deswegen in den Charts eine bessere Figur machen. Während das tatsächlich damit zu tun hat, dass

Frauen bei journalistischen oder halb-journalistischen Fachblogs sehr unterrepräsentiert sind, während sie bei den subjektiveren Tagebuchblogs überrepräsentiert sind. Aber die Fachblogs sind die, die am ehesten verlinken und verlinkt werden.

Interessant wäre, ob aus seiner Perspektive die Stempelblogs (die, so sagt auch er, so erfolgreich sind, weil sie das gegenseitige Verlinken aktiv vorantreiben) halbjournalistische Fachblogs sind (von den diversen Apple-Produkte-PR-Websites in den ‚Charts‘ will ich gar nicht anfangen.

Ich hatte die These mal in den Raum gestellt, dass Männer sich mehr verlinken – was immer noch zu beweisen wäre. (Vielleicht könnten die Grünen nach ihrem erfolgreichen Netzpolitik-Kongress, der ja sicher zu einem Bedeutungszuwachs des Themas in der Partei führen wird, mal ein paar Studien dazu beauftragen? Das würde mich sehr interessieren, damit wir mal aus dem Bereich der Verschwörungstheorien / unbewiesenen Behauptungen rauskommen

Frau Stricktier twitterte mir dann einen mal tatsächlich konstruktiven Link, zu ihrem Artikel NoFollowFree. Darin schreibt sie, warum sie Charts ab und zu anguckt, obwohl Feebabos eigentlich relevanter sind als Links. Und was dazu führt, dass Blogs weniger eingehende Links haben als sie könnten: wegen des meist automatisch eingebauten Linkattributs „nofollow“, das dazu führt, dass die Links von Suchmaschinen nicht ausgewertet werden. Auch für die Suchmaschinen spielen nämlich Verlinkungen eine Rolle.

Warum es das gibt und wer ein Interesse daran hat, steht sehr schön bei http://www.no-nofollow.net/ beschrieben.

Sie weist noch auf einen Artikel von Elke Fleing hin, in dem steht, wie rauszukriegen ist, ob das eigene Blog die automatische Voreinstellung ’nofollow‘ hat (bei meinem ist das so, habe ich betrübt festgestellt), und wie das zu ändern ist. Z.B. mit dem praktischen WordPress-Plugin nofollow-free.

Nochmal Frau Stricktier:

Also, setzt eure Artikel (und Kommentare) nofollowfree, dann wird das was mit der Sichtbarkeit.

(Für Männer, Frauen und alle anderen)

Bild: mass distraction, Flickr, CC-Lizenz