Meinungsmacherin bei dctp.tv

Nachdem ich Ende letzten Jahres mich hier darüber ausgelassen hatte, dass die erste Staffel ‚Meinungsmacher‚ bei dctp.tv – Interviews mit wichtigen deutschen Bloggern -, nur mit Männern geführt wurde, hat mich Philip Banse zur dritten Staffel eingeladen. In der ehrenwerten Gesellschaft von Fefe, Tim Pritlove und Esther Slevogt, die Nachtkritik (mit-) schreibt.

Es dauert knapp 40 Minuten, und Themen sind die Frage, warum Bloggerinnen
nicht als relevant wahrgenommen werden (oder: zu werden scheinen), die
Entstehung von annalist, das Verfahren gegen Andrej, was ich vorher tat
und wie ich ins Netz kam.

Das Interview zum Download als mp4, 172mb / Der Link zum Video samt Infos und Embed-Code bei dctp.tv

Die Interview-Situation und überhaupt das gesamte Drumrum fand ich angenehm, mit einer Einschränkung: die Betextung des Videos gefällt mir nicht soo besonders. Während bei allen anderen im Untertitel der Inhalt des Blogs aufgegriffen wird, steht bei mir ‚Die Bloggerin‚. Ist das ein Inhalt an sich? Definiert mein Blog, dass ich eine Frau bin? Eigentlich nicht, würde ich denken, auch wenn die Frage, ob Frauen oder Männer bloggen, der Anlass zum Interview war. Dazu wird mir in die Schuhe geschoben, was ich ja gerade kritisiere an der Wahrnehmung von von Frauen geschriebenen Blogs: Die Zuschreibung der ‚persönlichen Betroffenheit‘.

Anne Roth hat Indymedia.de mitbegründet, eines der ersten alternativen Nachrichten-Portale. Ihr Blog über Datenschutz, Überwachung und digitale Bürgerrechte startete sie, nachdem Ihr Partner Andrej Holm wegen Terrorismus-Verdachts verhaftet worden war. Das Blog sollte helfen, diesen massiven Eingriff in ihr Leben zu verarbeiten. Die persönliche Betroffenheit – ein Merkmal vieler Blogs von Frauen, sagt Anne Roth. 

Im Nachhinein fällt mir alles mögliche auf, was eigentlich auch noch hätte gesagt werden müssen. Schade um all die ungeheuer wichtigen Sachen, aber so ist es auch gut geworden, finde ich. Mir fehlt es deutlich an Übung bei sowas, aber mit zunehmender Übung wird es ja auch langweiliger (für mich jedenfalls). 

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5 Gedanken zu „Meinungsmacherin bei dctp.tv

  1. genau, ‚die bloggerin‘ ohne weitere angaben hat mich auch gestört. habe, wie schon getweetet, erst 38 min. gesehen, die mir sehr gut gefallen haben (lade jetzt erst mal das ganze auf meinen rechner). du schienst ganz am anfang, mit der kaffeetasse, nervös zu sein, warst aber dann sehr ruhig und ganz schön professionell. dafür war philip etwas unsicher, hm –

  2. Das Interview hat mir gut gefallen. Ich lese schon eine Weile bei ihnen mit, das Video gibt doch noch mal einen guten Einblick auf die ganze Thematik. Gerade, weil die Abstraktion solch einer Überwachungserfahrung („passiert stets nur den anderen“) so nochmal eine eher personen- statt textzentrierte Wendung erfährt.

    Aber, da sie ja nun soziologisch nicht unbekümmert sind: Die Unterscheidung Blogger/Bloggerin haben sie aufgeworfen und sie war der Anlass (nicht Ursache oder Grund) sie auch zu interviewen. Und nun finden sie diese Unterscheidung als zu grundlegend benutzt. Ich verstehe zwar moralisch, was sie meinen – es ist aber trotzdem total inkonsistent.

    Wenn ich sie mit dieser kleinen Vorgeschichte zu einem Interview geladen hätte, hätte ich die Gender-Unterscheidung ebenso zentral gesetzt – das Interview so wie P. Banse begonnen und diesen Untertitel gewählt – weil ich davon ausgegangen wäre, dass ihnen das wichtig ist.

    Sie hätten sich ansonsten ebenso gut als „Blogger“ einbringen können, der, im Gegensatz zu den anderen der Reihe, aus höchstpersönlichen und besonderen, spezifischen Gründen das annalist-blog betreibt.

    – Ich wollte das nur loswerden, weil mir diese Gender-Inkonsequenz jedes Mal aufs neue auffällt.

    Als Datenschutzaktivistin mit Engagement und Mut zum persönlichem Risiko bewundere ich sie und wünsche ihrer Familie alles gute.

  3. Na endlich. Endlich gewinnt diese Interviewreihe mal an Fahrt. Die erste Runde haperte mir dann doch zu stark daran, dass sich die Interviewten die ganze Zeit als Befragte gesehen haben und nicht als Erzähler und Auf-den-Punkt-Bringer. Du wirkst, wie man so schön sagt, sehr wach und aufgeschlossen.
    In diesem Interview sind schon viele schöne Punkte dabei, man kann eh nie alles bringen und man kann eigentlich auch nur schwer abschätzen, welche Punkte man gut anbringen kann. Sowas sollte so ein Gespräch dann auch selber ergeben.
    Alles in Allem: Bravo!

  4. Ich bin gerade erst durch das dctp-Interview auf Ihr Blog aufmerksam geworden, vorher kannte ich annalist nicht. Ich fand, Sie sind in dem Interview sehr sympathisch, kompetent und souverän rübergekommen, und was Sie gesagt haben war sehr interessant. So interessant, dass ich danach durch den Link hierhergekommen und mich festgelesen habe, und ich denke, da bin ich nicht die einzige. 🙂
    Fazit: Sehr gutes Interview und sehr gutes Blog.

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