Kreativ oder Leben?

Letztes Wochenende fand in Berlin ÜberLeben in den »Creative Industries« statt. Dazu gehört dieser großartige Werbefilm (Zitat):

Es ging um die Rolle der ‚Kreativen‘, die gern hochgehalten werden, um das werbewirksame Image Berlins zum Glänzen zu bringen. Leider lebt es sich davon weiter schlecht. 

Die Spannbreite der Themen war groß. Am ersten Abend ging es mit Benni Bärmann (Keimform.de), Wolfgang Schimmel (Verdi) und Matthias Spielkamp (iRights.info), moderiert Sabine Nuss (Rosa Luxemburg Stiftung) um Urheberrechte und den Dauerbrenner, wie die Rechte/Einnahmen der Kunstschaffenden etc. trotz freien Internets zu retten seien: Zwischen den digitalen Fronten – mehr Geld, mehr Freiheit oder alles für alle?

Den angekündigten Streit gab es nicht wirklich, aber dass das ein weites Feld ist, zu dem niemand eine Patentlösung hat, wissen wir jetzt weiter. Ich kann das nicht wirklich angemessen wiedergeben, das würde den Referenten nicht gerecht (und ich war zu müde, um ordentlich mitzuschreiben). Aber es soll demnächst eine Video-Dokumentation geben. Im nächsten Leben gönnt sich die Rosa-Luxemburg-Stiftung dann hoffentlich einen Stream..?

Gut gefallen hat mir am nächsten Tag der Vortrag von Silke van Dyk: Rebellion for profit – wird Abweichung zur Norm?

Fragestellung war sinngemäß: Wenn der Kapitalismus alles Kreative aufsaugt und integriert, ist es dann subversiv, sich kreative Protest- und Widerstandsformen auszudenken? Ist die geeignete oppositionelle Haltung dann, passiv, ironisch oder depressiv zu werden? Das wäre ja die naheliegende Reaktion. Silke van Dyk empfahl, sich das Problem genauer und anhand realer Beipiele anzugucken. Ihre These ist, dass nicht alles integriert wird, sondern nur das, was gut passt. Es lohnt also weiterhin – und ist gewissermaßen Pflicht für alle, die die bestehenden Verhältnisse nicht hinnehmen wollen -, sich genau über Form und Inhalt von Protest Gedanken zu machen.

Der Vortrag soll als Artikel in der nächsten Prokla erscheinen und das halte ich für lohnende Lektüre. Nachdem die allerdings erst nächsten Sommer erscheinen soll, wäre sehr schön, wenn dieser Text noch etwas früher das Licht der Welt erblicken könnte?

Etwas enttäuscht hat mich die folgende Runde zum Thema »Solidarität ist Selbstmord«? – Kooperation statt Konkurrenz. In drei Beiträgen wurde die Entwicklung von connex.av, der Interessenvertretung der Medienschaffenden bei Verdi, die Situation zweier Gewerkschaften für Beschäftigte in Film-Berufen in den USA und ein Verband unabhängiger Musiklabel vorgestellt. Deren Situation ist jeweils aus unterschiedlichen Gründen kompliziert. Was daraus aber folgt, wenn Kooperation statt Konkurrenz gefragt sind, wurde mir nicht wirklich deutlich.

Alles andere habe ich leider verpasst, aber sicher gibt es bald die Videos..

Verpasst habe ich auch einen Workshop, bei dem diese interessanten Bildchen entstanden:

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Dabei stehen Herz für Spaß, Plus für Lernen, € für Geld, Stern für berufliche Anerkennung, Blume für gesellschaftlichen Wert und Sonne für Gesundheit. Frohes Schaffen!

 

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